Beauty Auch Tattoos brauchen Sonnenschutz

ESSLINGEN · UV-Licht lässt die Kunstwerke auf der Haut verblassen. Experten warnen ausdrücklich vorm beliebten Urlaubstattoo.

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Foto: SZ

Maik Frey arbeitet seit 29 Jahren als Tätowierer in Esslingen. „Früher war eine Tätowierung etwas, das die Leute gerne versteckt haben“, erzählt er, „heute ist das anders. Jeder zeigt, was er hat.“ Frey berichtet, dass sich Kunden, die zu ihm ins Studio „Wilde 13“ kommen, kaum Gedanken über das Thema Sonnenschutz machen. „Da ist viel Aufklärung notwendig, auch bei denen, die schon mehrfach tätowiert sind.“

Denn die Sonne stellt eine Gefahr für die Haut dar und damit auch fürs Tattoo. Das bestätigt Hautarzt Dr. Gerd Kautz vom Berufsverband Deutscher Dermatologen: „Durch die eingebrachte Farbe befindet sich die Haut in keinem stabilen Zustand. Von den alten Seemanns-Tätowierungen ist schon bekannt, dass diese mit der Zeit immer mehr verblassen.“ Das Ausbleichen der Farben ist dabei ein kosmetisches Problem. Aber es gibt auch ein gesundheitliches. „Die Haut, in der sich die Tätowierung befindet, kann einen Sonnenbrand bekommen. Es kann allergische Reaktionen geben wie Juckreiz oder Ekzeme“, sagt der Hautarzt aus Konz. Unsinn sei auch das unter Tattoo-Trägern verbreitete Gerücht, dass Tattoos selbst gegen Sonnenbrand und damit letztlich auch gegen Hautkrebs schützen.

Was helfen kann, ist der richtige Schutz. Der beginnt schon bei der Terminfindung im Studio. „Mindestens vier Wochen darf man mit einem frisch gestochenen Tattoo gar nicht in die Sonne“, erklärt Maik Frey, der auch als Verbandssprecher der Deutschen Organisierten Tätowierer arbeitet. „Das Pigment muss sich erst setzen und die Haut ist am Anfang extrem beansprucht. Zwischen einem neuen Tattoo und dem nächsten Urlaub muss also ausreichend Zeit liegen.“ Wer nach der Abheilphase in die Sonne will, sollten die tätowierte Haut nach Möglichkeit bedecken. „Das ist natürlich an manchen Körperstellen schwierig, zum Beispiel an der Wade. Etwas besser klappt das an den Innenseiten der Oberarme“, sagt Frey.

Wer auf Sonne trotz aller Warnungen nicht verzichten will, muss seine Haut selbstverständlich eincremen, betont Hautarzt Gerd Kautz. Aus seiner Sicht sind die herkömmlichen Sonnenschutz-Produkte aus dem Discounter dafür völlig ausreichend. Es gibt aber auch inzwischen spezielle Tattoo-Pflegeserien. Jenny Fischer aus Stuttgart zum Beispiel hat „TattooMed“ mitgegründet und verspricht mit ihren Pflegeprodukten nicht nur Haut-, sondern auch speziellen Farbschutz. „Durch Sonne und Hautalterung kann das Tattoo einen Grau- oder Blauschimmer bekommen“, berichtet die Fachfrau. „Viele Träger versuchen, das Problem zu lösen, indem sie ihr Tattoo einfach nachstechen lassen. Dabei wird die Haut aber erneut gereizt und es kommen einfach nur noch mehr Pigmente über die schon vorhandene Tätowierung.“ Der passende Sonnenschutz könne diesen Aufwand verhindern. Der Lichtschutzfaktor sollte dabei lieber zu hoch als zu niedrig gewählt werden.

„Die tätowierte Stelle sollte man immer ausreichend und mit kreisenden Bewegungen eincremen. Zudem auf saubere Finger achten und danach der Haut ein wenig Luft gönnen“, rät Fischer. „Nach dem Schwimmen oder während längerem Sonnenbaden den Vorgang unbedingt wiederholen.“

Neben der Sonne können auch Salz- und Poolwasser zur Gefahr werden, gerade wenn das Tattoo noch ganz neu ist. „Bei frisch gestochenen Tattoos ist die Haut durch viele kleinste Einstiche verletzt“, erklärt Dermatologe Gerd Kautz, „Duschen mit klarem Wasser ist problemlos möglich. Das Baden in Salz- oder Süßwasser sollte aber solange vermieden werden, bis die Hautoberfläche wieder intakt ist. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Haut massiv entzündet.“ Er empfiehlt, das Tattoo anfangs täglich mit einer Wundsalbe einzureiben, damit es besser abheilt.

Auch Tätowierer Maik Frey rät zur Vorsicht: „Vom Meerwasser sagt man ja eigentlich, dass es eine heilende Wirkung hat. Ich kann Baden trotzdem nicht empfehlen, denn gerade am Strand können sich kleinste Sandkörner in der Haut festsetzen, die Entzündungen hervorrufen.“

Und dann ist da noch das beliebte Urlaubstattoo. Was, wenn die Ferien so schön sind, dass man sich vor Ort ein neues Tattoo als Andenken gönnen möchte? Hautarzt Gerd Kautz hat dafür durchaus Verständnis: „Klar, die Stimmung ist gut, man kann das alles machen. Aber würden Sie im Urlaub ein Auto oder eine Küche kaufen? Aus meiner Sicht ist es sinnvoller, ein Tattoo heimatnah von einem Profi stechen zu lassen. Der kann sich auch besser darum kümmern, wenn es Probleme mit der Nachsorge gibt.“ Maik Frey sieht das ganz ähnlich und weist zudem auf eine häufig mangelnde Hygiene in Studios im Ausland hin.

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