Wissen Die Mopsfledermaus ist ein lautloser Jäger

Seewiesen · Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Ornithologie haben eine Fledermausart gefunden, die sich Insekten, auf die sie Jagd macht, mit einer ähnlichen Technik wie ein Tarnkappenflugzeug nähert.

 Die Mopsfledermaus hat ihren Namen von ihrer charakteristischen Kopfform.

Die Mopsfledermaus hat ihren Namen von ihrer charakteristischen Kopfform.

Foto: Max Planck Institute for Ornithology/Mopsfledermaus

(np) Fledermäuse sehen mit den Ohren. Ihre für Menschen unhörbaren Ultraschall-Rufe erlauben es diesen Tieren, ihre Beute auch in völliger Dunkelheit zu jagen. Doch dieses Ortungssystem verrät wiederum die Jäger. Tiere, die eine anfliegende Fledermaus rechtzeitig wahrnehmen können, haben die Chance zur Flucht. Zoologen der Universität Graz haben zum Beispiel herausgefunden, dass eine in Panama heimische Laubheuschrecke Ortungsrufe der Fledermäuse selbst im Stimmengewirr des tropischen Regenwaldes erkennen kann. Die Tiere gehen blitzartig in Deckung, sobald sie bemerken, dass ihnen aus der Luft Gefahr droht.

Auch Nachtfalter haben ein feines Gehör entwickelt, mit dem sie eine Fledermaus auf der Jagd wahrnehmen können, berichtet das Max-Planck-Institut für Ornithologie. Diese Insekten sind der beliebteste Leckerbissen auf der Speisekarte der in unseren Breiten heimischen Mopsfledermaus. Der Hörsinn der Falter ist auf die Ultraschallfrequenz anfliegender Fledermäuse abgestimmt, so können sie den Fledermäusen in einem schnellen Ausweichmanöver entkommen. Falls sie die Angreifer wahrnehmen. Denn im evolutionären Wettstreit zwischen Jäger und Opfer hat wiederum die nur etwa zehn Zentimeter große Mopsfledermaus nachgerüstet. Die Tiere, die beinahe wie ein Kolibri in der Luft schweben können, schleichen sich gewissermaßen an ihre Beute an, indem sie beim Näherkommen ihre Echoortung auf ein Flüstern vermindern, berichtet Dr. Daniel Lewanzik vom Max-Planck-Institut. Die Fledermaus nähere sich wie ein Tarnkappenflugzeug ihrem Ziel.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts haben Fledermäuse bei der Jagd belauscht und herausgefunden, dass diese Tiere, die zehn bis zwölf Echorufe pro Minute abgeben, immer leiser werden, wenn sie sich einem Beutetier nähern. Dieses Verhalten erzeuge beim Opfer die Illusion, der Jäger bewege sich in einem konstanten Abstand. Auf diese Art bemerke der Nachtfalter erst im allerletzten Augenblick, dass er von einer Fledermaus aufs Korn genommen worden ist. Doch in dieser Situation sei es für ein Ausweichmanöver dann in den meisten Fällen bereits zu spät.

Andere Fledermäuse mit vergleichbaren Jagdstrategien seien deutlich lauter als die Mopsfledermaus unterwegs, erklärt Daniel Lewanzik. „Solch leise Rufe findet man eigentlich nur bei Fledermäusen, die im Wald jagen und dort Störechos von der umgebenden Vegetation vermeiden müssen.“ Um zu testen, wie Mopsfledermäuse bei ihrem Zielanflug vorgehen, befestigten die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts einen Nachtfalter an einer Angelrute und verfolgten über mehrere Mikrofone die Flugbahnen der Fledermäuse. Sie kommen zum Ergebnis, dass die Tiere ihre Beute in einem Abstand von etwas mehr als eineinhalb Metern sicher identifizieren können. Im Zielanflug vermindere das Tier dann die Lautstärke der Rufe im selben Maß, wie sich die Entfernung vermindere. Ohne diesen Trick würde sich im Ohr des Falters die Lautstärke bei jeder Halbierung des Abstands verdoppeln, erklärt Holger Goerlitz vom Max-Planck-Institut. Die Mopsfledermaus jage damit gewissermaßen unter einer akustischen Tarnkappe.

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