Frauenfußball Lattweins Weg führt direkt in die 1. Liga

Saarbrücken · Für den FCS erzielte Lena Lattwein seit ihrem Wechsel im Winter in zehn Spielen sechs Tore. Jetzt geht sie in die 1. Liga nach Hoffenheim.

 Lena Lattwein (links) freut sich hier mit Marie Steimer. In der neuen Saison wird sie das nicht mehr tun, nach einem halben Jahr verlässt das Toptalent den FCS und wechselt nach Hoffenheim.

Lena Lattwein (links) freut sich hier mit Marie Steimer. In der neuen Saison wird sie das nicht mehr tun, nach einem halben Jahr verlässt das Toptalent den FCS und wechselt nach Hoffenheim.

Foto: Andreas Schlichter

Am Wochenende beginnt der Umzug. Trotzdem sagt Lena Lattwein: „Im Moment hat sich die Anspannung gelegt.“ Das Fußballtalent steht vor einem neuen Lebensabschnitt. Sie wechselt vom Zweitligisten 1. FC Saarbrücken in die Frauen-Bundesliga zu 1899 Hoffenheim. Außerdem will sie in Mannheim ein Studium in Wirtschaftsmathematik beginnen. Ihr fehlt nur noch die mündliche Prüfung zum Abitur. Das ist eine Menge für eine 17-Jährige. Doch die vergangenen Monate waren anstrengend. Da ist es eine kleinere Herausforderung, jetzt umzuziehen. Und Lattwein atmet erst einmal durch.

Lattwein gehört zu den besten Nachwuchsspielerinnen, nicht nur des Saarlandes, sondern in ganz Deutschland. Manche vergleichen die Mittelfeldspielerin mit Ausnahmetalenten wie Dzsenifer Marozsán (heute Champions-League-Siegerin mit Olympique Lyon) oder der jüngeren Kim Fellhauer (in der Bundesliga beim SC Freiburg). Doch Lattwein will sich nicht vergleichen. Sie geht ihren eigenen Weg.

Was das heißt, zeigte sich im zurückliegenden Jahr: In der U16-Nationalmannschaft gehörte die Saarländerin zu den Besten, sie trug die Kapitänsbinde, außerdem die Nummer zehn. Dann beschloss Lattwein, eine Pause einzulegen. Ein ungewöhnlicher Schritt, von außen betrachtet. Für sie jedoch folgerichtig: „Ich bin in der Schule zu ehrgeizig.“ Deshalb war ihr der hohe Zeitaufwand während des Abiturs zuviel. Lattwein macht ihren Abschluss nach acht Jahren am Illtal-Gymnasium in Illingen, schriftlich geprüft wurde sie in Mathematik und Latein, ihren Leistungsfächern. Außerdem in Deutsch und Geschichte. Jetzt fehlt noch Chemie.

Durch die Konzentration auf die Schule geriet der Sport aber nicht in den Hintergrund. Im Gegenteil: Im Fußball hat Lattwein im vergangenen Halbjahr einen großen Schritt gewagt. Auch ohne die Jugend-Nationalmannschaft. Denn: Bis zur Winterpause spielte sie mit den Jungs der JFG Untere Ill in der B-Junioren-Verbandsliga. Dann wechselte sie in die 2. Bundesliga Süd zum FCS. Ihre Bilanz seit der Winterpause: zehn Spiele, sechs Tore.

„Es war jetzt mal ein Schritt für mich in den aktiven Frauenbereich“, sagt Lattwein: „Das hat Sinn gemacht, und ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe.“ Das halbe Jahr habe ihr sehr gut getan. Für den FCS gilt das genauso. Er profitierte von der enormen Qualität des Talents. Lattwein war maßgeblich daran beteiligt, eine Saison zu retten, in der es eigentlich um den Aufstieg in die Bundesliga gehen sollte. Am Ende erreichte die Mannschaft einen enttäuschenden Rang sechs. Der würde in der nächsten Spielzeit zur Qualifikation für die neue eingleisige 2. Bundesliga reichen. Mit Lattwein wären die Chancen auf eine solche Platzierung höher, nun sind sie erheblich gesunken.

„Ich kam als jüngste Spielerin nach Saarbrücken, für mich ging es darum, mich an den Frauenfußball zu gewöhnen“, erinnert sich Lattwein an die Situation im Winter. Das ging schnell. Sie war direkt gesetzt. Und im ersten Heimspiel der Rückrunde, beim 4:0-Erfolg gegen den 1. FFC Frankfurt II, war Lattwein im Mittelfeld ungemein präsent, schoss drei der vier Tore.

Nun also Hoffenheim. „Das Ziel, in der 1. Liga zu spielen, bestand schon immer“, sagt Lattwein. Angebote gab es genügend. Hoffenheim bemühte sich über drei Jahre um sie. „Ein Wohnortwechsel kam während der Schulzeit nicht infrage“, erklärt Lattwein. Jetzt habe sich ein Wechsel angeboten. Auch sportlich. „Sie ist ein gereiftes Talent und wird mit Sicherheit in Hoffenheim in der 1. Liga Fuß fassen“, sagt Margret Kratz, die Verbandstrainerin im Saarland, die Lattweins Weg begleitet. Die Pause im Nationaltrikot sieht Kratz nicht als Problem an: „Da stehen ihr alle Türen weiterhin offen.“

Wohnen wird Lattwein in St. Leon-Rot bei Heidelberg, wo seit 2009 das Förderzentrum der TSG 1899 für Mädchen- und Frauenfußball existiert. Will sie dort auch die Rückkehr ins deutsche Nationaltrikot in Angriff nehmen? „Jetzt steht erst mal die Herausforderung neuer Verein und 1. Liga an. Ich muss Studium und leistungsorientierten Fußball kombinieren.“ Alles weitere ergebe sich. Und vor all dem kommt erst einmal: der Umzug.

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