Rundreise durch Florida Auf den Highways des Paradieses

Tallahassee/Miami · Nach dem Hurrikan Irma im September will sich der US-Staat Florida wieder von seiner Bilderbuchseite zeigen.

 In Fort Lauderdale lebt die Elite Floridas. Edle Villen, große Yachten und Luxuskarossen  prägen das Stadtbild.  Bei einem Bootsausflug können Reisende den Blick auf die Skyline genießen.

In Fort Lauderdale lebt die Elite Floridas. Edle Villen, große Yachten und Luxuskarossen prägen das Stadtbild. Bei einem Bootsausflug können Reisende den Blick auf die Skyline genießen.

Foto: The magnificently restored Florida Theatre is recognized as one of the finest concert venues in the Southeast. It is listed on the National Register of Historic Places./Frau Kind weiß Bescheid

Alligatoren, die sich am Ufer in der Sonne aalen, Pelikane, die elegant durch die Lüfte segeln, Flamingos, deren Gefieder rosarot leuchtet und Delfine, die im hohen Bogen aus den Meeresfluten springen. All diese Tiere sind bei einer Rundtour durch den US-Staat Florida in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Nachdem die Zeit der Hurrikane vorbei ist und ein Großteil der Schäden, die der Wirbelsturm Irma im September verursacht hat, behoben ist, beginnt nun wieder die Reisesaison im „Sunshine State“.

Die Vielfalt Floridas bei einem einzigen Aufenthalt zu erleben, ist ein ehrgeiziges Ziel. Doch auf der Strecke von Norden nach Süden – oder umgekehrt – gibt es viele Möglichkeiten für Entdeckungen aller Art. Idealer Ausgangsort ist der „Panhandle“ (Pfannenstiel), der nördliche Teil des Sonnenstaates, der sich von der Atlantikküste im Osten bis zur Grenze zu Alabama im Westen hinzieht. Er ist vor allem für seine wunderschöne Natur und fangfrischen Austern bekannt.

Hier liegt auch Tallahassee, die Hauptstadt Floridas. Das Historische Staatsmuseum, die Sammlung im ehemaligen Capitol und das „Mission San Luis“-Freilichtmuseum erzählen die Geschichte des Bundestaates. Sie zeigen, wie aus Indianern Christen und aus spanischen, englischen sowie französischen Eroberern letztlich Amerikaner wurden. Ein Hauch vom Südstaatenflair weht im Goodwood Museum. Auf der 16 Hektar großen Fläche einer ehemaligen Baumwollplantage laden gepflegte Gärten zum Flanieren ein. Wer möchte, kann an einer Führung durch das Herrenhaus teilnehmen, in dem unter anderem die Bücher, Möbel und Kleidung der ehemaligen Besitzer zu sehen sind.

Von Tallahassee ist es nicht weit nach Wakulla Springs. Trotzdem sollte für den Ausflug mehr als ein Tag eingeplant werden. Dann bietet sich nämlich die Gelegenheit zur Übernachtung in der vornehmen Wakulla Springs Lodge. Sie wurde 1934 erbaut und hat bis heute ihren besonderen Charme erhalten. Das Hotel liegt unweit des Ufers des Wakulla. Der Fluss beeindruckt mit kristallklarem Wasser, die umliegende Landschaft mit unberührter Natur. Daran erfreuen sich Mensch und Tier: Im Wakulla Springs State Park leben unter anderem 180 Vogelarten sowie Manatees (Rundschwanzseekühe) und Schildkröten, die bei Bootstouren aus der Nähe betrachtet werden können, ebenso die Alligatoren, die ein beliebtes Fotomotiv sind. Die Reptilien sind allerdings auch der Grund dafür, warum ein spontanes Bad nicht überall zu empfehlen ist. Es gibt aber auch sichere Badestellen sowie Picknick-Bereiche und Wanderwege. Beim Anblick des Dschungelgrüns wird klar, warum der Ort Schauplatz von „Tarzan“, dem Filmklassiker mit Johnny Weissmüller, war.

Viele denken bei Florida an dessen Südspitze mit den „Bilderbuchstränden“, die südlich von Palm ­Beach liegen: Fort Lauderdale, Miami Beach, Key Biscayne und die Inselkette der Florida Keys. Die großen Touristenzentren sind mondäne Orte, die Menschen aus aller Welt anziehen. Doch es gibt mehr Traumstrände an Floridas Küste. Ein Ort für Romantiker ist Fernandina Beach auf Amelia Island. Die kleine Stadt ist ein Kleinod mit wunderschönen Häusern in der Architektur des Viktorianischen Zeitalters. Atemberaubend sind die Sonnenuntergänge am Strand. Wer möchte, kann sie bei Bootstouren oder einem Cocktail genießen – zum Beispiel im Palace Saloon. Über 100 Jahre alt ist die nach Angaben von Johnny Miller älteste Bar Floridas. Der sympathische Betreiber des Lokals erzählt gerne vom Leben in seiner Stadt, der er einst auch als Bürgermeister vorstand, und er betont: „Bei uns in Florida ist jeder willkommen.“

Rund 450 Jahre zurück reicht die Geschichte von St. Augustine. Der Ort gilt deshalb als die älteste durchgehend besiedelte Stadt der USA. Es begann 1565 mit den Spaniern, 21 Jahre später brannten der berühmte englische Freibeuter Sir Francis Drake und seine Männer alles nieder. Im Laufe der Zeit wehten acht verschiedene Flaggen über der Stadt. Touristen haben hier viele Gelegenheiten für Ausflüge in die Vergangenheit: Es gibt unter anderem ein Piraten- und ein Kolonialmuseum. Ebenso können Fort, Schulhaus, Gefängnis und Einkaufsläden aus alten Zeiten besichtigt werden.

