Mit Früchten und Gemüse gegen Falten

Berlin · Eine gesunde Ernährung versorgt die Haut mit wichtigen Nährstoffen und lässt sie jünger aussehen.

Wie und vor allem wie schnell wir altern, hängt entscheidend davon ab, was wir essen. Bis zu 20 Jahre kann der Unterschied im Lebensstil optisch ausmachen. Denn kleinste Entzündungen und besonders aggressive Sauerstoffverbindungen, die die Zellen schädigen (Freie Radikale), lassen die Haut altern. Eine gesunde Ernährung bremst diese Prozesse der Hautalterung deutlich. Der Körper lagert dann bioaktive Substanzen wie Vitamine und Mineralstoffe in der Haut ein. Sie mindern Entzündungen, wirken als Radikalfänger und heißen deshalb Antioxidantien. "Sich wieder jung zu essen, funktioniert nur sehr begrenzt. Den Ist-Zustand über viele Jahre zu erhalten, aber sehr gut", sagt Michaela Axt-Gadermann, Dermatologin und Professorin für Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg.

Wer früh damit anfange, könne am meisten erreichen. Doch sei es im Grundsatz nie zu spät, das Altern durch die Ernährung zu bremsen. "Für einen guten Hautschutz sorgen viele Früchte, besonders dunkle Beeren, Gemüse, aber auch Nüsse, frische Kräuter und Gewürze", erläutert Axt-Gadermann. Entzündungshemmend wirkten zudem Omega-3-Fettsäuren aus fettem Seefisch oder Lein-und Rapsöl. Doch leider gebe es auch Nahrungsmittel, die das Gegenteil bewirken. "Einige Lebensmittel, vor allem Zucker, Weizen und ein hoher Fleischkonsum, lassen die Haut ebenso schnell alt aussehen wie viel Sonne, wenig Schlaf und Zigaretten", warnt die Ärztin. Auch von Süßstoffen rät sie ab. Die beeinflussten die Verdauung, der Körper ziehe mehr Zucker aus der übrigen Nahrung und die Haut leide.

Einige Antioxidantien, die fettlöslichen Carotinoide, sind Schutz- und Farbstoffe zugleich. Sie verleihen einen gelbgoldenen Teint, die Haut wirkt ebenmäßiger und gesund. Der Effekt ist schon nach vier Wochen zu sehen. "Wer häufig etwa Karotten, Tomaten und Brokkoli verzehrt, erscheint attraktiver und kann sich sogar einen hauteigenen Sonnenschutz vom Lichtschutzfaktor vier anessen", sagt Axt-Gadermann. "Das klingt nach wenig, schützt aber auf kurzen Wegen."

Wie effektiv ein gesunder Lebensstil wirkt, ist messbar. Der Dermatologe und Leiter des Bereichs Hautphysiologie der Berliner Charité, Jürgen Lademann, analysiert mittels eines speziellen Scanners die Eigenschutzwerte der Haut. Das Ergebnis ist ein Abbild des Lebenswandels. Eine Studie, an der über 50-jährige Testpersonen mit konstantem Lebensstil mitmachten, belegt, wie eng dieser mit der Hautbeschaffenheit zusammenhängt. Einige Teilnehmer wirkten wesentlich jünger als ihr Pass auswies, andere deutlich älter. Zuerst ermittelte Lademann die Rauigkeit der Stirnhaut, also deren Faltentiefe und -dichte, anschließend ihr antioxidatives Potenzial.

Die Stirn ist Umwelteinflüssen wie Sonne und Luftschwebstoffen stark ausgesetzt und daher besonders aussagekräftig. Das Ergebnis: Die Testpersonen mit hohen Antioxidantienwerten sahen nicht nur auffällig jünger aus und gaben subjektiv ein höheres Wohlbefinden an, sie hatten tatsächlich glattere, jüngere Haut. "Gesundes Essen, ausreichend Schlaf, Bewegung und wenig Stress können das Altern lange aufhalten. Das kann optisch plus/minus zehn Jahre ausmachen", stellt Lademann fest.

