Automobil mit technischen Gebrechen

Neunkirchen. Was Hans-Georg Kaline da auf vier beschriebenen Seiten zusammen mit zwei Bildern in die SZ-Redaktion brachte, war etwas ganz Besonderes und auch etwas Witziges: Es waren die Erlebnisse seines Schwagers Rudi Coll mit dessen erstem Auto

 "Autobahnfestes" Auto. Foto: SZ

"Autobahnfestes" Auto. Foto: SZ

Neunkirchen. Was Hans-Georg Kaline da auf vier beschriebenen Seiten zusammen mit zwei Bildern in die SZ-Redaktion brachte, war etwas ganz Besonderes und auch etwas Witziges: Es waren die Erlebnisse seines Schwagers Rudi Coll mit dessen erstem Auto. Rudi Coll, Jahrgang 1931, legte sich als ersten fahrbaren Untersatz eine Opel P4 Speziallimousine, Baujahr 1935, zu: Platz für vier Personen, kein Kofferraum, 23 Pferdestärken unter der eckigen Motorhaube und "autobahnfeste", so der damalige Werbeprospekt, 85 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit. Dazu als Sonderausstattung der Speziallimousine ein Reserverad und ein Gepäckträger am Heck, sowie ein Viergang-Getriebe. Das alles und ein komplett mit schwarzem Blech verkleidetes Auto, damals auch noch keine Selbstverständlichkeit, erwarb der gelernte Autoschlosser Coll 1950 für ganze 100000 französische Francs im zu dieser Zeit noch französisch verwalteten Neunkirchen. Der P4 wurde zum ganzen Stolz von Rudi Coll, war aber immer von kleinen und größeren Problemen behaftet. So sprang das Auto zwar in der trockenen Garage ohne Probleme an, stand er aber draußen, wo es feucht und kalt war, dann musste der Fahrer mit der Kurbel den Motor anwerfen. Aber nicht nur das Starten des Motors war kritisch, auch der Kühler konnte zum Problem werden: War der Winter sehr kalt, fror das Wasser im Kühler ein, deshalb war in frostigen Winternächten kein Wasser im Kühler und Rudi Coll füllte erst am nächsten Morgen warmes Wasser in den Wasserkühler.Weitere technische Mängel ergaben sich aus der Beifahrertür und der Art des Türschließens. Zeitweise ging der Motor einfach aus, wenn man die Tür zu fest zuschlug. Oder der Motor blieb an, aber die per Handkurbel abzulassende Seitenscheibe verabschiedete sich in die fahrtwindlastige Tauchposition. Aber Colls Frau Vroni machte alle Gebrechen des als "Vollautomobils" - im Gegensatz zum "Volkswagen" - verkauften P4 mit und schloss die Beifahrertüre sachte und hielt sie vorsichtshalber während der Fahrt fest. Auch ließ sie es über sich ergehen, dass ihr Mann regelmäßig während der Fahrt stoppte, den immer im Auto liegenden Blaumann anzog und die Kupplung nachjustierte.Bei all diesen kleinen Geschichten rund um den alten Opel ist es wenig verwunderlich, dass das Auto auch Einzug in die Büttenreden der Karnevalisten fand und die ganze TuS-Halle herzlich über das eigentlich auf dem Seitenblech montierte Reserverad lachte, welches einmal den "autobahnfesten" Opel überholte.Nach etwa sieben Jahren trennte sich Rudi Coll schließlich vom stadtbekannten Opel P4 und fand mit einem Simca ein neues Gefährt. cdb

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