Folgen der Erderwärmung Skigebiete setzen auf Kunstschnee und neue Angebote

Willingen · (dpa) Für hessische Verhältnisse gilt er als rekordverdächtig.  Der längste Skilift des Bundeslandes, der 1500 Meter lange K1-Lift im Skigebiet Willigen, ist ein ehrgeiziges Projekt.

 Im Skigebiet Willingen ist Deutschlands modernste Sesselbahnanlage und Hessens längster Lift in Betrieb genommen worden.

Im Skigebiet Willingen ist Deutschlands modernste Sesselbahnanlage und Hessens längster Lift in Betrieb genommen worden.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Der Achter-Sessellift kann 3000 Menschen pro Stunde auf den Ettelsberg in 838 Meter Höhe bringen. Die Millioneninvestition in einem Mittelgebirge ist angesichts des Klimawandels nicht unumstritten – und tatsächlich kamen die Schneeflocken bei der Einweihung aus der Schneekanone.

Doch auf den Winter und Schneekanonen allein will man sich in Willingen nicht verlassen. „Parallel bemühen wir uns grundsätzlich, alle Attraktionen nicht nur auf eine Saison auszurichten, sondern verfolgen einen ganzjährigen Ansatz“, sagt Marina Kiewig, Sprecherin der Liftgemeinschaft. Der neue K1-Lift hat wechselbare Sitzgarnituren. An den Sommersesseln lassen sich Mountainbikes anbringen – das Geschäft mit den Radsportlern wachse.

Dass die Winter wärmer und schneeärmer werden, bestätigt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst. Rund 1,4 Grad wärmer ist es in den vergangenen 100 Jahren geworden. Dadurch sei die mittlere Schneefallgrenze um 140 Meter gestiegen. Sie liege heute bei 150 bis 200 Metern. In niedrigen Lagen wird Wintersport damit schwerer.

Neben Willingen gilt die Wasserkuppe in Hessen als beste Anlaufstelle für Wintersportler. Trotz der Einschätzung der Meteorologen sieht der Liftbetreiber dort der Zukunft entspannt entgegen. Der Wintersport auf Hessens höchstem Berg (950 Meter) sei zukunftssicher, sagt Betriebsleiter Martin Kirchner. Mit Maschinen könne bei entsprechenden Minusgraden aus in Auffangbecken gesammeltem Wasser Kunstschnee produziert werden. „Ohne diese Beschneiung ist Wintersport in deutschen Mittelgebirgen nicht mehr möglich.“ Als Nächstes sollten die Wasserspeicher erweitert werden. „Wir wollen unsere Kapazitäten verdreifachen, auf rund 21 000 Kubikmeter“, sagte er. Im Frühjahr sollen die Arbeiten beginnen.

Was ohne verstärkte Möglichkeiten zur Kunstschneeproduktion passiert, konnten die Skifahrer im vergangenen Winter auf dem Hoherodskopf (760 Meter) beobachten. Denn auf einem der höchsten Gipfel des Vogelsbergs gab es in der Saison 2017/2018 wesentlich weniger Lifttage als zum Beispiel auf der Wasserkuppe.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort