Großrosseln kauft RAG-Flächen Raum für Naherholung und für Gewerbe

Großrosseln · Großrosseln und die RAG haben, wie berichtet, ein „Kommunalpaket“ geschnürt: Die Gemeinde hat dem Bergbau-Unternehmen Grundbesitz abgekauft. Für 115 000 Euro plus Gebühren haben bisher 54 Hektar den Eigentümer gewechselt. Weitere 50 Hektar sollen folgen.

 Der kleine Absinkweiher am Schacht St. Charles in Großrosseln hat sich zum Vogelparadies entwickelt. Das soll er bleiben. 

Der kleine Absinkweiher am Schacht St. Charles in Großrosseln hat sich zum Vogelparadies entwickelt. Das soll er bleiben. 

Foto: BeckerBredel

Naherholungsgebiete stehen im Mittelpunkt bei den Flächen, die die Gemeinde Großrosseln gerade erworben hat von der RAG Montan Immobilien (MI) GmbH), Tochter des Bergbau-Unternehmens RAG. Im ersten „Kommunalpaket“, auf das sich die beiden Partner verständigt haben, stecken große grüne Areale, die auch grün bleiben sollen – Ziele für Wanderer, Spaziergänger, Radler, Landschaftsgucker,  Naturbeobachter. Insgesamt 115 000 Euro hat die Gemeinde der RAG bezahlt für die rund 54 Hektar. Mit Notar-, Grundbuch-, Gerichtsgebühren summieren sich die Kosten auf etwa 130 000 Euro. Das Ganze war schon länger geplant, „das Geld hatten wir bereits in den Haushalt eingestellt“, erläutert Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD).

Die umfangreichste grüne Einzelfläche ist das Gebiet um den einstigen Schacht St. Charles zwischen Großrosseln und Dorf, mit zwei Schlammweihern auf dem Halden-Plateau. Es steht noch unter Bergaufsicht; aber die Anwohner haben es, Zaun hin oder her, schon lange für sich erobert. Ein weiteres großes Stück Grün liegt bei Velsen, hinter der Müllverbrennungsanlage in Richtung Rossel.

An den Velsener Flächen gebe es kaum etwas zu tun, weder jetzt noch künftig, sagen Dreistadt und Rudolf Krumm von der RAG MI beim SZ-Gespräch im Rosseler Rathaus. Wander- und Radweg führen dort entlang, sagt Dreistadt,  die Schafbachweiher – um deretwillen er anderswo Verhandlungen führt – sind nahe; ein reizvoller Natur-Gürtel am Ortsrand.

Umso mehr muss noch am Schacht St. Charles erledigt werden. Sanierung, Pflicht des Bergbau-Unternehmens RAG, sagt Krumm. Die Außenböschung der Halde, zu steil, braucht ein neues Profil – am Fuß wird Erdreich aufgeschüttet, weiter oben abgetragen. Mehr, als man unten braucht. Mit dem Überschuss wollen die Sanierer den größeren der beiden Schlammweiher auffüllen. Das soll helfen, die Weiher vor dem Trockenfallen zu bewahren. Vor allem der kleinere Weiher hat sich zum wechselfeuchten Biotop entwickelt und zum Paradies für Vögel; das soll er bleiben, dem Naturschutz zuliebe. Auch der NABU, betonen Krumm und Dreistadt, begrüße dieses Sanierungskonzept.

Die Verwirklichung dauert aber noch. Krumm rechnet damit, dass seine Fachleute bis Ende 2019 brauchen für die Sanierungsplanung. Dann beginne das Genehmigungsverfahren. Ende 2020 könne man wohl zu bauen beginnen, sei mit Glück Ende 2022 fertig.

Die Schacht-Bauten sind mittlerweile abgerissen. Bis auf das Fördergerüst. Das soll saniert und später als Aussichtsturm genutzt werden. Aber nicht ständig, fügt Dreistadt an, sondern – der Sicherheit wegen – nur zu bestimmten Zeiten, unter fachkundiger Aufsicht.

 Gespräch übers „Kommunalpaket“ im Rosseler Rathaus: Bürgermeister Jörg Dreistadt (links) und Rudolf Krumm (RAG Montan Immobilien) zeigen auf dem Plan, worum es geht.  

Gespräch übers „Kommunalpaket“ im Rosseler Rathaus: Bürgermeister Jörg Dreistadt (links) und Rudolf Krumm (RAG Montan Immobilien) zeigen auf dem Plan, worum es geht.  

Foto: BeckerBredel
 Das Fördergerüst wird Aussichtsturm. Rechts daneben der Ausgang eines unterirdischen Gangs zum Warndtschacht; der wird verfüllt.  

Das Fördergerüst wird Aussichtsturm. Rechts daneben der Ausgang eines unterirdischen Gangs zum Warndtschacht; der wird verfüllt.  

Foto: BeckerBredel

Weitere, kleinere Grundstücke aus dem „Kommunalpaket“ möchte Dreistadt für die Gemeinde-Entwicklung nutzen. In Naßweiler und auch in Dorf im Warndt könne man dank der neuen Flächen benachbarte Gewerbegebiete erweitern, „Großrosseln hat sonst so gut wie  keine Gewerbeflächen mehr anzubieten“. Und entweder durchs Vermarkten von Grundstücken oder dadurch, dass Firmen nicht abwandern, rechne sich der Kaufpreis für die Gemeinde. Krumm stimmt ein: Der Flächen-Handel sei für beide Partner von Vorteil.

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