Rettung aus Insolvenz Lebenshilfe steigt bei Tiefkühlkost-Hersteller Paulus ein

Merzig/Rehlingen-Siersburg · Etwa 160 Arbeitsplätze in Merzig und Rehlingen-Siersburg sind gesichert. Nordsaarland Werkstätte übernimmt Geschäftsbetrieb.

 Die Lebenshilfe-Tochter NSW übernimmt die Geschäfte der Paulus GmbH und mietet die Immobilie im Rehlinger Gewerbegebiet.

Die Lebenshilfe-Tochter NSW übernimmt die Geschäfte der Paulus GmbH und mietet die Immobilie im Rehlinger Gewerbegebiet.

Foto: Ruppenthal

Die gemeinützige Lebenshilfe St. Wendel GmbH ist weiter auf Expansionskurs. Die neu gegründete, ebenfalls gemeinnützige Tochtergesellschaft Nordsaarland Werkstätte (NSW) übernimmt zum 1. April die Geschäfte des insolventen Tiefkühlkost-Herstellers B. Paulus und der Delimar Tiefkühlspezialitäten GmbH an den Standorten in Merzig und Rehlingen-Siersburg. Die entsprechenden Verträge sollen heute in St. Wendel unterschrieben werden. Dies bestätigten Lebenshilfe-Geschäftsführer Hermann Scharf sowie der Saarbrücker Rechtsanwalt und Paulus-Insolvenzverwalter Günter Staab. NSW-Geschäftsführer sind Dionysius Eisenbarth und Rudi Gessner.

Das Traditionsunternehmen Paulus („Schnecken-Paulus“), 1954 in Merzig gegründet, war im Dezember 2017 zum zweiten Mal in Folge in die Pleite gerutscht. Seitdem leitet Staab als Insolvenzverwalter die Betriebe. Er erzielte 2018 einen Jahresumsatz von etwa elf Millionen Euro. Zur Belegschaft zählen in einer anerkannten Werkstatt für Behinderte rund 110 Mitarbeiter, die vorwiegend Tiefkühlprodukte wie Hochsee-Fisch, Schalentiere, Schnecken, Gemüse und Früchte verpacken und konfektionieren. In Verwaltung, Produktion und Versand sind weitere 50 Arbeitsplätze. Zum Kundenkreis von Paulus zählen vorwiegend Lebensmittel-Discounter. Staab berichtet von „langwierigen Verhandlungen, die wiederholt auf der Kippe standen“. Beide Seiten standen allerdings, was auch Scharf betont, wegen der Behinderten-Arbeitsplätze „unter erheblichem Erfolgsdruck“.

Nach SZ-Informationen zahlt die NSW etwa 700♦000 Euro für Anlagen- und Umlaufvermögen in die Paulus-Insolvenzmasse. Zudem mietet sie vorerst die beiden Produktionsstätten in Merzig und Rehlingen-Siersburg. Die Immobilie in Rehlingen-Siersburg soll voraussichtlich in zwei Jahren gekauft werden. Hier ist auch eine mögliche Übertragung an die landeseigene Saarland Bau und Boden (SBB) Projektgesellschaft im Gespräch.

Die anerkannten Forderungen der Paulus-Gläubiger – dazu zählen zwei Banken, die Bundesagentur für Arbeit und Lieferanten – machen angeblich mehr als 13 Millionen Euro aus. Der Gläubigerausschuss hat zum Wochenbeginn bereits der Geschäftsübernahme durch die Lebenshilfe-Tochter zugestimmt.

Bereits in der ersten Paulus-Insolvenz, die 2016 in Eigenregie lief, wurden zwei Betriebsstätten in Thüringen geschlossen. Der Erlös aus dem Immobilienverkauf sollte in die Sanierung fließen, was nicht gelang. Insolvenzverwalter Staab, der seit Ende 2017 im Amt ist, sucht jetzt für beide Objekte weitere Käufer.

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