Saarbahn Aufsichtsratssitzung sorgt für Unruhe bei den Stadtwerken

Saarbrücken · Am Freitag warteten viele vergeblich auf den Bus, weil sich Busfahrer krankmeldeten.

 Am Freitag blieben Busse im Depot, weil sich Busfahrer krankgemeldet hatten. 

Am Freitag blieben Busse im Depot, weil sich Busfahrer krankgemeldet hatten. 

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Viele Menschen, die am Freitagvormittag mit dem Bus zur Arbeit wollten, warteten vergebens. Auf vielen Strecken fielen komplette Fahrten aus. Der Grund: 34 von 201 Busfahrern der Saarbahn hatten sich krankgemeldet. Im Buslinienverkehr gab es Stress, aber „die Schulbusse und die Saarbahnen fuhren regulär nach Plan“, teilte Saarbahn-Sprecherin Ulrike Reimann mit. Und ergänzte: „Wir gehen davon aus, dass die Kolleginnen und Kollegen wirklich krank waren.“

Der Nachsatz war wichtig, weil spekuliert wurde, dass einige Fahrer durch eine Krankmeldung ihrem Unmut Luft machen wollten. Gestern tagte nämlich der Saarbahn-Aufsichtsrat. Und der hatte Dinge zu besprechen, die für die Zukunft der Busfahrer entscheidend sind: Ende August 2019 läuft der Vertrag der Stadt mit der Saarbahn GmbH aus. Der Stadtrat wird deshalb voraussichtlich im Frühjahr einen Nahverkehrsplan beschließen. Dieser Plan regelt unter anderem, welche Strecken mit welcher Taktung gefahren werden sollen.

Einig sind sich die Kommunalpolitiker mit dem Vorstand der Stadtwerke, zu deren Konzern die Saarbahn gehört, dass daraufhin eine „Direktvergabe des Auftrags an die Saarbahn erfolgen soll. Die Stadt vergibt den Auftrag also wie bisher an ihr Tochterunternehmen. Anders als bisher ist allerdings das, was dann folgt: Nach der Direktvergabe haben Firmen aus ganz Europa drei Monate Zeit, ebenfalls ein Angebot abzugeben. Ist eins dieser Angebote billiger als das der Stadtwerke, dann ist die städtische Tochter raus. So sehen es Regelungen der Europäischen Union vor.

Um einem solchen Angebot etwas entgegensetzen zu können, bereitet der Stadtwerkevorstand Plan B vor: Die Busfahrer sollen zwar weiter nach dem kommunalen Tarif bezahlt werden, der mehr Geld bringt als die Tarife von Privatunternehmen, aber einige nicht im Tarifvertrag verankerten Vereinbarungen (etwa zu Fahrzeiten und Pausen) sollen neu verhandelt werden - zu Lasten der Fahrer. Nach SZ-Informationen wollte der Vorstand dafür vom Aufsichtsrat am Freitagabend grünes Licht haben. Die Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, sagte im Vorfeld der Sitzung, dass es das Ziel sei, den Bus- und Saarbahnverkehr unter dem Dach der Stadtwerke zu behalten und die Tarifverträge für die Mitarbeiter einzuhalten.

Aus Sicht der Gewerkschaft Verdi gibt es „große Unruhe“ im Unternehmen, weil die Geschäftsführung darüber bisher nicht mit dem Betriebsrat gesprochen habe, sagt Gewerkschaftssekretär Christian Umlauf. Es gebe nur Gerüchte. So könne ein gutes Miteinander nicht funktionieren. Aus der Chefetage hört man dagegen, dass der Betriebsrat Gesprächen aus dem Weg gehe. Es sei auch den Arbeitnehmervertretern klar, dass man über Veränderungen reden müsse, weil es die privatwirtschaftliche Konkurrenz gibt, die 500 Fahrer den Job kosten könnte, und weil die Gewinne aus dem Energiegeschäft sinken, es also für die Stadtwerke immer schwieriger wird, die Verluste des Bus- und Saarbahnverkehrs auszugleichen. Man müsse da aber fair miteinander umgehen, sagt Umlauf. Das sei gerade nicht so. Mit der Aufsichtsratssitzung habe der Krankenstand der Busfahrer jedenfalls nichts zu tun. Der Vorstand kündigte gestern an, die Mitarbeiter am Dienstag über das vom Aufsichtsrat beschlossene Vorgehen zu informieren. Ob der Aufsichtsrat der Geschäftsführung Rückendeckung für das Aushandeln eines Planes B gegeben hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

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