E-Commerce such Erfolgsmodell Lebensmittelversand rechnet sich noch nicht

Düsseldorf · Auch wenn der Online-Handel insgesamt boomt: Für viele deutsche Lebensmittelhändler ist das Internet nach wie vor ein Millionengrab. „Kein großer Lebensmittelhändler verdient in Deutschland Geld mit dem Onlinehandel“, sagt der Handelsexperte Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH).

Lukrativ sei das Geschäft allenfalls für Nischenanbieter, etwa für Weinhändler.

Das Hauptproblem: Die Kosten für die Lieferung von Obst, Gemüse oder Fleisch bis zur Haustür sind hoch, die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, dafür einen Aufschlag auf den normalen Ladenpreis zu zahlen, ist jedoch gering.

Immer mehr Lebensmittelhändler experimentieren deshalb gerade mit neuen Liefermodellen, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Beispiel Rewe: Der Handelsriese macht keinen Hehl daraus, dass er mit seinem Online-Angebot bisher kein Geld verdient.

Daher hat der Händler damit begonnen, in seinen Filialen ein Netz von Abholstationen aufzubauen, wo die Kunden online bestellte Ware fertig abgepackt abholen können. Allein im vergangenen halben Jahr hat sich die Zahl der Abholstationen mehr als verdoppelt. Bundesweit gibt es inzwischen 140 davon. Rund die Hälfte der Stationen liegt im ländlichen Raum, wo Liefermodelle besonders schwer rentabel zu betreiben sind. 

Ein ganz anderes Konzept probiert dagegen derzeit der niederländische Online-Supermarkt Picnic in Nordrhein-Westfalen aus. Das Start-up ist in großen Teilen Deutschlands noch weitgehend unbekannt, beliefert aber in Mönchengladbach, Neuss und Düsseldorf mithilfe seiner kleinen Elektrolieferwagen schon Tausende Haushalte mit Obst, Gemüse und Fleisch.Das Konzept der Niederländer: Picnic liefert nicht zum Wunschtermin. Wie früher der Milchmann fahren die Picnic-Elektrokarren zu bestimmten Stunden nachmittags und abends die Straßen in ihrem Liefergebiet ab. Und nur zu dieser – täglich wechselnden – Zeit kann der Kunde die Ware in Empfang nehmen.

Die Suche nach einem Erfolgsrezept, mit dessen Hilfe der Online-Handel mit Lebensmitteln Gewinn abwirft, dürfte in Zukunft an Fahrt gewinnen. Wer es schafft, ein funktionierendes Modell zu finden, kann über Jahre mit hohen Einnahmen rechnen. Bisher entfällt nach Angaben des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI gerade einmal ein Prozent aller Lebensmitteleinkäufe in Deutschland auf das Internet. Aus Zahlen der Unternehmensberatung Pricewaterhousecoopers geht jedoch hervor, dass 40 Prozent der Deutschen planen, innerhalb der nächsten zwölf Monate Lebensmittel online zu bestellen.

(dpa)
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