Hochbetrieb im amazon-Logistikzentrum in Frankenthal Wie Amazon pünktlich die Waren zum Kunden bringt

Frankenthal · Das neue Logistikzentrum in Frankenthal arbeitet mit 1500 Mitarbeitern. Im Vorweihnachtsgeschäft kommen weitere 500 Aushilfskräfte hinzu.

 Besonders jetzt vor Weihnachten herrscht Hochbetrieb im neuen Logistikzentrum von Amazon in Frankenthal.

Besonders jetzt vor Weihnachten herrscht Hochbetrieb im neuen Logistikzentrum von Amazon in Frankenthal.

Foto: Andrea Döring

In Frankenthal hat der Weihnachtsmann jetzt Räder. Im neuen Amazon-Logistikzentrum im Frankenthaler Industriegebiet „Am Römig“geht das Geschäft zum Fest zum ersten Mal seinem Höhepunkt entgegen. 3000 Roboter heben Regale hoch und fahren sie zwischen den menschlichen Mitarbeitern hin und her, die sie mit Spielen, Büchern, Parfumflakons und anderen guten Gaben zum Fest bepacken und entladen.

Das zwölfte deutsche Amazon-Werk ist das zweite Amazon-Logistikzentrum, bei dem Technologie in diesem Umfang zum Einsatz kommt. Seit der Eröffnung Anfang August haben 1500 Mitarbeiter bei Amazon Frankenthal eine feste Anstellung gefunden. 500 Saisonarbeiter verstärken das Team rund um Weihnachten.

Katzenfutter der Marke „Vom Feinsten“ liegt in fahrbaren Containern neben dem Lernlaptop für die Kleinen und Glühwein-Gewürz. Mehrere LKW haben ihre Ladung gerade entladen. Das Amazon-Areal, auf dem die Laster an- und abfahren, ist so groß wie 18 Fußballfelder, 139 000 qm. Männer und Frauen aus aller Herren Länder in gelben Westen, einige mit roten Nikolausmützen auf dem Kopf, sortieren, verpacken, kontrollieren und verteilen die Ware.

Etwa 13 Millionen Artikel lagern in der Halle, die 88 000 Quadratmeter umfasst. Im Durchschnitt 100 000 Pakete verlassen täglich das Lager. Während des „Peaks“ rund um das Weihnachtsfest können es vier bis fünfmal so viele sein, so Thorsten Schwindhammer, zuständig für Pressearbeit. „Lego, Playmo und Alexas gehen im Moment am besten“, berichtet er. Einen verregneten Sonntagnachmittag vor dem Tatort merken wir am Montag bei der Warenausgabe“, berichtet Thomas Decke, Hauptabteilungsleiter für den Robotic-Bereich, über das Bestellverhalten der Kunden. Die Tagschicht beginnt um 9.45 Uhr und endet um 18.30 Uhr, die Nachtschicht fängt um 19.00 Uhr an und ist um 3.45 Uhr vorbei. Amazon bezahlt auch Überstunden und Zuschläge für Nachtarbeit. Das entspricht deutschem Arbeitsrecht. Mit 11,25 Euro brutto pro Stunde kann ein ungelernter Arbeiter bei Amazon anfangen. Das liegt über dem Mindestlohn, aber unter dem Tarif im Einzelhandel, den Verdi auch für Amazon-Mitarbeiter fordert. Seit August ist Claudia Loewer dabei. Die Mittfünfzigerin hat Friseurin gelernt, zwischendurch eine Bäckereifiliale und ein Spielwarengeschäft geleitet und im Casino gearbeitet. Jetzt ist sie „Instructor/Stow“, das heißt, sie weist die neuen Kräfte beim Einlagern von Waren ein.

Lemar Amin aus Afghanistan, früher Dolmetscher für die Bundeswehr im Afghanistan-Einsatz, bestückt die Regale mit Büchern, Küchengeräten und Spielzeug. Roboter, die an automatische Bodenstaubsauger erinnern, heben die Regale mit den Produkten hoch und bringen sie zu den „Pickern“. Die entnehmen, was die Kunden bestellt haben und stellen die Sendung zusammen. Maurice Kraft verpackt die Ware. „130 Pakete schaffe ich pro Stunde“, erklärt der gelernte Verkäufer. Auf endlosen Laufbändern rasen die Päckchen durch die dreistöckige Halle, bis sie kontrolliert und mit Lastwagen an weitere Logistikzentren oder die Kunden ausgeliefert werden können. Mit der Technologie will Amazon deutlich kürzere Laufwege für die Mitarbeiter erreichen. „Wir sprechen Denglisch“, erklärt Schwindhammer. Man muss entweder die deutsche oder die englische Sprache beherrschen.

Amerikanische Firmen-Philosophie soll auch die Arbeitskultur bei Amazon Deutschland prägen. „Aktiv handeln, Vertrauen aufbauen und verdienen, immer höchste Maßstäbe anlegen, erfinden und vereinfachen, Ergebnisse liefern“ kann man an der Wand beim Zugang zur Kantine und zur Sonnenterrasse lesen. „Have fun“ ist ebenfalls eine Devise. Dazu passen die Nikolausmützen und der gelegentliche Auftritt von Standortleiter Johannes Weingärtner als Plüschpaket. Auch deutsche Weihnachtsrituale und deutsches Arbeitsrecht finden Berücksichtigung. „Heiligabend gibt es keine Nachschicht und am ersten Weihnachts-Feiertag ist frei“, so Decke.

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