Mit Obst und Öl zu neuer Lebensharmonie

SZ-Mitarbeiterin Katharina Rolshausen berichtet von ihrer ayurvedischen Reinigungskur in Sri Lanka. Viele Anregungen für Zuhause.

 Ayurvedische Gesichtsmassagen stimulieren Energiepunkte, machen die Haut weich und lassen sogar Fältchen verschwinden. Foto: Fotolia

Ayurvedische Gesichtsmassagen stimulieren Energiepunkte, machen die Haut weich und lassen sogar Fältchen verschwinden. Foto: Fotolia

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Sie haben eine Blutvergiftung." Was in unserer westlichen Welt als lebensgefährliche Diagnose gilt, klingt aus dem Mund von Dr. Duminda Mahagodage nicht sonderlich bedrohlich. Der leitende Arzt im Hiru Beach Ayurveda Resort an der Westküste Sri Lankas hat mich soeben untersucht.

Neben Fragen zu meiner Lebensweise, meiner Gesundheit, meinen körperlichen und seelischen Problemen gehören eine Pulsdiagnose, die Begutachtung von Zunge und Augen sowie das Messen von Gewicht und Blutdruck zur Eingangskonsultation. Zuvor habe ich einen Fragebogen ausgefüllt. "Detox", Entgiften, habe ich als Ziel meiner Ayurveda-Behandlungen angegeben. Da passt die Diagnose perfekt.

Sieben Tage liegen vor mir. "Zu kurz", kommentiert Dr. Mahagodage. Mindestens zwei Wochen sollte eine Ayurveda-Kur dauern, um nachhaltig wirken zu können. Für meine Schnuppervariante legt er deshalb einen vereinfachten Behandlungsplan fest.

Pitta und Vata sind erhöht, Kapha ist in Ordnung, lautet das Urteil des Experten. Die drei Begriffe stehen für die drei Bioenergien in der ayurvedischen Lehre. Sie sollten im Gleichgewicht sein. Erhöhtes Vata: wohl die Folgen von Stress. Schlechtes Pitta: schlechte Essgewohnheiten. Mein Programm sieht deshalb entspannende Massagen und Anwendungen vor. Und die Blutvergiftung? Zur inneren Reinigung erhalte ich morgens und abends Ayurveda-Medikamente.

Dreimal am Tag läutet die Glocke: Essenszeit. Zwölf Menschen sitzen am großen Tisch, man duzt sich, tauscht sich aus. Jeder erhält seine eigene Box mit Ayurveda-Medikamenten nach dem Essen, manche auch vorher. Ich habe eine blaue und vier schwarze Pillen, ein Pulver sowie eine dunkle Flüssigkeit in einem kleinen Glas. Für mich gibt es eine dünne Suppe mit Stangensellerie, Reisnudeln mit Linsencurry und eine kleine, in süßem Sud gekochte Banane. Dazu wird warmes Wasser getrunken. Es sieht nach wenig aus, aber es schmeckt und macht satt.

Der Schlaf, mückensicher unter dem Moskitonetz, wird vom sanften Meeresrauschen begleitet. Dieses entfaltet auch beim frühmorgendlichen Yoga seine entspannende Wirkung. Auf einer kleinen, überdachten Plattform direkt am Strand begrüßen wir um 6.30 Uhr den Tag. Die Asanas (Übungen) aus dem Hatha-Yoga sind einfach und wohltuend.

Drei Gänge auch zum Frühstück: Spinatsuppe, Süßkartoffeln mit Kokosraspeln und einen großen Teller mit Früchten. Ich kenne zwar nicht alle, aber sie schmecken sehr aromatisch. Dann steht Siroverechana auf meinem Programm. Ich bekomme eine Art Haube aus Bananenblättern, unter der eine Kräuterpaste für zwei Stunden auf meinen Kopf einwirkt. Das soll die Gehirnfunktionen aktivieren. Es folgen eine Fußmassage und eine Massage. Bereits am zweiten Tag machen sich körperliche Entspannung und wohlige Müdigkeit breit. Nur der Geist scheint nach der langen Reise noch nicht angekommen zu sein. Das Hotelzimmer ist Ayurveda-typisch ausgestattet. Es finden sich ayurvedisches Mundwasser, Anti-Mücken-Öl, eine Yoga-Matte, kaltes und warmes Trinkwasser, bunte Tücher, die bei den Anwendungen getragen werden, und täglich eine frische Blüte auf dem Tisch. Einen Fernseher gibt es nicht. Wer möchte, kann sich über W-LAN mit der gewohnten Welt verbinden.

Kaum sind die ersten durchwegs positiven Eindrücke verdaut, steht das erste Highlight an: Abyanaga, die vierhändige Ganzkörpermassage. Das Öl, das auf meine Doshas abgestimmt ist, soll heilend auf Gewebe, Blut- und Nervenbahnen einwirken und zugleich Gift- und Schlackestoffe isolieren, damit diese anschließend ausgeschieden werden können. Schnell macht sich tiefe Entspannung breit. Die beiden Frauen arbeiten gewissenhaft und schweigsam.

