Ringen um sauberere Luft Jetzt doch Nachrüstung für Alt-Diesel

Berlin · Nach zähen Verhandlungen haben sich VW und Daimler jetzt doch bereit erklärt, ältere Diesel nachzurüsten. BMW weigert sich.

 Da geht es lang: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) konnte den deutschen Autobauern einen Kompromiss abringen.

Da geht es lang: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) konnte den deutschen Autobauern einen Kompromiss abringen.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Nach heftiger Kritik an einem ersten Diesel-Paket will die deutsche Autoindustrie Angebote für Besitzer älterer Fahrzeuge erweitern. Dazu können auch die von den Herstellern skeptisch beurteilten Hardware-Nachrüstungen an Motoren und Abgaseinrichtungen gehören. Das sieht ein Kompromiss vor, den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die deutschen Hersteller bei einem Spitzentreffen  in Berlin erzielten.

VW, Daimler und BMW wollen ihre Angebote an betroffene Kunden aufstocken, wie der Branchenverband VDA mitteilte. Die drei Unternehmen hätten fahrzeugbezogen bis zu 3000 Euro für „Mobilitätslösungen“ in den „Intensivstädten“ zugesagt. Scheuer sagte, die Hersteller hätten sich „sehr stark bewegt“. Verbraucherschützer und Opposition kritisierten die Einigung.

Die Hersteller hatten bereits höhere Preisnachlässe auf den Weg gebracht, wenn Kunden ihre alten Diesel in Zahlung geben und einen saubereren Wagen kaufen. Diese Regelung gilt für 15 „Intensivstädte“ in Deutschland, in denen Schad­stoff-Grenzwerte vor allem durch Dieselabgase besonders stark überschritten werden. Die „Umtauschprämien“ laufen je nach Hersteller bis 2019 und 2020. Diese Umtauschaktionen sollen weiter im Vordergrund stehen, so Scheuer. Nutzen aber betroffene Dieselbesitzer diese Aktionen nicht, sind weitere Maßnahmen geplant. Demnach sind Volkswagen und Daimler bereit, die dann noch verbliebenen älteren Dieselautos in den „Intensivstädten“ für bis zu 3000 Euro pro Wagen mit Katalysatoren nachrüsten zu lassen – das sind die Hardware-Nachrüstungen. Bisher hatten VW und Daimler angeboten, 2400 Euro pro Fahrzeug zu zahlen. Die Bundesregierung hatte auf eine höhere Beteiligung gepocht. Experten schätzen die Kosten inklusive Einbau auf etwa 3000 Euro.

Bei Daimler hieß es, die Nachrüstung müsse vom Kraftfahrt-Bundesamt zertifiziert und zugelassen werden und nachweislich dazu berechtigen, in bestimmten Städten auch in Straßen mit Fahrverboten einzufahren. VW kündigte an, sich an Hardware-Nachrüstungen zu beteiligen, wenn die Kunden dies wünschten. BMW dagegen lehnt Hardware-Nachrüstungen weiter ab. Der Münchner Konzern will betroffene Dieselbesitzer aber nach Auslaufen der „Umtauschprämien“ mit der gleichen Summe von 3000 Euro unterstützen – etwa für einen Neukauf.

Scheuer und die Hersteller hatten lange um einen Kompromiss gerungen, um zusätzliche Maßnahmen für bessere Luft in Städten auf den Weg zu bringen. „Technische Lösungen für Pkw-Hardware-Nachrüstungen werden nach der erforderlichen Entwicklungs- und Zulassungszeit nicht kurzfristig am Markt verfügbar sein“, sagte Scheuer. Und derzeit könne niemand sagen, wie teuer eine Hardware-Nachrüstung für Diesel-Pkw tatsächlich sein werde.

Es wird davon ausgegangen, dass Hardware-Nachrüstungen nicht vor 2020 verfügbar sind. Vor diesem Hintergrund sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes, die drei deutschen Hersteller würden für die Zeit nach 2020 sicherstellen, dass Kunden mit Euro-5-Diesel-Altfahrzeugen durch herstellerspezifische Angebote „mobil bleiben“ könnten. Er machte zugleich klar, dass die Autobranche Hardware-Nachrüstungen weiter skeptisch gegenüberstehe. Die Argumentation: sie sind zu aufwendig und teuer.

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