Ungewöhnliche Testfahrt im Bergwerk

Wellen · Ein leichter Koloss, ein innovativer Traditionalist: Der neue Land Rover Discovery ist voller Widersprüche – und hat jetzt sogar unter Tage überzeugt.

"Die spinnen, die Briten." Zunächst schreit es förmlich nach dem berühmten Obelix-Zitat, wenn Land Rover seinen neuen Discovery unter Tage durch tiefes Geröll wühlen lässt. Doch es funktioniert: Auf dem fast 400 Kilometer langen, teils in tiefster Dunkelheit liegenden Wegenetz des Untertagebergwerks Wellen bei Trier beweist der neue britische Geländewagen seine großen Fähigkeiten.

Auf den umliegenden Straßen zwischen Luxemburg und Saarlouis fanden wir heraus, ob die mittlerweile fünfte Discovery-Generation tatsächlich neue Maßstäbe setzen kann.

Und ob sie das kann. Zum Beispiel glänzt das 4,97 Meter lange, familienfreundlichste aller Land-Rover-Modelle mit Verzicht. Sein Geiz ist begrüßenswert, denn je nach Modellvariante bringt der Discovery 5 bis zu 480 Kilogramm weniger auf die Waage als der Vorgänger Discovery 4. Reichlich Aluminium und am Vorderbau sogar besonders kostspieliges und leichtes Magnesium reduzieren gemeinsam mit leichteren Motoren den Normverbrauch.

Bisher war das Einstiegsmodell mit sechs Zylindern und Stahlkarosse unterwegs, jetzt glänzt der neue Vierzylinder-Basis-Diesel mit Aluminium-Monocoque durch sparsame 6,0 Liter Normverbrauch. Das sind 22 Prozent weniger als bisher. Der von uns gefahrene Discovery 3.0 Td6 mit 258 PS/ 190 kW Leistung und bärenstarken 600 Nm Drehmoment verbraucht laut Norm nur 7,2 Liter. In der Praxis bewegt man den 2,2-Tonner selbst bei forscher Fahrweise mit unter zehn Litern.

Zur Auswahl stehen zudem zwei 2,0-Liter-Diesel mit 180 PS/132 kW und 240 PS/177 kW sowie ein 3,0-Liter-Benziner mit 340 PS/250 kW. Die mit dem Benziner angetriebene Top-Version Discovery HSE Luxury kostet 73 700 Euro.

Der Discovery ist seit 28 Jahren das vielseitigste Familienauto unter den Land-Rover-Modellen und innerhalb seiner Klasse. Er bietet auf bis zu sieben Sitzen reichlich Platz. Die nach hinten leicht ansteigende Theaterbestuhlung ermöglicht allen Insassen gute Sicht. Selbst die Passagiere in der dritten Reihe genießen relativ viel Platz. Die Sitze sind in 21 verschiedenen Konstellationen nutzbar, von Vollbestuhlung bis zum Zweisitzer mit riesiger Ladefläche und 2500 Litern Gepäckraum.

Ebenfalls 21 beträgt die Zahl der Ablagen im Discovery-Innenraum. Stolze 45 Liter fassen sie insgesamt. Für friedliche Stimmung an Bord sorgen neun USB-Buchsen, sechs 12-Volt-Ladebuchsen und ein WLAN-Hotspot für acht Geräte.

Die Assistenzsysteme im neuen Disovery reichen von den üblichen Standards bis zum erweiterten Anhängerassistenten, der das knifflige Rangieren mit 3,5 Tonnen am Haken zum Kinderspiel macht. Außerdem weist der Discovery 5 auf eine ausreichende Parklücke hin, lenkt sich selbst hinein und hinaus.

Mit speziellen Felgen kommt der Offroad-Brite auf den besten c{-w}-Wert seiner Klasse (0,33). Ebenfalls "Best in Class" ist er mit bis zu 28,3 Zentimetern Bodenfreiheit (mit Luftfederung, sonst 22 Zentimeter) oder beim Durchfahren von bis zu 90 Zentimetern tiefem Wasser (Wattiefe). Den Innenraum prägen in Discovery-Tradition starke Linien sowie große Flächen. Die Bedienelemente hat Land Rover um fast die Hälfte reduziert. Alles wirkt sehr hochwertig. Das stark modernisierte Außen-Design ist charmanterweise gespickt mit traditionellen Discovery-Zitaten wie einer dezenten Stufe im Dach.

Fans bedauern, dass die Heckklappe nicht mehr klassisch zweigeteilt ist wie noch beim Discovery 4. Dafür entschädigt beim neuen Discovery 5 innen eine zusätzliche elektrische Heckklappe. Bei Bedarf dient sie als praktische Sitzbank oder hervorstehende Ablagemöglichkeit. 255 Euro kostet das praktische Extra und ist bei den zwei höheren von vier Ausstattungslinien inklusive. Die nunmehr einteilige Heckklappe bietet einen größeren Schutz vor Regen.

Die Fahrhilfe "Terrain Response 2 Auto" wählt eigenständig die idealen Einstellungen, zum Beispiel für Allradantrieb und Dämpfung. Der Offroad-Tempomat "All-Terrain Progress Control" hält im Gelände ein gewähltes Tempo oder unterstützt das Anfahren bei Glätte.

Mit seinen vorbildlichen Geländeeigenschaften - der Discovery bewältigt bis zu 45 Grad Steigung oder Gefälle und 35 Grad Schräge - wühlte sich der Brite souverän durchs bis zu 20 Meter tief liegende Wegenetz des Josef-Schnuch-Stollens im Untertagebergwerk Wellen bei Trier. Selbst in völliger Dunkelheit verdiente sich der Kletterer das volle Vertrauen seiner Passagiere. Wer Platz für einen fast fünf Meter langen Geländewagen und genug Geld übrig hat, genießt mit dem neuen Land Rover Discovery noch mehr als bisher einen vielseitigen und luxuriösen Offroader.

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