Wirbel in USA Hotelkette verklagt Opfer von Massaker

Las Vegas · Neun Monate nach dem Attentat von Las Vegas mit fast 60 Toten macht der Fall in den USA neue Schlagzeilen.

Robert Eglet, der eines der Opfer des Blutbads vom Oktober 2017 vertritt, bringt seine Wut auf den Punkt: „In meinen 30 Jahren als Anwalt ist dies das verwerflichste Verhalten, das ich jemals gesehen habe.“ Andere nennen das Vorgehen „skandalös und falsch“. Doch es ist wahr: Der Hotelbetreiber MGM Resorts verklagt die Opfer des Massakers von Las Vegas – und hat damit in den USA einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Wie aus der Klage hervorgeht, haben rund 2500 Menschen, darunter Überlebende sowie Angehörige von Opfern, die Hotelgruppe verklagt oder haben dies noch vor. Mit der Gegenklage will das Unternehmen sich vor Ansprüchen möglicherweise in Millionenhöhe schützen. Man habe eine entsprechende Klage eingereicht, um sich bestätigen zu lassen, dass MGM Resorts nicht haften müsse, teilte Sprecherin Debra DeShong auf Facebook mit. Mit Verweis auf den nach dem 11. September 2001 verabschiedeten „Safety Act“ argumentiert die Hotelgruppe, dass die US-Regierung in letzter Instanz verantwortlich sei, wenn bei großen Anschlägen Organisationen betroffen sind, die vom Heimatschutzministerium zertifizierte Sicherheitsfirmen unter Vertrag hatten. Dies sei bei der Firma CSC, die MGM und der Konzertbetreiber Live Nation für ein Country-Festival verpflichtet hatten, der Fall gewesen. Der Sicherheitsdienst habe ein Zertifikat gehabt, wonach das Unternehmen vor „Akten von Massenverletzungen und Zerstörung“ schütze und darauf reagiere.

MGM reichte die Klage bereits am Freitag im US-Bundesstaat Nevada und beim Bundesgericht in Los Angeles ein. Der Hotel- und Kasinobetreiber betont darin, dass es ihm keinesfalls um Geld gehe. Dennoch ist die Aufregung groß. Die Opfervereinigung „Route 91 Strong“ erklärte, MGM mache die Anschlagsopfer erneut zu Opfern. Viele von ihnen litten immer noch unter posttraumatischen Belastungsstörungen, hätten ihre Arbeit verloren oder seien wegen des Massakers suizidgefährdet. Anwalt Brian Claypool, der das Konzert besucht hatte, nannte die Klage  ein „heuchlerisches Manöver“, das in einen „PR-Albtraum“ ausarten werde. Mit der Taktik sollten die Überlebenden lediglich eingeschüchtert werden, obwohl sie einen Anspruch auf Wiedergutmachung hätten.

Der Attentäter Stephen Paddock  hatte ein ganzes Arsenal von Schusswaffen in ein Zimmer im 32. Stock des „Mandala Bay“-Hotels gebracht. Von dort aus feuerte er auf die Besucher des Country-Festivals. Er tötete 58 Menschen und verletzte Hunderte weitere, bevor er sich selbst das Leben nahm. Es handelte sich um das schlimmste Schusswaffenmassaker der jüngeren US-Geschichte.

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