Lohnenswert ist der Besuch des altehrwürdigen Flagler College, in dem Studenten Führungen anbieten, und des Lightner Museum im ehemaligen Hotel Alcazar, das im Jahr 1887 erbaut worden ist. Wo es sich vor 100 Jahren reiche Amerikaner in Dampf- und Schwefelbad sowie dem weltgrößten Hallenbad gutgehen ließen, ist heute die ungewöhnliche Sammlung des Publizisten Otto C. Lightner zu sehen. Zu seinen Besitztümern zählten etwa Mumien und Schrumpfköpfe. Noch skurriler ist das „Ripley’s Believe It or Not!“-Museum, in dem jede Menge verrückte Geschichten erzählt werden. Auch der Leuchtturm und das dazugehörige Museum sowie der Zoologische Garten, in dem neben vielzähligen anderen Vertretern seiner Art auch der knapp fünf Meter lange und über 500 Kilogramm schwere Alligator „Maximo“ lebt, sind beliebte Sehenswürdigkeiten in St. Augustine. Kulinarisch Interessierte können zudem Destillerien, Schokoladenherstellern oder Weinerzeugern einen Besuch abstatten.

Was wäre eine Reise nach Florida ohne einen Abstecher nach Orlando? Mehr als 62 Millionen Menschen aus aller Welt entscheiden sich jedes Jahr dafür. Hauptanziehungspunkt sind die Themenparks von Walt Disney World und Universal Studios, doch es gibt jede Menge weitere Attraktionen, die vom Indoor-Fallschirmsprung über wilde Tiere in Gatorland bis zur Fahrt im Propellerboot reichen. Hinzu kommen spektakuläre Shows, Wasserparks und vieles mehr. Wer möchte, kann hier sogar ein „Oktoberfest“ besuchen – ganzjährig.

Epcot, einer der vier Freizeitparks von Walt Disney, widmet sich internationaler Kultur und technischen Innovationen. Hier steht nicht nur „Spaceship Earth“, eine riesige silberne Kugel, in deren Inneren eine Bahnfahrt das Thema Kommunikation von der Urzeit bis in die Gegenwart präsentiert, sondern auch elf Nationen-Pavillons. Besucher sehen hier unter anderem eine „typische“ deutsche Kleinstadt mit mittelalterlich anmutenden Fassaden, Läden, die Kuckucksuhren und Weihnachtsschmuck verkaufen sowie einen Indoor-Biergarten. China, Italien, Mexiko und Großbritannien sind ebenso vertreten und laden zu landestypischen Genüssen ein.

Im zweiten Teil von Epcot, in den Future World Pavillons, können Groß und Klein virtuell zum Mars reisen, einen Ausflug in die Unterwasserwelt machen und im Flugdrachen-Simulator um die Welt segeln und sich in der Achterbahn „Test Track“ wie Crashtest-Dummys fühlen. Eine Ruhepause bietet das Disney & Pixar Short Film Festival, das vier kurze – und sehr amüsante – Animationsfilme in 4D zeigt.

 Mit etwas Glück können Reisende im Wakulla Springs State Park in Tallahassee Alligatoren beobachten.

Mit etwas Glück können Reisende im Wakulla Springs State Park in Tallahassee Alligatoren beobachten.

Foto: Frau Kind weiß Bescheid/unknown
 Über 100 Jahre alt ist die älteste Bar Floridas, erzählt Johnny Miller stolz. Er versorgt Gäste im „Palace Saloon“ auf Amelia Island mit Cocktails.

Über 100 Jahre alt ist die älteste Bar Floridas, erzählt Johnny Miller stolz. Er versorgt Gäste im „Palace Saloon“ auf Amelia Island mit Cocktails.

Foto: Katharina Rolshausen

Ebenso ein Ort zum Staunen ist Fort Lauderdale. Bei einer Bootsfahrt durch die Inselkanäle erfahren die Passagiere Wissenswertes über die prachtvollen Villen und teuren Yachten, von denen es hier unzählige gibt. Von hier ist es nicht mehr weit nach Miami, wo Florida wieder das Gesicht bekommt, das die meisten kennen. Miami allein ist vielleicht nicht für jeden eine Reise wert, doch wer sich rund zwei Wochen Zeit nimmt, auch Richtung Norden fährt, die großen Tourismuszentren hinter sich lässt, Land und Leuten offen begegnet, wird nicht nur die vielen Sonnenstrahlen genießen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort