Beauty Aufmerksam und gelassen im Alltag

Stutgart · Wer regelmäßig meditiert, wird entspannter, achtsamer und konzentrierter. Zum Einstieg gibt es viele Möglichkeiten.

 Nach dem Besuch eines Meditationskurses gelingt die Selbstbesinnung meist auch zuhause.

Nach dem Besuch eines Meditationskurses gelingt die Selbstbesinnung meist auch zuhause.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

(dpa) Meditation ist weit verbreitet. Immer mehr Menschen schwören auf die positiven Effekte der konzentrierten Auszeiten, ob im Yogastudio, zu Hause auf dem Kissen oder in einem Achtsamkeitszentrum. Ein Einstieg ist jederzeit möglich, auch ganz ohne spirituelle Erfahrung.

„Für Anfänger sind Atemmeditationen am besten geeignet“, sagt Gen Kelsang Repa, Lehrerin am Kadampa Meditationszentrum Stuttgart. „Es geht zunächst darum, die gesamte Aufmerksamkeit auf die ein- und ausströmende Luft zu richten.“

Ihrer Ansicht nach ist es vor allem zu Beginn hilfreich, sich beim Meditieren auf ein Objekt oder auf den eigenen Atem zu konzentrieren. So haben die Meditierenden etwas, zu dem sie immer wieder zurückkehren können, wenn die Gedanken abschweifen.

Eine Alternative zum Atem kann ein Mantra – eine bestimmte Formulierung, die man mental wiederholt – oder eine Visualisierung sein, auf die sich die Meditierenden konzentrieren.

Wie viele Experten rät Gen Kelsang Repa Anfängern dazu, sich von erfahrenen Lehrern begleiten zu lassen. „Es gibt zwar auch viele gute Meditationsbücher und CDs, aber die helfen nur bis zu einem bestimmten Level, da sie kein individuelles Feedback geben können.“

Dasselbe gelte für Apps oder Podcasts, von denen es mittlerweile sehr viele rund um das Thema Meditation gibt. „Viele Teilnehmer haben anfangs Probleme mit ständiger Ablenkung oder sie geraten in einen eher dumpfen Zustand des Geistes“, berichtet die Meditationslehrerin. „Man driftet in einen Vorzustand des Schlafens ab. Dabei denkt man zwar auch nicht mehr viel nach und fühlt sich vielleicht entspannt, von einem konzentrierten Zustand ist man aber weit entfernt.“

In Meditationskursen können Lehrer helfen, diese Erfahrungen einzuordnen. Das macht es auch leichter, wenn man später alleine meditiert. „Es ist in jedem Fall super, wenn man zusätzlich zu Kursen regelmäßige Meditationsübungen zu Hause macht“, betont Gen Kelsang Repa. Dabei sei es wichtig, als Anfänger nicht zu übertreiben. Zehn bis 15 Minuten seien für den Start eine gute Zeitspanne.

Die Studienlage zu den Wirkungen verschiedener Meditationsformen ist unterschiedlich. Für einige Formen gibt es deutliche Hinweise auf positive gesundheitliche Effekte. „Eine allgemeine Einschätzung zum Meditieren an sich wäre nicht seriös, weil Meditation ein Sammelbegriff für Hunderte von Methoden ist“, erläutert Björn Husmann, Psychotherapeut aus Bremen und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren.

Eine weit verbreitete Methode ist die Achtsamkeitsmeditation. „Wer sie regelmäßig praktiziert, fördert unter anderem seine Gegenwärtigkeit und Präsenz“, sagt Husmann. Diese Meditation helfe, sich zu fokussieren und die Aufmerksamkeit zu bündeln. Außerdem stärke sie Gleichmut, die Bereitschaft zu Akzeptanz sowie das Mitgefühl anderen und sich selbst gegenüber.

Auch autogenes Training hat nach Angaben des Diplom-Psychologen einen großen meditativen Anteil. Es fördere nachweislich die Konzentration und die Fähigkeit zur Entspannung. Wer langfristig übe, steigere die eigene Stresstoleranz.

Björn Husmann weist darauf hin, dass auch Personen mit körperlicher Krankheit oder psychischen Störungen von der Meditation profitieren können, wenn sie eine speziell auf ihre Beschwerden abgestimmte Begleitung bekommen. „Es gibt aber auch Störungen, die sich bei Meditation verschlimmern können, wie etwa bestimmte Formen der Atemstörungen oder Psychosen“, sagt Husmann. Es liege in der Verantwortung der Meditationslehrer, solche Störungen zu erkennen und die Meditation auch bei auftretenden Problemen sicher zu begleiten.

Wer mit der Meditation beginnen möchte und bereits regelmäßig ins Yogastudio geht, ist mit Grundsätzen der Praxis bereits vertraut. Wie ähnlich sind sich Yoga und Meditation? „Eine Gemeinsamkeit ist, dass Meditation und Yoga beide sehr viel mit dem eigenen Atem zu tun haben“, erklärt Lisa Bastian. Sie ist Coach und Yogalehrerin in Koblenz. „Es geht bei beiden Stilen darum, zur Ruhe zur kommen und den Blick von außen nach innen zu richten.“ Beim Yoga seien die Gedanken stärker auf die Bewegungen konzentriert. Bei der Meditation seien hingegen die „Gedankenspiralen im Kopf“ meistens intensiver.

Wichtig sei es immer, kein Urteil über sich selbst zu fällen, auch wenn es mal nicht funktioniere wie geplant. „Oft gerät man in Selbstvorwürfe: Du sollst dich doch auf den Atem konzentrieren, jetzt hast du es wieder nicht geschafft“, sagt Bastian. Hilfreich sei es, sich die Gedanken bewusst zu machen und dann aktiv loszulassen. „Am besten nimmt man einfach wahr: Ach so, ich denke an Kartoffelsalat, und das lasse ich jetzt vorbeiziehen.“

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