Vermögensverteilung Der Club der Millionäre wächst weiter

Frankfurt · Immer mehr Menschen verfügen über ein Millionen-Vermögen. Aber ein Viertel aller Deutschen hat überhaupt keine Ersparnisse.

 Deutschland zählt nach den USA und Japan zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären.

Deutschland zählt nach den USA und Japan zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Der Club der Dollar-Millionäre wächst und wächst. Allein in Deutschland verfügten im vergangenen Jahr 1 364 600 Menschen über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar (860 000 Euro). Das waren gut 84 000 mehr als 2016, wie aus einer  Studie des Beratungsunternehmens Capgemini hervorgeht. Vor allem der Börsenboom und steigende Immobilienpreise mehrten das Vermögen auf insgesamt 5,2 Billionen Dollar (plus 7,6 Prozent).

Deutschland zählt nach den USA und Japan zu den Ländern mit den meisten Dollar-Millionären. „Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, wann die Chinesen Deutschland überholen“, sagte Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer. Im vergangenen Jahr gab es im Reich der Mitte 1,26 Millionen vermögende Privatanleger – Tendenz kräftig steigend. Weltweit kletterte das Vermögen der Dollar-Millionäre aus Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, alternativen Investments, Bargeld und Immobilien – sofern diese nicht selbst genutzt werden – erstmals über die Marke von 70 Billionen Dollar. Rund 18,1 Millionen Menschen weltweit hatten ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million Dollar – 9,5 Prozent mehr als im Jahr 2016.

Etwa 90 Prozent besitzen eine bis fünf Millionen Dollar. Etwa 174 800 Superreiche kommen auf mehr als 30 Millionen Dollar. Ihr Vermögen stieg im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark um zwölf Prozent. Sie besitzen den Angaben zufolge knapp 35 Prozent des Gesamtvermögens der Dollar-Millionäre.

Zwar zählen auch in Deutschland immer mehr Menschen zum Club der vermögenden Privatanleger. Bei einer Umfrage im Auftrag der ING-Diba gaben allerdings mehr als ein Viertel (27 Prozent) von etwa 1000 Bundesbürgern an, gar keine Ersparnisse zu haben. Dass trotz des Wirtschaftsaufschwungs der Anteil der Verbraucher in Deutschland, die nichts auf der hohen Kante haben, vergleichsweise hoch sei, sollte zu denken geben, heißt es in der Studie. Die Befragung wurde Ende 2017 in 13 europäischen Ländern sowie in Australien und den USA durchgeführt. Im Großteil der Länder liegt der Anteil der Menschen ohne Rück­lagen in einer Bandbreite von 20 bis 25 Prozent.

Nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kommt der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland nicht bei allen Bürgern an. Demnach sind zwischen 1991 und 2015 die realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im Schnitt um 15 Prozent gestiegen. Bei den zehn Prozent der Personen mit den niedrigsten Einkommen, die monatlich im Durchschnitt real über rund 640 Euro verfügen, war das Haushaltseinkommen in diesem Zeitraum rückläufig. Die Einkommen der Top-Verdiener stiegen dagegen im Schnitt um 30 Prozent.

Das bedeute nicht zwangsläufig, dass die Menschen, die in den 1990er Jahren niedrige Einkommen erzielten, heute individuell schlechter gestellt seien, erläuterte Studienautor Markus Grabka jüngst. Denn sie könnten sich mittlerweile in einer anderen Einkommensgruppe befinden. „Aber es zeigt, dass bei weitem nicht alle von der positiven Einkommensentwicklung, die in den letzten Jahren im Wesentlichen dank der boomenden Wirtschaft und dem Rückgang der Arbeitslosigkeit stattgefunden hat, profitiert haben.“

Nach einer Studie von Boston Consulting konzentriert sich der globale Reichtum immer stärker bei Millionären. Bei ihnen ballt sich den Angaben zufolge inzwischen die Hälfte des weltweiten Vermögens. Berücksichtigt sind Bargeld, Wertpapiere, Fonds sowie Ansprüche an Lebensversicherungen und Pensionsfonds, aber keine Immobilien.

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