Air Berlin-Mitarbeiter kämpfen um neue Jobs Air-Berlin-Mitarbeiter kämpfen um andere Jobs

Berlin · () Viele Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin haben gestern für ihre berufliche Zukunft demonstriert. Sie zeigten an der Unternehmenszentrale in Berlin-Tegel zum Beispiel Schilder mit der Aufschrift „Habt ein Herz für Airberliner“. Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor als Aktion zu einer „kreativen Mittagspause“ aufgerufen. Nach Angaben eines Verdi-Sprechers beteiligten sich rund 250 Mitarbeiter an der Aktion. „Sie haben ihrem Ärger Luft gemacht, dass nur wenig Jobaussichten bestehen“, so der Sprecher.

Einige der Teilnehmer hätten sich bereits beworben, aber bisher hätten nur wenige ein Jobangebot bekommen, betonte der Verdi-Sprecher. Die Gewerkschaft fordert, für die Beschäftigten müsse nun eine Transfergesellschaft gegründet werden. Damit könne man Zeit gewinnen bei der Jobsuche. In einer solchen Transfergesellschaft könnten Mitarbeiter etwa ein Bewerbungstraining machen oder andere Zusatzqualifikationen erwerben. Air Berlin, Lufthansa und weitere Investoren sollten soziale Verantwortung übernehmen und Gelder bereitstellen, hatte die Gewerkschaft vorab gefordert. Bislang ist nur klar, dass bis zu 3000 der nach Unternehmensangaben etwa 8000 Mitarbeiter zur Lufthansa wechseln können. An die Lufthansa gehen 81 von insgesamt 134 Flugzeugen. Für andere Bereiche gibt es derzeit noch keine Lösung.

Unterdessen erwarten Reisever­anstalter nach der Übernahme von großen Teilen der Air Berlin durch die Lufthansa zunächst keine steigenden Flugpreise auf breiter Front. Auf den touristischen Strecken könnte es in der Sommersaison 2018 sogar billiger werden, sagte René Herzog, Chef der DER Touristik Zentraleuropa. Die Wettbewerber von Air Berlin hätten sich rechtzeitig auf das Ende der Fluggesellschaft vorbereitet und ihr eigenen Angebot auf attraktiven Verbindungen spürbar ausgebaut.

Mittelfristig erwartet der Manager jedoch eher steigende Preise. Im Europaverkehr sieht Herzog jetzt schon diesen Trend auf solchen Verbindungen, wo die Konkurrenz durch die Air Berlin bereits entfällt. „Auf der Strecke Frankfurt-Zürich ist bereits zu sehen, was passiert, wenn der Wettbewerb schwindet: hohe Ticketpreise“, sagte Herzog.

Der Wegfall von Air Berlin/Niki bedeute nur scheinbar weniger Wettbewerb, hieß es gestern beim Reiseveranstalter Alltours. Zwar falle eine Airline weg, deren Kapazitäten blieben aber zum größten Teil erhalten. Zugleich hätten Airlines wie Tuifly, Germania und Small Planet ihr Angebot ausgebaut. Insgesamt blieben die Flugpreise für den kommenden Sommer stabil. Der Veranstalter FTI Group rechnet auf innerdeutschen Strecken, die auch von der Lufthansa bedient werden, vorübergehend mit einem Preisanstieg. Die Beschäftigten von Air Berlin hielten bei ihrer Protestaktion auch Plakate mit Sprüchen wie „Hier stehen die Arbeitslosen von Morgen“ hoch. Sie kritisierten zudem Vorstandschef Thomas Winkelmann: „4,5 Millionen Euro für Winkelmann! Für uns Hartz IV.“ Winkelmann hatte sich im Fall von Zahlungsschwierigkeiten abgesichert: Das Unternehmen hatte eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro ausstellen lassen, um die Verpflichtungen aus Winkelmanns Vertrag abzusichern.

Nach der Air Berlin will die Lufthansa nun auch Teile der insolventen Alitalia erwerben. Lufthansa habe ein Angebot für Teile des weltweiten Netzverkehrs und für Direktverbindungen in Europa abgegeben, teilte Deutschlands größte Airline gestern mit. Das Konzept sehe eine neu aufgestellte „New Al­italia“ mit nachhaltigen wirtschaftliche Perspektiven vor. Über Details sei mit Alitalia Stillschweigen vereinbart worden. Gestern um 18 Uhr lief die Bieterfrist ab. Über weitere Angebote wurde nichts bekannt.

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