Großer Aufwand wegen viel Geld Mammut-Strafprozess gegen Finanz-Jongleure aus dem Saarland

Saarbrücken · Drei Geschäftsleute aus dem Saarland sollen bundesweit Geldanleger um Millionen geprellt haben. Jetzt wird den Männern der Prozess gemacht.

 Geldanlage ist eine Sache des Vertrauens. Wer dabei zu gierig wird, riskiert alles. Symbolfoto.

Geldanlage ist eine Sache des Vertrauens. Wer dabei zu gierig wird, riskiert alles. Symbolfoto.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wegen Anlagebetruges im großen Stil und unerlaubter Kreditgeschäfte müssen sich drei Männer aus dem Saarland vor dem Landgericht in Saarbrücken verantworten. Die drei Geschäftsleute im Alter zwischen 55 und 65 Jahren sollen zwischen 2009 und 2013 mit der Firma „Alphapool“ von Saarbrücken aus bundesweit ein kriminelles Schneeballsystem betrieben und dabei rund 1000 Kapitalanleger um mehr als elf Millionen Euro geprellt haben.

Große Besetzung bei der Wirtschaftsstrafkammer

Die Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts hat für den Prozess vorerst 37 Verhandlungstage bis Ende Februar 2018 terminiert. Sowohl die Richterbank, als auch die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung sind mehrfach besetzt, um bei eventuellen Erkrankungen von notwendigen Prozessbeteiligten weiterarbeiten zu können.

Geldanlage mit 100 Prozent Rendite versprochen

Laut Anklageschrift sollen die drei Beschuldigten in unterschiedlicher Position bei „Alphapool“ tätig gewesen sein und mehrere Anlagemodelle entwickelt haben, die sie über Vertriebsgesellschaften und Vermittler auf Provisionsbasis bundesweit unter die Leute brachten. In einem der Modelle ging es darum, den Kunden Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträge oder Investmentfonds vor der Fälligkeit abzukaufen. Die Verträge wurden anschließend über eingeschaltete Rechtsanwälte gekündigt, die Rückkaufwerte und Guthaben gingen auf Konten von „Alphapool“. Von dort aus sollte das Geld angeblich extrem gewinnbringend mit bis zu 100 Prozent Rendite angelegt werden und sich auf diesem Weg innerhalb der vereinbarten Laufzeit nahezu verdoppeln.

Hohe Gewinnerwartung lockt bundesweit hunderte Anleger

Diese hohe Gewinnerwartung kurz nach der weltweiten Finanzkrise mit ihrem niedrigen Zinsniveau ließ viele Anleger schwach werden. Allein zwischen September 2009 und Januar 2013 sollen 894 Kunden insgesamt 1451 Versicherungen, Bausparverträge oder Fonds im Zeitwert von 10,45 Millionen Euro an „Alphapool“ abgetreten haben. Nach einer Änderung des Geschäftsmodells – die wohl in erster Linie dazu diente, die Bankenaufsicht aus dem Geschäft raus zu halten – kamen weitere Anleger hinzu. Laut Berechnung der Ermittler in der 1359 Seiten langen Anklageschrift hatte „Alphapool“ so am Ende insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro eingesammelt. Daraus ergaben sich mehr als 22 Millionen Euro an Forderungen der Gläubiger und Geldanleger. Das konnte nicht gut gehen. Die Gesellschaft verlegte ihren Sitz nach Leipzig und meldete Insolvenz an. Die Angeklagten kamen im Mai 2016 in Untersuchungshaft.

Klassisches Schneeballsystem zum Scheitern verurteilt

Nach Ansicht der Ermittler war das Ganze ein kriminelles Schneeballsystem, in dem vermeintliche Gewinnausschüttungen an alte Anleger mit dem Geld der neuen Anleger bezahlt worden seien. Nur ein geringer Anteil des erhaltenen Kapitals sei angelegt worden. Der Löwenanteil sei zur Finanzierung des Firmengeflechts, zur Ausschüttung an Anleger bei Fälligkeit und für den persönlichen Lebensstil der Beteiligten ausgegeben worden. Die drei Geschäftsleute sollen auf diesem Weg, abhängig von ihrer Position bei „Alphapool“ im Tatzeitraum zwischen 200 000 und 500 000 Euro für sich abgezweigt haben.

Gutachter ermittelt die genaue Höhe des Schadens

Genauere Zahlen zur Höhe des entstandenen Schadens soll das Gutachten eines Sachverständigen liefern, das voraussichtlich Ende des Monats vorliegen wird. Danach dürfte es auch darum gehen, ob der geplante Mammut-Prozess vorzeitig durch eine Absprache im Strafverfahren beendet werden kann. Dabei könnten die Angeklagten, wie in jedem anderen Strafprozess auch, bei einem Geständnis mit Strafmilderung rechnen. Wegen der Höhe des Schadens dürften ihnen aber auch in einem solchen Fall mehrjährige Gefängnisstrafen drohen.

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