Antioxidantien gelangen durch den Stoffwechsel in die Haut. Über Schweiß und Talg werden sie auch an die Oberfläche transportiert und dringen von außen wieder ein. Deshalb regen Sport und Saunabesuche nicht nur den Stoffwechsel an, sondern tragen auch dazu bei, die Haut jünger aussehen zu lassen. Bestimmte Obst- oder Gemüsearten möchte Lademann nicht empfehlen. "Der Mix macht`s", sagt er. Vielfalt ist gut. Doch auch wer nur wenige Sorten mag, braucht sich keine Sorgen zu machen. "Der Stoffwechsel gleicht vieles aus, ein gesunder Körper bastelt sich sein Gleichgewicht zurecht."

Von pauschalen Nahrungsergänzungsmitteln raten die Experten ab. "Wer gesund ist und sich ausgewogen ernährt, hat eine Ergänzung nicht nötig", sagt Michaela Axt-Gadermann. In belastenden Ausnahmesituationen könnten Präparate nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll sein. Die genaue Analyse sei aber wichtig, weil meist nur Einzelstoffe fehlten. "Überdosierungen sind gefährlich und die allgemein im Handel befindlichen Präparate werden nicht unabhängig auf Zusammensetzung und Unbedenklichkeit geprüft", warnt Lademann. "Durch Tabletten, Kapseln und Co. ist immer ein Zuviel möglich. Mit Obst und Gemüse hingegen nicht."

Ernährung als Hautschutz ist eine langfristige, dafür nachhaltige Strategie. Zwar ist schon wenige Stunden nach einer gesunden Mahlzeit ein Anstieg der Radikalfänger im Gewebe messbar, belastbare Depots entstehen aber nur langsam. Gut gefüllt können sie Stress- und Mangelsituationen jedoch über Wochen abpuffern.

Unser Körper vergisst nichts. Nach einer feuchtfröhlich durchfeierten Nacht braucht er mindestens vier gesund verlebte Tage, um sich zu erholen. Erst dann erreichen die Hautschutzstoffe wieder ihren vorherigen Wert. "Gesund zu leben heißt, vor allem Augenmaß zu haben", sagt Lademann. Wer übertreibt und nur der Gesundheit zuliebe auf Fleisch verzichtet oder grüne Smoothies hinunterwürgt, tut sich nichts Gutes. "Extreme sind immer schlecht, sie verursachen Stress und der ist die Hauptursache für leere Schutzstoffdepots", betont der Dermatologe. "Entscheidend ist nicht nur was wir zu uns nehmen, sondern auch wie. Die positive Wirkung von Glücksgefühlen fängt so manche kleine Sünde auf." Zudem enthält einiges, was zunächst ungesund scheint, sogar selbst Schutzstoffe, zum Beispiel dunkle Schokolade, schwarzer Kaffee oder Rotwein.

Daher empfiehlt auch Lademanns Coburger Kollegin, in Maßen entspannt zu genießen. "Am besten pimpt man seine Lieblingsgerichte mit gesunden Zutaten wie frischem Gemüse und Kräutern, Omega-3-Ölen und Gewürzen wie Knoblauch, Chili oder Ingwer und Kurkuma", bestätigt Axt-Gadermann. "Da Ernährung nur langfristig wirkt, sollte sie unbedingt alltagstauglich sein und schmecken."

Zum Thema:

Das lässt unsere Haut jünger aussehen Hautschutz bieten Gemüse und Obst, vor allem carotinreiche Sorten, frische Kräuter, Gewürze und Omega-3-Fettsäuren aus fettem Seefisch, Walnüssen, Raps- oder Leinöl. Nur eine intakte Darmflora gewährleistet den Nutzen einer Mahlzeit. Die Verdauung unterstützen Sauermilchprodukte, Leinsamen oder Spargel. Auch dunkle Schokolade, schwarzer und grüner Tee, Kaffee und Rotwein enthalten Schutzstoffe. Weitere Tipps der Experten: Viel trinken, vor allem Wasser, und sich regelmäßig bewegen. Die Haut alt aussehen lassen neben Schlafmangel, Sonne, Zigaretten und Alkohol vor allem Zucker und Süßstoffe, Weizen, viel Fleisch und Stress. Infos gibt es bei Deutsche Gesellschaft für Ernährung unter www.dge.de . Die Hautpflege von innen beschreibt Michaela Axt-Gadermann im Buch "Skin Food", Herbig-Verlag, ISBN-10: 3776628065.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort