Trickdiebe zu Haft verurteilt: Sie hatten Geldautomaten im Visier

Saarbrücken · Mit einem Trick haben Diebe bundesweit Bankautomaten abgezockt. Sie manipulierten die Geräte so, dass diese das Geld nicht an die Kunden herausgaben – sondern an die Kriminellen. Jetzt wurde ihnen der Prozess gemacht.

 Mit einem Trick haben Diebe bundesweit Bankautomaten abgezockt.  Location: Kaufbeuren

Mit einem Trick haben Diebe bundesweit Bankautomaten abgezockt. Location: Kaufbeuren

Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

Nach einer bundesweiten Serie von Diebstählen aus Geldautomaten hat das Landgericht Saarbrücken zwei Männer zu Haftstrafen von mehr als zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt. Ein aufmerksamer Bankkunde aus Saarbrücken hatte die Ermittler auf die beiden 28 und 26 Jahre alten Trickdiebe aufmerksam gemacht. Das Duo und ein mitangeklagter Helfer(27) wurden daraufhin Anfang November 2015 festgenommen. Seitdem sitzen die drei teils einschlägig vorbestraften Männer aus Rumänien im Saarland in Untersuchungshaft.

Nach Erkenntnis der Ermittler sollen die Drei in wechselnder Beteiligung an rund 130 vollendeten oder versuchten Diebstählen aus Geldautomaten beteiligt gewesen sein. Die Taten ereigneten sich zwischen Mai und Oktober 2015 unter anderem in Saarbrücken, Wittlich, Kaiserslautern, Kassel, Hanau, Offenburg, Baden-Baden, Kehl, Karlsruhe und Trier. Dabei nutzten die Täter eine Methode, die sich "Cash-Trapping" nennt. Sie suchten zunächst geeignete Bankautomaten, die sich direkt am Ausgabeschacht des Geldes manipulieren lassen. Dort befestigten sie eine speziell angefertigte Leiste aus Aluminium und Klebeband. Wenn ein Kunde nun am Automaten Geld abholen wollte, dann lief alles zunächst ganz normal. Der Kunde gab seine Karte ein, tippte die Geheimnummer und den gewünschten Betrag in die Tastatur. Dann hörte er, wie das Geld im Automaten gezählt wurde. Aber der Automat rückte das Geld nicht raus - es hing nämlich an der Alu-Leiste oder dem Klebeband fest. Der Geldautomat merkte, dass etwas nicht stimmt und signalisierte "technische Störung". Also gingen die Kunden ohne ihr Geld - das kassierten später die Trickdiebe ein. Es ging jeweils um Beträge zwischen zehn und 1000 Euro.

Die Kunden merkten davon in der Regel zunächst nichts. Sie wurden meistens erst aufmerksam, wenn der entsprechende Betrag auf ihrem Kontoauszug als Minus erschien. Aber in einem Fall in Saarbrücken war das anders. Hier wurde ein Kunde, der 20 Euro abheben wollte, sofort stutzig und rief die Polizei. Die Beamten setzten sich auf die Spur der Angeklagten, nahmen sie genau unter die Lupe und beendeten schließlich diese Serie von Trickdiebstählen.

Nach Auswertung aller Beweise und Videoaufnahmen blieben am Ende vor Gericht rund 75 Fälle übrig, in denen die Tat einem oder mehreren der Angeklagten eindeutig nachzuweisen war. Mit Blick auf die übrigen möglichen Taten wurden die Angeklagten freigesprochen. Der 28 Jahre alte Hauptangeklagte wurde somit am Ende wegen Diebstahls in 59 und versuchten Diebstahls in 16 Fällen zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Er hatte bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Ermittlungen ein Geständnis abgelegt. Sein zwei Jahre jüngerer, ebenfalls geständiger Mitangeklagter war nach Feststellung der Richter bei 16 Diebstählen und vier Versuchen dabei. Er bekam zwei Jahre und drei Monate Haft. Der 27 Jahre alte, geständige Fahrer des Duos bei 13 der Taten wurde wegen Beihilfe zu 16 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Er nahm das Urteil an und dürfte zwischenzeitlich aus der Untersuchungshaft entlassen worden sein.

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