Das Weltkulturerbe am Wasser

Wismar · Die Hafenstadt Wismar lockt mit imposanten Backsteinkirchen, restaurierten Giebelhäusern und einem historischen Stadtkern.

 Der Alte Hafen in Wismar blickt, so wie die Hansestadt selbst, auf eine 800-Jährige Geschichte zurück. Foto: Hansestadt Wismar/H. Volster

Der Alte Hafen in Wismar blickt, so wie die Hansestadt selbst, auf eine 800-Jährige Geschichte zurück. Foto: Hansestadt Wismar/H. Volster

Foto: Hansestadt Wismar/H. Volster

Die Altstadt von Wismar ist schnell durchschritten. Doch die Besucher der stolzen Hansestadt an der Ostsee, die neben Stralsund wegen ihres historischen Stadtkerns zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, sollten sich Zeit lassen. Allein die drei großen Kirchen, St. Nikolai, St. Marien und St. Georgen, und ihre Geschichten muss man länger auf sich wirken lassen.

Es ist einzig und allein die Nikolaikirche, damals das Gotteshaus der Fischer und Seefahrer, die noch heute ihren sakralen Zweck erfüllt. Mit einem mächtig nach oben strebenden Hauptschiff und verschwenderisch verzierten Altären, die zum Teil noch aus dem Mittelalter stammen, zeugt die Kirche noch heute von dem Reichtum, den Wismar dem mittelalterlichen Städtebündnis der Hanse zu verdanken hatte.

Von St. Marien ist hingegen nur noch der Turm übrig geblieben. Das Haupt- und die Seitenschiffe wurden während des Zweiten Weltkriegs bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und 1960 gesprengt. Deren Umrisse sind in einem etwa ein Meter hohen Mauerlauf nachgebaut und lassen die einstige Größe dieses Gotteshauses erahnen, das zu den schönsten Backsteinkirchen im norddeutschen Raum gehörte. Wenigstens der 80 Meter hohe Turm mit der weithin sichtbaren Uhr ist erhalten geblieben.

Auch St. Georgen, Nummer drei der großen Wismarer Kirchen, hatte es schwer erwischt. Auch sie wurde durch Fliegerbomben stark beschädigt und war zwischen 1945 und 1990 dem Verfall preisgegeben. Erst in den vergangenen 25 Jahren wurde das einst mächtige und prachtvolle Gotteshaus wieder hergerichtet, die arg ramponierten Fundamente befestigt, das Dach und die Hochschiff-Einwölbung erneuert. Heute dient St. Georgen als Veranstaltungsort für Konzerte oder im Sommer als Kulisse für Inszenierungen des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal oder von Goethes "Faust". Zudem wurde in 34 Metern eine Plattform eingezogen, von der die Besucher einen einzigartigen Blick auf die Altstadt und Richtung Ostsee haben. Und diese Aussicht macht sofort Lust auf einen Spaziergang zum Meer - in dieser Stadt der kurzen Wege.

Der Alte Hafen, den der Besucher durch das spätgotische Wassertor betritt, lässt ahnen, welchen Eindruck Wismar einst auf einfahrende Seefahrer machte. Schon von weitem sahen sie die Türme der drei mächtigen Kirchen, aber auch die stolzen Fachwerk- und Backstein-Häuser der reichen Kaufleute.

Am Alten Hafen stößt der Besucher unweigerlich auf zwei hölzerne Schwedenköpfe, martialisch dreinschauende Herren mit gezwirbelten Schnurrbärten und Helmen wie Raubtier-Köpfe. Sie erinnern an die Herrschaft der Schweden über Wismar, die von 1648 bis 1903 dauerte. Die Schwedenköpfe zierten einst die Hafeneinfahrt und sollten signalisieren, dass mit den Nordmännern nicht zu spaßen ist.

Ein solcher Kopf findet sich auch über dem Gasthaus "Zum alten Schweden", das älteste Bürgerhaus Wismars. Wer sich auf der Terrasse niederlässt, kann den Blick über einen der größten Marktplätze in Deutschland schweifen lassen. Ins Auge sticht dabei das Rathaus als dominierendes Gebäude des Platzes und Sinnbild des Bürgerstolzes sowie die "Wasserkunst", ein Turm im Renaissance-Stil, der der Wasserversorgung diente und heute einfach nur schön anzusehen ist. Ansonsten sollte man als Reisender in der guten Stube Wismars das urbane Leben einfach an sich vorbeiziehen lassen.

"Wir haben viel erreicht", meint Stadtführer Kurt Leipelt stolz. Der Rentner war lange Jahre Chef des Bauamts von Wismar. "Eine spannendere Aufgabe hätte ich mir nach der Wende nicht vorstellen können."

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Goethe und Hofmannsthal Vom 6. bis 30. Juli sind Besucher der Hansestadt im Rahmen der "Klassikertage" zu einer Theaterinszenierung von Goethes "Faust", und vom 3. bis 12. August zu Hofmannsthals "Jedermann" eingeladen. Spielstätte ist die St. Georgen-Kirche in der Altstadt. www.klassikertage-wismar.dewww.wismar.de

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