Neue Software-Lösung Wie der Datenschutz beherrschbarer wird

Saarbrücken · Zwei Fachleute aus Homburg haben eine Software entwickelt, mit der Unternehmen die Datenschutzverordnung korrekt umsetzen können.

 Markus Kohl und Caroline Schütz haben gemeinsam die neue Software zum Datenschutz entwickelt.

Markus Kohl und Caroline Schütz haben gemeinsam die neue Software zum Datenschutz entwickelt.

Foto: woll

Verarbeitungsverzeichnis, technisch organisatorische Maßnahmen, Datenschutzbeauftragter, Folgeabschätzung: das neue Datenschutzrecht hat viele Herausforderungen parat, die vor allem kleine Unternehmen überfordern. „Häufig wissen die Betroffenen gar nicht, wo sie genau anfangen sollen“, sagt Markus Kohl. Der Homburger Informatiker hat deshalb gemeinsam mit der Rechtsanwältin Caroline Schütz eine Software entwickelt, die es gerade kleineren und mittelgroßen Betrieben oder Vereinen leichter machen soll, die Dokumentationen im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu erstellen.

Kleine Unternehmen sind überfordert

Für die seit Ende Mai geltende Verordnung müssen Unternehmen, aber auch Vereine, genaustens darüber Buch führen, wer bei ihnen Daten wo und wie bearbeitet. Wer es nicht macht, riskiert hohe Bußgelder. Gerade kleinere Unternehmen allerdings wissen gar nicht so recht, was sie genau erfassen müssen. Und der Text der DSGVO ist mit seinen mehrdeutigen Formulierungen auch keine Hilfe, wie der Verband der Familienunternehmer schon seit Wochen beklagt.

Geführter Ablauf

Die Software der beiden Unternehmer Kohl und Schütz setzt genau hier an: Per Fragenkatalogen führt das Programm durch den Prozess und hilft mit Hinweisen, die nötigen Daten zu gliedern. Die beiden Partner, die jetzt gemeinsam für ihr Unternehmen eine GmbH gründen wollen, ergänzen sich perfekt. Kohl als freiberuflicher Software-Entwickler bringt die IT-Expertise ein, während die Juristin Schütz, die in Saarbrücken eine Kanzlei hat, den rechtlichen Teil beisteuert.

Anlegen ist Fleißarbeit

Den Aufwand, den es mit sich bringt, ein solches Verarbeitungsverzeichnis zu erstellen, kann zwar auch die Software nicht verringern. „Es ist eine große Fleißarbeit“, sagt Kohl. Allerdings ist es später leicht möglich, Änderungen einfließen zu lassen. Und gerade bei der ersten Erfassung aller nötigen Angaben rund um den Datenschutz soll die strukturierte Anleitung der Software helfen.

Ursprung in Kanzlei-Software

Ihren Ursprung hat die Datenschutz-Software in einem ganz anderen Bereich. Ursprünglich war sie als Ergänzungs-Modul für eine Kanzlei-Verwaltungs-Software gedacht. Die hatte Kohl vor rund drei Jahren für Schütz’ Kanzlei programmiert, weil die meisten Programme in diesem Bereich „in die Jahre gekommen“ sind, wie Kohl es sagt. „Rechtsanwälte funktionieren nicht wie andere Unternehmen. Sie haben keine Waren, sondern Fälle“, sagt er. Deshalb sei bei ihnen eine spezielle IT nötig. Weil die Kanzlei-Verwaltung, die Basis der gemeinsamen Firma, zwar auch bei anderen Anwälten gut ankam, sich bisher aber nur langsam durchsetzt, sollte das neue Modul die Attraktivität erhöhen.

Neuer Fokus

„Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass die Datenschutz-Verwaltung für viel mehr Unternehmen interessant ist“, sagt Kohl. Schnell fällten sie die Entscheidung, sie als gesondertes Programm auf den Markt zu bringen. „Jetzt steht die Datenverwaltung im Fokus, nicht mehr die Kanzlei-Verwaltung“, sagt Kohl.

Schneller Anfangserfolg

Der Erfolg gibt ihnen Recht. Wenige Wochen nach Einführung der DSGVO hat sich das Programm bereits über 1000 Mal verkauft. Kohl entwickelt es nun ständig weiter: Erst vor wenigen Wochen hat der einen Generator für die Datenschutzerklärung auf Internetseiten eingebaut. Die nötige rechtliche Basis lieferte auch hier die Anwältin Schütz.

Wichtige Zielgruppe: Datenschutzbeauftragte

Kohl und Schütz sind optimistisch, mit der Software längerfristig erfolgreich zu sein. Vor allem in der Profi-Variante für Datenschutzbeauftragte sieht Kohl einen Wachstumsmarkt: „Datenschutzbeauftragte werden wie Steuerberater zu einem festen Faktor in der Wirtschaft werden“, sagt er. Sie brauchen dann eine Software, mit dem sie den Datenschutz bei den betroffenen Unternehmen überwachen können. „Und wir hoffen, in diesem Bereich mit unserem Programm die Standardsoftware zu stellen“, sagt Kohl.

Infos zum Programm gibt es unter www.datenschutzverwaltung.de

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