Roboter Ein Selbstporträt mit Elenoide

Darmstadt · Forscher der TU Darmstadt untersuchen die Akzeptanz von Robotern im Alltag. Das erste Modell wird schon getestet.

 Der Roboter Elenoide war der Star eines Kongresses an der TU Darmstadt zur Zukunft der Arbeitswelt – und ein beliebtes Fotomotiv.

Der Roboter Elenoide war der Star eines Kongresses an der TU Darmstadt zur Zukunft der Arbeitswelt – und ein beliebtes Fotomotiv.

Foto: dpa/Arne Dedert

(dpa) Elenoide ist 1,70 Meter groß und hat Kleidergröße 36. Ihre schulterlangen, mittelblonden Haare sind zum Teil echt.  Auf den ersten Blick wirkt sie völlig unauffällig – eine junge Frau, wie sie uns jeden Tag auf der Straße begegnen könnte. Doch Elenoide ist ein Roboter – allerdings ein sehr fortgeschrittenes Modell. Sie kann ihr Gesicht bewegen, aber auch ihre Arme, Hände und Finger und ein wenig die Hüften. Die Roboterdame ist nach Darstellung von Fachleuten in Europa einzigartig, kann sprechen, ein wenig lachen und beherrscht mehrere Gefühlsausdrücke. Laufen kann das 45 Kilo schwere Unikat allerdings bisher nicht.

Mit Elenoide wollen Ingenieure der TU Darmstadt untersuchen, wie Menschen auf menschenähnliche Roboter reagieren. Bei ihrer Vorstellung an der Hochschule löste sie bei den Zuschauern sowohl Faszination als auch Unbehagen aus. Viele machten ein Selfie mit der Roboterfrau, die sogar warme Hände aus Silikon hat. Ein kalter Händedruck schrecke ab, erklärt Ruth Stock-Homburg von der TU Darmstadt.

„Als ich reinkam, dachte ich, es ist ein Mensch“, berichtet der Besucher Willi Völker. Und nach längerer Betrachtung: „Es ist alles noch ein bisschen mechanisch, aber für den ersten Schwung schon ganz schön toll.“ Der Rentner findet aber auch: „Sie könnte noch ein bisschen hübscher sein und die Kleidung etwas weniger hausbacken.“ „Sie ist gut modelliert und rein optisch gut gemacht“, widerspricht dagegen Ruth Thieme.

„Wir haben keine Ahnung, wie Menschen auf Roboter reagieren“, sagt Ruth Stock-Homburg. Im nächsten Frühjahr werde Elenoide voraussichtlich „halbwegs autonom“ sein und sich dann mit Menschen unterhalten können, erklärt die Wissenschaftlerin.  Die Kosten für die Anschaffung des in Japan entwickelten Roboters beziffert sie auf rund 400 000 bis 500 000 Euro. Die Programmierung werde aber noch ein Vielfaches an Geld kosten.

Das Pharma- und Spezialchemieunternehmen Merck will Elenoide in typischen Arbeitsbereichen testen. Ein Ziel sei es, geeignete Arbeitsfelder zu definieren, möglicherweise an der Rezeption des Unternehmens, berichtet Dietmar Eidens von der Geschäftsführung. Aber es gehe auch darum, die Belegschaft auf den Einsatz neuer Technologien vorzubereiten.

Gabriele Prinz schwankt beim Anblick des menschenähnlichen Roboters zwischen Faszination und Unbehagen: „Es ist schon ein bisschen unheimlich, ich finde es besser, wenn ein Roboter wie ein Roboter aussieht“, sagt die Frankfurterin. Damit Elenoide nicht zu asiatisch wirkt, sei sie mit ihrem Team mehrfach in Tokio gewesen, sagt Stock-Homburg. Die Wissenschaftlerin suchte auch die Kleidung für die Roboterfrau aus. Deshalb habe Elenoide auch in etwa ihre Statur, sagt sie. Nach dem Vorbild welchen Gesichts die Figur gestaltet wurde, soll jedoch ein Geheimnis  bleiben. Elenoide ist der ansehnlichste, aber nicht der einzige Roboter, mit dem die Akzeptanz von Maschinenwesen in Deutschland getestet wird. In Garmisch-Partenkirchen ist der Roboter-Butler Edan im Einsatz, er  soll pflegebedürftigen Menschen zur Seite stehen. Bisher besteht Edan allerdings nur aus einem Arm an einem Rollstuhl, sein Kollege Justin sieht dagegen mit breitem Brustkorb, zwei Armen und runden Kamera-Augen  menschlicher aus.

Die beiden Avatare, entwickelt am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen, sollen vor Jahresende  im Caritas-Altenheim St. Vinzenz eingesetzt werden.  Hier wird  getestet, wie Senioren und pflegebedürftige Menschen reagieren, wenn ihnen eine Maschine Medikamente bringt. Justin soll es Menschen ermöglichen, länger zu Hause wohnen zu können. Der Roboter auf Rädern kann erkennen, wenn ein Mensch stürzt und Hilfe holen.

Noch sind die Preise solcher Geräte hoch. Unter 60 000 Euro geht nichts. In den elektronischen Helfern stecken zehn Jahre Arbeit. Bayern hat für das Roboterprojekt sechs Millionen Euro Förderung zugesagt. In die Entwicklung der neuen Technik sollen in Garmisch-Partenkirchen zudem zehn Millionen Euro aus einer gemeinnützigen Gesellschaft fließen, die aus der Leifheit-Stiftung hervorgegangen ist.

 Der Roboter Edan wurde am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt entwickelt. Er wird in der Altenpflege getestet.

Der Roboter Edan wurde am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt entwickelt. Er wird in der Altenpflege getestet.

Foto: Sven Hoppe/dpa/Sven Hoppe

 Außer Edan und Justin gibt es  weitere mechanische Helfer im Sozialeinsatz. Zu nennen wären Pepper, Hobbit und Care-o-bot3. Der wurde in einem Stuttgarter Heim getestet. Er spricht den Bewohner, die er über seine eingebaute Kamera erkennt, mit Namen an: „Mögen Sie etwas trinken?“

(dpa)
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