CD-Tipps Country-Folk mit und ohne Maske

Jetzt gibt’s Brillantes auf die Ohren von Orville Peck, The Proper Ornaments und The Mekons.

 Die Freigeister der Band The Mekons aus dem englischen Leeds sind auch auf „Deserted“ von Punk und Rock beseelt.

Die Freigeister der Band The Mekons aus dem englischen Leeds sind auch auf „Deserted“ von Punk und Rock beseelt.

Foto: Indigo/Rick MAlpas

In einem lustvoll erweiterten Country-/Folk-Genre gilt es im noch recht jungen Jahr bereits drei makellose Meisterwerke zu feiern.

Das erste kommt von Orville Peck, einem ziemlich trefflich als „Psychedelic Outlaw Cowboy“ bezeichneten Debütanten aus Los Angeles. Schon die allerersten, mit reichlich Hall und Vibrato angeschlagenen E-Gitarren-Saiten von „Dead Of Night“ verweisen im Verbund mit einer Herzblut-Stimme, die kein gängiges Country-Klischee bedient, auf das überaus Besondere dieser 42 Minuten. „Pony“ (Sub Pop/Cargo ✮✮✮✮✮✮) ist der reinste Überschwang, ein köstliches Schwelgen mittels prallem Saiten-Twang, einer schillernden Pedal Steel, einem pluckernden Banjo, rumpelndem Schlagwerk sowie effektiver Tasten-Verzierungen. Jeder Song trifft unmittelbar ins empfängliche Hörer-Herz, gleichwohl dieser etliche raffinierte Brüche bezüglich Rhythmus, Melodie und Emotion zu verkraften hat… Das inszenierte Versteckspiel des Künstlers hinter einer Maske – zu bestaunen auch in großartigen You Tube-Clips – bezeugt den aufreibenden Kampf eines schwulen Cowboys. Seine Sehnsüchte vermittelt die Musik.

 Der „Psychedelic Outlaw Cowboy“ Ollivier Peck ist mit einem neuen Album am Start.

Der „Psychedelic Outlaw Cowboy“ Ollivier Peck ist mit einem neuen Album am Start.

Foto: Cargo Records

Nur 33 bezaubernde Minuten rotiert das dritte Album der Jangle-Pop-Band The Proper Ornaments. So leistet auch hier die ­Repeat-Taste beste Dienste…. Als Haupt-Pate für diese fein gewebten, so wunderbar leicht daher schwebenden Song-Perlen standen einmal mehr The Byrds – gleichwohl das Repertoire der Londoner gegen jede rhythmische Verschärfung immun ist. Ihre komplette Aufmerksamkeit gilt der optimalen Inszenierung verführerischer Melodien und allerfeinst ineinander verschlungener Stimmen. James Hoare (Veronica Falls) und Max Claus (Toy) bedienen Tasten und Saiten auf die denkbar sanftmütigste Art, Danny Nellis und Bobby Same spielen ihnen an Schlagzeug und Bass kongenial zu. So taugt „6 Lenins“ (Tapete/Indigo ✮✮✮✮✮) als honigsüßer Soundtrack für die ersten richtig warmen Frühlingstage.

 The Proper Ornaments haben ihr drittes Album „6 Lenins“ veröffentlicht.

The Proper Ornaments haben ihr drittes Album „6 Lenins“ veröffentlicht.

Foto: Tapete Records
 Ihr Debüt feierten The Mekons 1985, jetzt kam ihr neues Album Deserted raus.

Ihr Debüt feierten The Mekons 1985, jetzt kam ihr neues Album Deserted raus.

Foto: Indigo

Wie man weiß waren die Mekons aus Leeds nie an reinem Schönklang interessiert… Seit dem bahnbrechenden Debüt „Fear & Whiskey“ (1985) waren ihre Beiträge zum Country/Folk-Genre stets extrem freigeistig, mindestens aber Punk beseelt und Rock’n’Roll-Geist befeuert. „Deserted“ (Glitterbeat/Indigo ✮✮✮✮✮) macht diesbezüglich selbstredend keine Ausnahme. Wie Jon Langford und Sally Times ihre Stimmbänder in vibrierende Schwingungen versetzen sucht genauso weiterhin seinesgleichen wie das schier überbordernde Sendungsbewusstsein dieser genialischen Horde, deren genialischste Person eine Wahnsinns-Geigerin namens Susie Honeyman ist.

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