Am dritten Tag fühle ich mich ganz angekommen. Ich habe meine Rhythmus gefunden: eine Yogastunde, zwei Strandspaziergänge, drei Mahlzeiten, vier Massagen und zwischendurch immer mal wieder ein kurzes Nickerchen. Ich mag das Obst zum Frühstück, nur auf die Suppe, die zu jeder Mahlzeit serviert wird, könnte ich verzichten. Gelüste quälen mich keine, weder Schokolade noch Schwarzbrot, weder Käse noch Wein vermisse ich.

Haut und Haare sind durch das Öl weich geworden, kleine Fältchen sind verschwunden und selbst der Bauch scheint weniger geworden zu sein. Ob und wie viel ich abnehme, wird sich erst am letzte Tag zeigen. Zwischendurch nimmt sich Dr. Duminda Mahagodage Zeit für ein Gespräch. Der 49-Jährige verfügt über 22 Jahre Praxis. Er betont, dass es beim Ayurveda keine Verbote gibt, sondern viele Empfehlungen, die auf die jeweiligen Doshas abgestimmt sind. Die ayurvedische Reinigungskur Panchakarmakur sei vor allem bei Stress und Übergewicht sinnvoll. Auch bei unerfülltem Kinderwunsch, Gelenkbeschwerden oder Krebsbehandlungen könne sie wirkungsvoll sein.

Die Massagen scheinen immer besser zu wirken. Bei der Pudermassage Udvartana wird auf den eingeölten Körper ein feines Kräuterpulver gestreut - ein wunderbar zartes Gefühl. Anschließend wird warmes Öl darüber geträufelt und sanft einmassiert. Das fühlt sich wie ein Peeling an, auch wenn es eine kleine "Sauerei" ist und das Zeug, nachdem es eine halbe Stunde getrocknet ist, unter der Dusche abgeschrubbt werden muss. Mein Favorit ist die Fußmassage, die im Garten stattfindet und mich zusammen mit dem Meeresrauschen schweben lässt.

Ein Ausflug in den nächstgelegenen Ort bringt mich wieder in die Realität zurück. Hier drückt die Hitze plötzlich. Der Straßenverkehr mit jede Menge Autos, Bussen, Tuk-Tuks und Motorrädern scheint eigenen Regeln zu folgen. Die vielfältigen Sinneseindrücke überfordern mich. Ich kaufe Geschenke für die Lieben zu Hause und bin froh, nach zwei Stunden wieder im Hotel zu sein.

Bei der Abschlussuntersuchung bin ich überrascht Obwohl ich mich sechs Tage lang dreimal am Tag satt gegessen und viel Obst zu mir genommen habe, habe ich 3,6 Kilogramm abgenommen. "Alles Giftstoffe", kommentiert Dr. Mahagodage. Meine Freude weicht, als er mir eine Liste mit Ernährungsempfehlungen gibt. Verzichten sollte ich unter anderem auf rohe Zwiebeln und Knoblauch, gekochte Tomaten, Weizen sowie rohe Nüsse und Samen. Besonders streng sind die Regeln fürs Abendessen, bei dem ich künftig auch keine Fette, Fleisch, Fisch und Milchprodukte zu mir nehmen sollte.

Wenigstens gibt auf der Gut-Liste Kürbis, Rote Beete, Hafer, Sesam, Linsen, Hirse, Vollkornbrot sowie viele Früchte. Mit Pfeffer, und Kümmel habe ich schon seit Langem auf Gewürze gesetzt, die mir gut tun. Künftig sollte ich meine Speisen auch mit Kreuzkümmel, Koriander, Basilikum, Ingwer und Kurkuma würzen.

Dr. Mahagodage empfiehlt gesunden Menschen, die unter Stress leiden, abnehmen oder entgiften wollen, alle fünf Jahre eine Panchakarmakur zu machen. Ich nehme mir vor, künftig achtsamer mit mir umzugehen, öfter mal Yoga zu machen und regelmäßige Ayurveda-Tage einzulegen, an denen ich mich an die Ernährungsempfehlungen von Dr. Duminda Mahagodage halte.

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 Das Essen besticht durch die Vielfalt der Zutaten. Foto: Rolshausen

Das Essen besticht durch die Vielfalt der Zutaten. Foto: Rolshausen

Foto: Rolshausen

Ayurveda in Sri Lanka Beratung und Informationen zu Ayurvedakuren im Hiru Beach Ayurveda Resort in Kosgoda und anderen Anbietern in Sri Lanka gibt es bei Lotus Travel Service, Tel. (089) 20 20 89 90. www.lotus-travel.com

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