Beauty Ätherische Öle sorgen für Wohlbefinden

Saarbrücken · Aromatherapie kann bei körperlichen und seelischen Beschwerden helfen und sogar Krankheiten lindern.

.

.

Foto: SZ

Bei der Aromatherapie werden ätherische Öle zur Linderung von Krankheiten oder zur Steigerung des Wohlbefindens eingesetzt. Ihre Wirkung hat Dr. Eva Heuberger wissenschaftlich untersucht. Die Pharmazeutin und Autorin ist Vize-Präsidentin des gemeinnützigen Vereins Forum Essenzia, der sich für Förderung, Schutz und Verbreitung der Aromatherapie, Aromapflege und Aromakultur engagiert. Im Interview erklärt sie, wie die ätherischen Öle im Alltag verwendet werden können.

Wo liegen die Wurzeln der Aromatherapie?

Heuberger: Aromatherapie heißt ja eigentlich Linderung von körperlichen oder seelischen Beschwerden durch ätherische Öle. Der Begriff geht auf den französischen Chemiker René Maurice Gattefossé zurück, der während des ersten Weltkriegs mit ätherischen Ölen experimentierte und ihre wundheilungsfördernden und antibakteriellen Wirkungen untersuchte. Die ätherischen Öle werden in der Aromatherapie zumeist entweder über die Haut oder über die Atemwege aufgenommen. Besonders in England und Frankreich zählt auch die innerliche Verabreichung von ätherischen Ölen zu den Methoden der Aromatherapie.

Zählen auch Duftkerzen und -lampen, Räucherstäbchen, Aromabäder und Inhalationen mit Kräutersuden dazu?

Heuberger: Fast alle der genannten Anwendungen können prinzipiell während einer aromatherapeutischen Behandlung eingesetzt werden. Ich würde aber das Räuchern beziehungsweise die Räucherstäbchen und Duftkerzen nicht zum aromatherapeutischen Anwendungsspektrum zählen, weil dabei Duftstoffe großer Hitze ausgesetzt werden. Das kann zu chemischen Veränderungen führen, und es können sogar Verbindungen entstehen, die die Gesundheit schädigen können.

Was ist der Unterschied zwischen Aromatherapie und Aromapflege?

Heuberger: Bei der Aromatherapie steht eindeutig der Heilaspekt im Vordergrund, deshalb ist die Aromatherapie in Deutschland Ärzten, Psychotherapeuten und Heilpraktikern vorbehalten. Aromapflege zielt hingegen eher auf die Gesunderhaltung, die Krankheitsvorbeugung und die Unterstützung des Wohlbefindens und der Selbstheilungskräfte ab und wird dementsprechend von geschulten Pflegekräften angewendet.

Ätherische Öle spielen auch im Wellness-Bereich eine wichtige Rolle, etwa bei Massagen. Gibt es eine klare Abgrenzung zur Aromatherapie?

Heuberger: Wenn es um die Heilung oder Symptomlinderung geht, so spricht man von Aromatherapie. Wenn es ausschließlich um das Wohlbefinden oder die Entspannung geht, dann sind wir im Wellness-Bereich. Ein Beispiel: Sie gehen wegen einer schmerzhaften Muskelverspannung zum Arzt oder zum Heilpraktiker. Der verschreibt Ihnen eine Massage mit einem speziell ausgewählten ätherischen Öl oder einer Mischung verschiedener ätherischer Öle mit schmerzlindernden und krampflösenden Eigenschaften. Das ist Aromatherapie. Wenn Sie jedoch  in der Therme eine Entspannungs-Massage mit ätherischen Ölen erhalten, dann ist das Aroma-Wellness.

Welche Beschwerden und Krankheiten konnen durch Aromatherapie behandelt werden?

