Verschiedene Öle im Überblick Flüssiges Gold für Haut und Haar

Saarbrücken · Schon in der Antike galten pflanzliche Öle als Schönheitselixiere. Auch Kleopatra nutzte sie ausgiebig. Heute feiern sie eine Renaissance. Zu Recht?

 Rizinusöl soll das Wimpernwachstum anregen, heißt es zumindest in vielen Beauty-Magazinen.

Rizinusöl soll das Wimpernwachstum anregen, heißt es zumindest in vielen Beauty-Magazinen.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Sie gelten als die Geheimwaffen der Kosmetik. Und angeblich schworen schon unsere Großmütter auf sie. Zu den pflanzlichen Ölen, denen wahre Wunderwirkungen zugeschrieben werden, gehören Rizinus-, Argan- und Kokosöl. Rizinus? Tatsächlich. Dieses Öl, das seit Generationen als Abführmittel berüchtigt ist, soll das Wachstum der Wimpern anregen können. Das führe dann zu einem dramatischen Augenaufschlag. Und es geht die Rede, wer es jeden Morgen über sich bringt, den Mund mit einem Löffel Kokosöl zu spülen, beuge nicht nur Karies vor. Das Öl der Kokosnuss sorge darüber hinaus für einen besseren Atem und zusätzlich für strahlend weiße Zähne. Arganöl wiederum verleihe spröden und trockenen Haaren Glanz.

Auch in Beauty-Magazinen werden die Öle gern als altbewährte „Schönheitswaffen“ angepriesen. Doch was ist dran an diesen Wundermitteln der Kosmetik? Wir haben nachgefragt, welche Wirkung Experten diesen Ölen tatsächlich zuschreiben.

Rizinusöl: Rizinus gehört zu den wohl bekanntesten Heilpflanzen der Menschheit. Erstmals erwähnt wurde es vor mehr als 3500 Jahren in der ältesten noch erhaltenen medizinischen Schrift, dem ägyptischen Papyrus Ebers. Schon damals haben die Menschen das aus den Samen des tropischen Wunderbaums gewonnene Öl vielfältig genutzt: als Abführmittel, zur Behandlung von Wunden und für das Haarwachstum. Seit Kurzem ist es vor allem wegen letzteren Effekts in aller Munde. So soll das dickflüssige, leicht gelbliche Öl unter anderem zu längeren, dichteren und kräftigeren Wimpern verhelfen – dem Traum vieler Frauen.

Und das geht so: Abends nach dem Abschminken wird mit einem getränkten Wattepad oder -stäbchen vorsichtig über die geschlossenen Augen gewischt, bis sich ein dünner Ölfilm auf ihnen bildet. Wer will, kann für das Auftragen auch ein Wimpernbürstchen benutzen und das Öl gezielt auf den Härchen verteilen. Wichtig ist, dass es nicht auf die Wimpern gerubbelt wird, denn das kann zum gegenteiligen Effekt führen: sie brechen ab. Das Öl muss über Nacht einziehen, damit es seine feuchtigkeitsspendende Wirkung entfalten kann. Am nächsten Morgen werden die Reste mit klarem Wasser abgewaschen. Wer diesen Vorgang täglich über Wochen wiederholt, soll schon bald erste Erfolge sehen können.

Dass die Wimpern durch Rizinusöl wachsen, sei allerdings ein Mythos, sagt der Berliner Promi-Visagist René Koch. „Denn die maximale Länge der Wimpern ist, wie auch die der Kopfhaare, genetisch bedingt.“ Das Öl könne die Wimpern pflegen, sie insgesamt satter, geschmeidiger und voluminöser erscheinen lassen. Länger oder gar dichter würden sie dadurch nicht. Wohl aber kräftiger: „Rizinusöl stärkt die Wimpernstruktur, sodass die feinen Härchen nicht so schnell abbrechen können. Für die Pflege der Wimpern ist das Öl also durchaus sinnvoll“, erklärt Koch. Auch wer störrische Augenbrauen bändigen will, könne darauf zurückgreifen.

Was passiert, wenn Rizinusöl bei der Behandlung aus Versehen ins Auge gerät? „Das ist nicht weiter schlimm. Das Auge kann für ein paar Minuten ein wenig brennen und man sieht unschärfer. Das Öl wird aber schnell mit den Tränen wieder ausgespült“, erklärt Dr. Ludger Wollring, Augenarzt in Essen und Mitglied im Berufsverband der Augenärzte Deutschland. Denn das Rizinusöl ist, anders als viel Seren für das Wimpernwachstum, frei von chemischen Zusatzstoffen, Alkoholen und Silikonen.

Arganöl: Auch Arganöl hat eine lange Geschichte. Das „flüssige Gold Marokkos“ wird aus den Fruchtkernen eines der ältesten Bäume der Erde gewonnen: dem Arganbaum. Dieser wächst bereits seit Millionen von Jahren im Südwesten Marokkos und steht seit 1998 unter Unesco-Schutz. Arganöl zählt zu den teuersten Ölen der Welt. Seit Jahrhunderten gilt es bei den Berbern als natürliches Schönheitselixier für trockene Haut, strapazierte Haare sowie brüchige Nägel. Heutzutage wird es oft zur Herstellung von Kosmetika wie Anti-Aging-Produkten, Shampoos oder Conditioner verwendet. Das reine Öl besteht zu 80 Prozent aus ungesättigten Fettsäuren, unter anderem aus Linolsäure (37 Prozent). Zusätzlich ist es reich an Vitamin E, das zu den sogenannten Antioxi-danzien gehört. Sie fangen freie Radikale ab, die Zell- und Gewebeschäden verursachen können und beugen so der Hautalterung vor.

