Zwischen Meer und Bergen Montenegros Juwel an der Adriaküste

Montenegro · Das direkt am Meer gelegene Budva verbirgt am Rande seiner Bademeile hinter starken Mauern eine mittelalterliche Altstadt.

  Vom direkt an der historischen Altstadt gelegenen Hafen Budvas bietet sich ein Blick auf die Strandpromenade und nahe gelegenen Bergketten.

Vom direkt an der historischen Altstadt gelegenen Hafen Budvas bietet sich ein Blick auf die Strandpromenade und nahe gelegenen Bergketten.

Foto: Sabine Mattern

Den Namen kennt man doch. Aber wo genau im Südosten Europas liegt das Land, das kaum die Größe ­Schleswig-­Hol­­­­s­teins hat und bis zum Balkankrieg Anfang der 1990er Jahre zum sozialistischen Jugoslawien gehörte? Gewissheit bringt ein Blick auf die Landkarte, die Montenegro zwischen Kroatien und Albanien einen Platz am Meer einräumt – mit weiteren Grenzen zu den ehemaligen Bruderrepubliken Bosnien-Herzegowina, Serbien und dem Kosovo. Mächtige Gebirgsmassive prägen das Binnenland und bilden eine imposante Kulisse für den schmalen Küstenstreifen am tiefen Blau der Adria. Dreh- und Angelpunkt der dort gelegenen Badeorte ist das über 2500 Jahre alte Budva.

Im Laufe längst vergangener Jahrhunderte begehrten Griechen, Römer, Slawen und andere Völker die Stadt, um deren Gründung sich die Legende von Kadmos rankt: Es lag bereits ein langes Leben hinter dem einstigen phönizischen Prinzen und späteren König von Theben. Er hatte den Griechen das Alphabet beschert, Harmonia, die Göttin der Eintracht, geehelicht und den Drachen von Schwiegervater Ares, dem Kriegsgott, getötet, als er aus seiner Heimat Theben verbannt wurde. Auf der Suche nach einem besonders schönen Platz für ihre letzten Jahre zogen Kadmos und Harmonia mit einem Ochsenkarren durchs Land. Sie wurden fündig – und legten den Grundstein für Budva, dessen Name übersetzt „Ochse“ heißen soll.

Heute ist das Adriastädtchen Sommer für Sommer fest in der Hand vor allem serbischer Urlauber, die aus dem küstenlosen Nachbarstaat anreisen und zusammen mit einer ebenfalls beachtlichen Zahl russischer Feriengäste besonders im Juli und August Strände und Straßen füllen. Wer dem Gedränge und der Hitze der Hochsaison aus dem Weg gehen will, kommt besser im Juni oder September. Eine Reise im Frühling bietet sich ebenso an, auch wenn Budvas Hoteliers zu dieser Zeit erst vereinzelt aus dem Winterschlaf erwacht sind.

Feinsandige und kiesige Strände in malerischen Buchten, felsige Landzungen und kleine Inseln, beschattet von steilen Bergrücken – Budva und seine Küstenregion, von lokalen Touristikern gern als „Budvanska Rivijera“ vermarktet, wurden von Mutter Natur mit einer traumhaften Landschaftsszenerie beschenkt und sind ein Paradies für Badeurlauber. Auch wenn da mancher den anhaltenden Bauboom, der die Häuser an den Hängen immer weiter in die Höhe kriechen lässt, als Wermutstropfen empfinden mag. Doch Budva zeigt nicht nur sein modernes Gesicht mit einer Flut an Gästedomizilen und Wohnblöcken, sondern auch eine ganz und gar andere Seite. Und zwar dicht am Ortsrand, wo sich zwischen Strand und Hafen seine Altstadt-Halbinsel filmreif ins Meer schiebt.

Fast lückenlos legt sich eine Mauer um Budvas Altstadt, die die verheerenden Zerstörungen gleich mehrerer Erdbeben dank emsiger Restaurierungsarbeiten überwunden hat. Im Westen durchbricht das Haupttor das massive Bauwerk, an dem Byzantiner und Venezianer einst Hand angelegten, und macht den Weg frei in das mittelalterliche Gewirr enger Gassen und kleiner Plätze. Helle Fassaden aus grob gehauenen Steinen, an denen Klimaanlagen und wuchtige Laternen hängen, säumen das Pflaster. Sie perfektionieren die pittoreske Note des Altstadtlabyrinths mit seinen Lädchen und Lokalen, in dem eine Zitadelle über eine Vielzahl sehenswerter Kirchen und Adelspaläste wacht.

Irgendwann ist aber auch hier jeder Winkel erkundet. Und selbst beim Sonnenhungrigsten mag sich die Lust aufs Baden erschöpft haben. In diesem Fall profitiert der ausflugswillige Urlauber von Budvas Lage im Zentrum der montenegrinischen Küste. Schnell erreicht man lohnende Ziele wie das Inselchen Sveti Nikola in unmittelbarer Altstadtnähe, das islamisch geprägte Ulcinj tief im Süden oder hoch im Norden die einmalige Bucht von Kotor, die sich fast 30 Kilometer ins Land frisst und ihre Ufer mit wundervollen Städtchen schmückt.

 Reisekarte Budva in Montenegro

Reisekarte Budva in Montenegro

Foto: SZ/Steffen, Michael

Nicht zu vergessen ist zudem das bergige Hinterland der Adriaküste: jene menschenarme Welt aus eindrucksvollen Höhen und steilen Gipfeln, sanften Almen und duftenden Wäldern, wilden Flüssen und verborgenen Seen. Eine Welt, die zum Klettern, Rafting, Fahrradfahren oder Skilaufen einlädt und sich besonders gut wandernd entdecken lässt.

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