Todestag Gefangenen in Dachau Trost gespendet

Sotzweiler · Die Nächstenliebe brachte Pfarrer Johann Peter Schmitt aus Sotzweiler unter der NS-Diktatur ins Konzentrationslager.

 Das Denkmal an den Todesmarsch der 7000 von Dachau in Yad Vashem, Geschenk der Stadt Gauting.

Das Denkmal an den Todesmarsch der 7000 von Dachau in Yad Vashem, Geschenk der Stadt Gauting.

Foto: Bodo Bost

Wegen seiner Bücher- und Menschenliebe verbrachte Pfarrer Johann Peter Schmitt (1891-1967) fünf Jahre im Konzentrationslager Dachau. Vor 50 Jahren ist der aus einer Bergmannfamilie in Sotzweiler stammende, außergewöhnliche Seelsorger gestorben.

Der 1915 zum Priester geweihte Johann Peter Schmitt war einer der ersten Priester des Bistums Trier, der schon sehr früh, noch vor der Saarabstimmung 1935, seine Stimme gegen den Nationalsozialismus erhob. Schon als Kaplan in St. Johann hatte er 1917 eine Bücherei des Borromäusvereins in Saarbrücken gegründet. 1924 wurde er Leiter der neuen Buchberatungsstelle Saarbrücken und ab 1925 auch Gefängnispfarrer der beiden Strafanstalten in Saarbrücken. Politisch stand Johann Peter Schmitt zunächst dem Zentrum und seit 1933 Johannes Hoffmann, dem Führer der Saar-Katholiken, nahe.

Bereits in einem Beschwerdebrief an Hitler wandte er sich im November 1933 mit 19 anderen Geistlichen aus dem Saargebiet gegen die fortlaufende Diffamierung der katholischen Bevölkerung als Landesverräter. Dadurch wurde die Gestapo auf Pfarrer Schmitt aufmerksam. Nach dem Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland 1935 wurde er als Gefängnispfarrer abberufen und in die Pfarrei Niedaltdorf versetzt. Auch hier blieb er auf Distanz zu dem Regime und wurde bei der Gestapo angeschwärzt, weil er regimekritische Passagen eines Hirtenbriefes mit „besonderer Betonung“ las. Nach der Evakuierung der „Roten Zone“, zu der auch Niedaltdorf an der französischen Grenze gehörte, bei Ausbruch des 2. Weltkrieges am  1. September 1939, zog Pfarrer Schmitt zu seiner Schwester im Kaade-Haus nach Sotzweiler. Als er schließlich versuchte, die Buchbestände des Borromäus-Vereins nach der Evakuierung mit Hilfe ranghoher deutscher katholischer Generäle aus den geräumten Orten entlang der französischen Grenze zu retten, um sie teilweise auch den Wehrmachtssoldaten zur Verfügung zu stellen und vor staatlichem Zugriff zu retten, wurde er am 16. März.1940 in Tholey verhaftet und zur Haft nach Berlin gebracht. Zusammen mit ihm war die Sekretärin des Borromäusvereins, Fedi Nenninger, verhaftet worden. Wegen „Wehrkraftzersetzung“ wurde ein Verfahren eingeleitet. Zur „Schutzhaft“ kam Pfarrer Schmitt am 1. August 1940 zunächst in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Am 13. Dezember 1940 erfolgte die
Überführung in das KZ Dachau. Mit der Häftlingsnummer 22 540 war er im so genannten Pfaffenblock 26. Er machte seinen Mitgefangen Mut indem er immer wieder betonte, dass Deutschland nach dem Kriege gerade Männer wie sie brauchte. So bekam er in Dachau den Spitznamen „Parolenhannes“. Im April 1945 wurden etwa 7000 Dachauhäftlinge, unter ihnen auch Pfarrer Schmitt, auf „Todesmarsch“ in Richtung Alpen in Bewegung gesetzt. Nach drei Tagen wurde die zu Tode erschöpfte Kolonne von amerikanischen Soldaten am Tegernsee befreit.

Nach Niedaltdorf zurückgekehrt widmete sich Pfarrer Johann Peter Schmitt dem Wiederaufbau seiner Pfarrkirche St. Rufus, der Borromäusbücherei-Zentrale Saarbrücken und der Zusammenarbeit mit seinen lothringischen Freunden. Er wünschte es nicht, dass gegen Niedaltdorfer
NSDAP-Mitglieder Anzeige erstattet werden sollten. Von seiner Zeit in Dachau hat er auch unter Verwandten in Sotzweiler kaum gesprochen.

 Für viele war Pfarrer Johann Schmitt ein Held.

Für viele war Pfarrer Johann Schmitt ein Held.

Foto: Bodo Bost

Dem späteren brasilianischen Kardinal Eusébio Scheid, mit dem er verwandt war, diente er 1959 als Lotse bei der Suche nach seinen Verwandten in Sotzweiler. Zu seinem Goldenen Priesterjubiläum 1965 wurde ihm der Titel Geistlicher Rat von seinem Bischof verliehen und er wurde zum Ehrenbürger von Niedaltdorf ernannt. Er starb am 27. Oktober 1967 und wurde in Niedaltdorf, dort wo er fast 30 Jahre gewirkt hatte, begraben.

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