Einen besonderen Ruf genießt Arganöl jedoch wegen seiner pflegenden Wirkung für die Haare. Ob Föhnen, Glätten oder Färben: viele Frauen verlangen ihrer Mähne einiges ab, indem sie es übermäßig mit Hitze oder Chemie behandeln. Die Folgen sind häufig trockene, spröde und zu Spliss neigende Haare. Bei gespaltenen Spitzen nützt zwar das beste Öl nichts, ein Besuch beim Friseur ist unumgänglich. Doch wer seine Haare mit Arganöl behandelt, der könne lästigen Haarbruch zumindest vorbeugen. Denn das Öl spende dem Haar ausreichend Feuchtigkeit und sorge für mehr Elastizität und Glanz, erklärt Birgit Huber vom Industrieverband für Körperpflege und Waschmittel. „Haare bestehen hauptsächlich aus Keratinen. Pflegt man das Haar nun mit Lipiden (Fettstoffen), wird es in seiner Gesamtstruktur weicher“, ergänzt Maja Hofmann, Oberärztin am Berliner Universitätsklinikum für Dermatologie, Venerologie und Allergologie.

Am besten wirke Arganöl als Intensivkur. Dafür müssen vier bis fünf Esslöffel der Flüssigkeit sanft in die angefeuchteten Spitzen, Längen sowie in die Kopfhaut einmassiert und die Haare anschließend in ein Handtuch gewickelt werden, erklärt die Hautärztin Marion Moers-Carpi vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Das Öl könne dann entweder über Nacht einwirken oder nach einer Stunde mit warmem Wasser und mildem Shampoo ausgespült werden. Wer hingegen nur mit trockenen und brüchigen Spitzen zu kämpfen hat, könne nach der Haarwäsche auch einfach eine kleine Menge, also etwa vier bis fünf Tropfen, des feuchtigkeitsspendenden Öls auf die Problemzonen auftragen und das Haar anschließend luftrocknen lassen.

Kokosöl: Ein regelrechter Hype in der Schönheitspflege ist in jüngster Vergangenheit um das Kokosöl entstanden. In der Tat scheint es nichts zu geben, das sich nicht mit seiner Hilfe bessern lässt. So soll das vielzitierte Allroundtalent unter anderem Akne bekämpfen, Karies vorbeugen und für sichtbar hellere Zähne sorgen, heißt es auf zahlreichen Seiten und Blogs im Internet. Doch hier ist Vorsicht geboten: Bei vielen Tipps zum Umgang mit Kokosöl handelt es sich schlicht um Mythen. „Wer seine Akne mit Kokosöl behandelt, gießt sprichwörtlich Öl ins Feuer. Denn Kokosöl ist komedogen, es regt die Talgproduktion an und verursacht noch mehr Unreinheiten“, mahnt Moers-Carpi. Auch Menschen mit fettiger Haut sollten besser die Finger davon lassen: Kokosöl besteht überwiegend aus gesättigten Fettsäuren (zu 50 Prozent aus Laurinsäure), wirke somit also rückfettend. Bei sehr trockener Haut, die gerade im Winter stark beansprucht wird, sei die tägliche Pflege mit Argan- oder Kokosöl aber empfehlenswert. Es könne, wie jede andere Feuchtigkeitscrème, abends nach dem Abschminken auf das gereinigte Gesicht aufgetragen werden, erklärt die Hautärztin. Da Kokosfett erst bei 26 Grad schmelze, müsse es vorher in den Händen verrieben werden.

Wer die Suchwörter „Zähne“ und „Kokosöl“ bei Google eingibt, erhält rund 300000 Treffer. Die vorgeschlagenen Seiten locken mit solch vielversprechenden Titeln wie „Ölziehen – weißere Zähne mit Kokosöl“ oder „In 14 Tagen weiße Zähne“. Beim Ölziehen handelt es sich um eine jahrtausendealte ayurvedische Heilmethode, bei der die Mund- und Zahngesundheit verbessert werden soll. Dabei wird morgens vor dem Frühstück ein Esslöffel Kokosöl für mindestens 15 Minuten im Mundraum hin und her gespült. Dank seines hohen Anteils an Laurinsäure, die antibaktierell wirkt, soll das Kokosöl auf diese Weise karieserregende Bakterien bekämpfen und Entzündungen vorbeugen können. Auch Zahnbeläge (Plaque) und Mundgeruch sollen beseitigt werden.

Bislang gebe es allerdings keine wissenschaftliche Studie, die diese Wirkung bestätigt, sagt Roland Frankenberger, Professor für Zahnerhaltungskunde an der Universität Marburg. Er rät dringend davon ab, Kokosöl als Ersatz für Zahnpasta zu nutzen – wie es in vielen Internetforen nahegelegt wird. „Zur täglichen Mundhygiene ist fluoridhaltige Zahnpasta noch immer das Beste. Und Plaque geht in erster Linie mit der Zahnbürste weg, da nützt die geringe antibaktierielle Wirkung des Kokosöls nicht ausreichend“. Auch zum Thema Mundgeruch gebe es bislang nur Anekdoten. Ein Nachteil könne durch das Ölziehen aber auch nicht entstehen, räumt Frankenberger ein.

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