Schleppender Netzausbau Stromnetz droht Blackout durch zu viele E-Autos

Düsseldorf · (afp) Das deutsche Stromnetz ist einer Studie zufolge für einen massiven Zuwachs bei Elektroautos nur unzureichend vorbereitet. Ab einer Quote von 30 Prozent Elektroautos komme es zu Engpässen bei der Stromversorgung, heißt es in der gestern veröffentlichten Studie der Technischen Universität München. Notwendig seien bis zu elf Milliarden Euro für den Netzausbau – und vor allem Flexibilität der vielen Nutzer beim Laden ihrer E-Autos. 2035 werde mehr als jedes dritte Auto auf deutschen Straßen ein E-Auto sein, heißt es in der Studie für die Unternehmensberatung Oliver Wyman. In Stadtrandlagen werde die 30-Prozent-Quote bereits in fünf bis zehn Jahren erreicht sein, schätzen die Autoren.

„Wenn alle gleichzeitig um 20.00 Uhr ihr Auto mit Strom volltanken, knallt es im Netz“, sagte Energieexperte Thomas Fritz von Oliver Wyman dem „Handelsblatt“. Für die Netzbetreiber bestehe daher schon jetzt akuter Handelsbedarf. Die meisten Ladevorgänge von E-Autos sind laut Studie „zeitlich flexibel“. Der Ladevorgang könne auch später in der Nacht beginnen, ohne dass der Nutzer am nächsten Tag auf sein vollgeladenes Fahrzeug verzichten müsse, erklärte Energieexperte Fritz. Damit die Ladevorgänge entsprechend flexibel verteilt werden, sei vor allem eine intelligente Softwarelösung notwendig.

Die Netz-Chefin des Energieversorgers Innogy, Hildegard Müller, sprach von einer „Mammutaufgabe“. Es gehe gar nicht um die absolute Menge an Energie: Selbst wenn alle Autos komplett elek­trisch angetrieben würden, würde sich der deutsche Stromverbrauch insgesamt nur um 16 Prozent erhöhen, sagte sie dem „Handelsblatt“. Es gehe vielmehr darum, Lastspitzen zu vermeiden. Die Investitionen zur Ertüchtigung der Netze bezifferte sie auf rund eine Milliarde Euro pro Jahr.

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