Unwetter in Macherbach Wenn Unwetter das Zuhause nehmen

Macherbach · Eine vom Unwetter betroffene Familie aus Macherbach hofft auf die versprochene, unbürokratische Hilfe vom Land.

 Wissen nicht, wie es nach den Unwettern weitergehen soll: Doris und Ludwig Beinstingel in ihrer zerstörten Wohnung in Macherbach.

Wissen nicht, wie es nach den Unwettern weitergehen soll: Doris und Ludwig Beinstingel in ihrer zerstörten Wohnung in Macherbach.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

„Als ich am Montagnachmittag die Verzweiflung der betroffenen Familien gesehen habe, dachte ich, da muss ich was tun“, antwortete Klaus Theis auf die Frage, warum er in der Redaktion der Saarbrücker Zeitung in Neunkirchen angerufen hat. Denn selbst betroffen sind er und seine Familie von den Unwettern, die auch über dem kleinsten Eppelborner Gemeindebezirk Macherbach gewütet haben, nicht. Doch seine Hilfe, die hat er von Anfang an gerne angeboten – auch Mitten in der Nacht.

Rückblick: Es war die Nacht auf den 1. Juni gegen halb zwei, als die Regenmassen das Haus von Doris und Ludwig Beinstingel erreichten. Unerbittlich schoss das Wasser den Hang hinunter durch die Einliegerwohnung. Dort lag die Schwiegermutter von Ludwig Beinstingel im Pflegebett – rundherum das Chaos. „Da waren wir schon froh, dass Klaus Theis die Nerven behielt und einen Krankenwagen gerufen hat. Wir wären hier mit dem Rollstuhl oder auch dem Auto gar nicht mehr weggekommen“, erzählt Doris Beinstingel. Seit dieser Nacht ist die 85-jährige Seniorin im Altenheim in Lebach untergebracht, fragt täglich, wann sie wieder in ihr Zuhause kann. Zunächst war die Familie auch zuversichtlich, nach dem Ausräumen und Herausreißen von Holzvertäfelungen an den Wänden wurden Trockengeräte aufgestellt und die Renovierung geplant. Doch dann kam am Montag erneut das Wasser und durchkreuzte alle Pläne. „Diese Familie hat es am stärksten getroffen“, erklärte Ortsvorsteher Jürgen Nürnberger. Er ist gestern Mittag zum Ortstermin ebenso erschienen wie zahlreiche betroffene Bürger. Die machen vor allem ihrem Ärger Luft.

Zwei Themen brennen ihnen auf den Nägeln. Zum einen ist da die Übernahme der Kosten. Familie Beinstingel hat keine Versicherung gegen Elementarschäden, bliebe also auf den Kosten sitzen. „Doch wir können das gar nicht stemmen“, sagt Doris Beinstingel. Hat die Oma bisher im Haus gelebt und die Familie für die Pflege die finanzielle Unterstützung bekommen, so fallen nun täglich Kosten von 130 Euro für das Heim an. Hinzu kommen grob geschätzte 50 000 Euro, die zur Sanierung der Wohnung benötigt werden. „Wir schaffen das finanziell nicht“, sagten beide gestern aus einem Mund, und sie wollten daraus auch kein Geheimnis machen. „Wir sind unendlich dankbar für die Nachbarschaftshilfe, sogar die Feuerwehr hat uns bekocht“, sagt Doris Beinstingel.

Auch die spontane Hilfe der Gemeinde, Container aufzustellen, habe ein Stück geholfen. Doch das Paar wünscht sich unbürokratische und schnelle Hilfe von Seiten der Landesregierung. Noch bangt man in Macherbach, ob das Unwetter überhaupt anerkannt wird. Die beiden können ebenso wenig wie die Nachbarn verstehen, dass es von Seiten des Landes jetzt erst einmal heißt, man habe weitere Beratungen auf nach der Sommerpause verschoben.

Doch nicht nur der finanzielle Schaden macht die Macherbacher wütend. „Es geht um die Ursachenbekämpfung“, erklärt Nürnberger. Die topografische Lage der Felder, die Bewirtschaftung und die Starkregenereignisse drohen zukünftig das Dorf zu überschwemmen. „Hier brauchen wir schnelle Hilfe, denn der nächste Regen kann schon in ein paar Tagen kommen“, sagt er. Nürnberger fordert die Landwirtschaft auf, Einsicht zu zeigen. Sowohl bei der Kostenübernahme, als auch bei den Gesprächen mit den Bauern, sagte Nürnberger, sei Eppelborns Bürgermeisterin Birgt Müller-Closset mit im Boot, setze sich ebenfalls für die Macherbacher Bürger ein.

Ganz schnelle Hilfe bräuchte aber auch Familie Beinstingel, damit das Unwetter ihnen nicht am Ende die Existenz und der Oma das Zuhause nimmt.

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