Heuberger: Aromatherapie ist ein Spezialgebiet der Pflanzenheilkunde. Mit Hilfe von ätherischen Ölen kann ein Therapeut mit einer soliden Ausbildung eine Vielzahl an Krankheiten lindern. Aber wie jede Therapieform hat natürlich auch die Aromatherapie ihre Grenzen, und der Therapeut muss bei jedem Patienten  individuell bestimmen, wo diese Grenze liegt. Ganz gewiss wird ein guter Aromatherapeut an andere Spezialisten verweisen, wenn diese Grenze erreicht ist.

Ätherische Öle sind frei verkäuflich. Kann sich jeder selbst zuhause ein bisschen Aromatherapie gönnen?

Heuberger: Man kann in den eigenen vier Wänden natürlich mit ätherischen Ölen arbeiten, insbesondere mit Raumbeduftung über eine Duftlampe. Es gibt auch gute Aroma-Kosmetik in vielen Reformhäusern und manchen Apotheken und Drogerien, mit der man sich selbst etwas Gutes tun kann. Aber solche Anwendungen sollten nicht als Aromatherapie bezeichnet werden. Wichtig ist hier vor allem, dass man ätherische Öle und Kosmetik von guter Qualität kauft und sich Tipps zur Anwendung aus der Fachliteratur holt. Viele Informationen gibt es auch im Internet unter
www.forum-essenzia.org.

Was ist wichtig im Umgang mit ätherischen Ölen?

Heuberger: Man muss immer bedenken, dass ätherische Öle hochwirksame und sehr komplexe Stoffgemische sind, die in zu hoher Dosierung und bei unsachgemäßer Anwendung auch unerwünschte Nebenwirkungen haben können. Deshalb sollte man ätherische Öle ohne fachlichen Rat nie unverdünnt auf die Haut oder die Schleimhäute auftragen oder einnehmen. Auch die Anwendung in Duftlampen ist nicht ohne Risiko, weil beim zu starken Erhitzen über einer offenen Flamme Verbrennungsprodukte entstehen können, die unter Umständen gesundheitsschädlich sind. Besser sind Geräte, die ohne Hitze arbeiten, zum Beispiel Vernebler. Wenn man eine Duftlampe mit einer Hitzequelle nutzt, muss man unbedingt darauf achten, dass immer genügend Wasser vorhanden ist. 

Wenden Sie selbst auch Aromatherapie im Alltag an, etwa um zu entspannen?

Heuberger: Ja, natürlich verwende ich ätherische Öle. Ich gönne mir ab und zu ein Aroma-Bad oder eine Aroma-Einreibung. Die ätherischen Öle wähle ich dabei nach Lust und Laune aus. Ich mag Lavendel sehr gerne und alle balsamischen Holz-Düfte.

Welches ätherische Öl empfehlen Sie gegen trübe Stimmung im Winter?

Heuberger: Ich persönlich finde Zitrus-Düfte wie Orange, Mandarine, Grapefruit, Bergamotte und Neroli sehr angenehm. Diese ätherischen Ölen werden von der Aromatherapie auch stimmungsaufhellende Wirkungen zugeschrieben. Gerade in diesem Bereich ist es aber sehr wichtig, auf seine persönlichen Vorlieben zu achten: Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein Duft, den ich nicht mag, auch selten eine positive Wirkung auf mich und mein Wohlbefinden hat.

Gibt es einen harmonisierenden Duft, der Streit und Ärger in Familie vermeiden kann?

Heuberger:In der Fachliteratur findet man zum Beispiel, dass ätherische Öle wie Sandelholz, Zeder, Ylang-Ylang oder auch Mandarine gegen Aggressionen wirksam sind. Lavendel, Jasmin und Melisse wirken beruhigend. Zitronenminze, Grapefruit und Rosengeranie können bei Stress helfen. Auch hier denke ich, dass die eigene Erfahrung mit dem Duft und die persönlichen Vorlieben eine große Rolle spielen. Ein wichtiger Aspekt ist meiner Ansicht nach, den Duft in ein Ritual einzubauen, das die Familie entschleunigt und Nähe schafft.

Das Gespräch führte Katharina Rolshausen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort