Moderne Arbeitswelt und die Folgen ILO: Heimarbeit hat Schattenseiten

Genf/Frankfurt · Die Arbeitsorganisation sieht Gefahren durch Isolation und seltene Pausen.

 Das Arbeiten zu Hause ist nicht immer optimal.

Das Arbeiten zu Hause ist nicht immer optimal.

Foto: picture alliance / dpa/Daniel Naupold

Mit dem Laptop daheim zu arbeiten, kann praktisch sein – spart man doch den Weg ins Büro oder kann nebenher Kleinigkeiten im Haushalt erledigen. Aber für die Gesundheit ist Tele- oder Heimarbeit nicht immer gut. Während im Büro meist sichere Schreibtische und ergonomische Bürostühle stehen, behelfen sich viele zu Hause mit dem Küchentisch oder dem Sofa. Angesichts des sich rasant wandelnden Arbeitsumfelds hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf neue Anstrengungen im Arbeitsschutz gefordert.

Rund 374 Millionen Menschen werden nach ILO-Angaben weltweit jedes Jahr durch die Arbeit krank oder verletzen sich bei Arbeitsunfällen. Jeden Tag sterben nach Schätzungen 6500 Menschen an Krankheiten, die durch ihre Arbeit verursacht wurden, und 1000 Menschen kommen bei Arbeitsunfällen um. Wachsende Herausforderungen seien Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, Krebs sowie Stress und psychosoziale Risiken, so die ILO. Das gehe unter anderem auf befristete Arbeitsverträge zurück, auf Arbeitgeber-Forderungen nach mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und zunehmende Tele- oder Heimarbeit. Arbeitnehmer könnten sich dort isoliert fühlen oder es stressig finden, wenn Arbeit und Freizeit immer weniger klar getrennt sind.

Befragungsdaten zufolge sei Homeoffice in Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie beispielsweise in den Niederlanden oder Dänemark. EU-weit liege Deutschland im unteren Mittelfeld, berichtet der Forscher. Am schwierigsten seien sicherlich Jobs, die komplett von zu Hause erledigt würden. Hier sei die Gefahr der sozialen Isolation am höchsten, auch ergäben sich Probleme in Betrieben, die noch eine ausgeprägte Präsenzkultur pflegten.

Die Chance, Beruf und Privates zu vereinen, berge auch die Gefahr, die beiden Bereiche zu sehr zu vermischen, sagte der Experte Nils Backhaus von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund. Im Homeoffice würden die Menschen zudem häufig länger arbeiten und die arbeitsmedizinisch sinnvollen Ruhepausen seltener einhalten.

„Intensivierung und Entgrenzung sind die Krux der modernen Arbeitswelt“, erklärte das IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban in Frankfurt. Die Bundesländer als Aufsichtsbehörden versagten beim Gesundheitsschutz: Statt kontinuierlich Aufsichtspersonal zu reduzieren, müsse wieder aufgebaut werden.

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