Viele freie Stellen Boom am Arbeitsmarkt geht weiter

Nürnberg · Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, rechnet auch für das kommende Jahr mit einer positiven Entwicklung auf dem Job-Markt.

 Auch auf dem Bau fehlen Fachleute. Die Agentur für Arbeit sieht im Fachkräftemangel ein großes Problem.

Auch auf dem Bau fehlen Fachleute. Die Agentur für Arbeit sieht im Fachkräftemangel ein großes Problem.

Foto: dpa/Z5328 Jens Wolf

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, geht trotz steigender Konjunkturskepsis von einer weiter positiven Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. „Wenn man über die nächsten sechs Monate spricht, muss man sich keine Sorgen machen“, sagte Scheele.

Gegenwärtig und für das kommende Jahr spreche nichts für einen Abschwung oder eine Krise. „Wir sehen zunächst auch für 2019 keine Trendwende am Arbeitsmarkt“, sagte Scheele. Was darüber hinaus sei, könne man vom jetzigen Standpunkt aus nur schwer sagen. „Die Situation für 2020 vorauszusagen ist wie ein Blick in die Glaskugel.“

Im Sommer steige die Arbeitslosigkeit zwar wie gewohnt durch Werksferien und noch nicht vermittelte Jugendliche in Ausbildung etwas. „Aber dann mit der Herbstbelebung wird es wahrscheinlich zu einer Vier vor dem Komma bei der Arbeitslosenquote kommen“, sagte Scheele. Im Juli betrug die Arbeitslosenquote 5,1 Prozent. Die Bundesagentur registrierte 2,325 Millionen Menschen ohne Job.

Ein Risiko für den Arbeitsmarkt bleibt laut Scheele der von den USA angeheizte Handelsstreit. Einen nachhaltig negativen Einfluss sieht er aber nicht. Die Stabilität am Arbeitsmarkt hänge nicht allein am Außenhandel. „Wir haben eine ganze Reihe von Berufen, die konjunkturunabhängig sind.“ Das seien zum Beispiel Sozial-, Erziehungs- oder Pflegeberufe. Außerdem sei die Binnennachfrage stark, die jüngsten Tarifabschlüsse stützten den Konsum im Deutschland.

Der näher rückende EU-Austritt Großbritanniens (Brexit) wird Scheele zufolge nicht ohne Auswirkungen bleiben. Für den hiesigen Arbeitsmarkt fielen sie aber eher gering aus. „Die Folgen des Brexits werden vor allem die Menschen im Vereinigten Königreich tragen müssen.“ In „Siegesgeheul“ müsse man dennoch nicht ausbrechen. Der Brexit sei insgesamt nicht wünschenswert.

 Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit

Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit

Foto: dpa/Daniel Karmann

Eines der drängendsten Probleme am Arbeitsmarkt sei der Fachkräftemangel. Das inländische Erwerbspersonenpotenzial müsse bestmöglich ausgeschöpft werden, sagte Scheele. Darüber hinaus wäre ein Fachkräftezuwanderungsgesetz von Vorteil. Mit 1,2 Millionen offener Stellen meldete das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im zweiten Quartal ein Rekordhoch. Doch der Engpass bei den Fachkräften habe auch seine Vorteile, sagte Scheele. Das Entlassungsrisiko selbst bei Auftragsmangel sei im Moment so gering wie selten zuvor: „Die Unternehmen sagen sich, wenn ich den jetzt nach Hause schicke, ist es schwer, einen neuen Mitarbeiter zu finden, wenn das Geschäft wieder anzieht.“

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