Reise Die Segler brachten neuen Wind

Valencia · Valencia tritt mit Architektur, die von römischer Antike bis ultramodern reicht, etwas aus den Schatten Madrids und Barcelonas.

 Der aus Valencia stammende Stararchitekt Santiago Calatrava hat für seine Heimatstadt unter anderem ein Kino (links) und ein Opernhaus entworfen.

Der aus Valencia stammende Stararchitekt Santiago Calatrava hat für seine Heimatstadt unter anderem ein Kino (links) und ein Opernhaus entworfen.

Foto: Bernd F. Meier

Auf der Plaza de la Virgen bleibt die Stadtführerin Consuela T. Parrilla plötzlich stehen und deutet auf eine Marmortafel im Boden: „Hier haben die Römer im Jahr 138 vor Christus unsere Stadt gegründet.“ 32 Meter über dem Meeresspiegel war hier das Zentrum des antiken Valentia. Und auch noch heute breitet sich rund um den weiten Platz mit dem plätschernden Neptunbrunnen die Altstadt mit ihren lebhaften Einkaufstraßen und engen Gassen aus.

Gut zu Fuß sollte man sein und ein Hotel in der Altstadt buchen, wenn man ein Wochenende in der drittgrößten Stadt Spaniens verbringt. Das macht Sinn, alle Sehenswürdigkeiten sind so auch ohne Auto oder Metro erreichbar. Dazu zählt am Plaza de la Virgen die Kathedrale. 600 Jahre lang wurde an dem Gotteshaus gebaut, von Romanik bis Barock vereint die Kirche daher viele Baustile.

Auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes steht die im 15. Jahrhundert erbaute Seidenbörse. Die „Lonja de la Seda“ wurde ab 1483 innerhalb von 15 Jahren errichtet – damals war das eine Rekordzeit. Gegenüber lockt die Markthalle (Mercado Central), sie ist eine der größten in Europa. Der prächtige Jugendstilbau wurde ab 1914 erbaut und nimmt fast 1000 Verkaufsstände auf: Obst und Gemüse aus der Region, viel Fisch und Meeresfrüchte werden von den Händlern angeboten.

Hinaus aus dem Trubel der Altstadt, mit der Metrolinie 3 und anschließend mit der Straßenbahnlinie 5 zum Segelhafen. Still geworden ist es hier draußen, nur ein paar Nobelyachten dümpeln vor sich hin. 2007 und 2010 sah es hier noch ganz anders aus: Der 32. America’s Cup wurde vor Valencia ausgetragen. Zwölf Teams aus neun Ländern traten damals bei der Königsklasse des Segelsports an. Auch die Motoren der Formel-1-Rennwagen dröhnten hier von 2008 bis 2012 auf dem Stadtkurs am Hafen. Vorbei – der Rennzirkus ist längst weiter gezogen.

Dennoch leitete vor allem der prestigeträchtige America’s Cup für Valencia die Wende ein. Bis dahin als drittgrößte spanische Stadt stets im Schatten von Madrid und Barcelona stehend, zieht die 780 000 Einwohner zählende Metropole mittlerweile auch dank direkter Flugverbindungen mehr Reisende an.

„Stadt der Wissenschaft und der Künste“ (Ciudad de les Arts i les Ciències), werden die Bauwerke genannt, die sich seit 2002 über zwei Kilometer im ehemaligen Tal des Rio Turia ausbreiten. Architektenstar Santiago Calatrava schuf in seiner Heimatstadt das Opernhaus, das Imax-Kino, das an ein Skelett erinnernde Wissenschaftsmuseum, die Mehrzweckhalle Ágora und die benachbarte Hängebrücke. Die moderne Architektur unserer Zeit bietet einen interessanten Kontrast zu den viele Jahrhunderte alten Bauten der Altstadt.

Zu den kulinarischen Spezialitäten Valencias zählt die Paella, das Reisgericht mit Kaninchen- und Hühnchenfleisch sowie Gemüse. „Bei uns wurde die Paella erfunden. Wir essen sie niemals mit Meeresfrüchten, das ist nicht original“, erläutert Stadtführerin Parrilla. Paella-Reis wächst im nahen Naturpark Albufera heran.

 Spanien-Valencia

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Ehemalige Fischer schippern heutzutage mit ihren kleinen Booten die Besucher über den Binnensee im Naturpark. Besonders romantisch ist die Tour am späten Nachmittag, wenn die Sonne am Horizont glutrot versinkt.

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