Immobilien Politik treibt Preise fürs Wohnen hoch

Berlin · Das neu eingeführte Baukindergeld macht Immobilien noch teurer, wie der Branchenverband ZIA beklagt.

 In Deutschland werden nach Auffassung des Immobilienverbands ZIA viel zu wenige neue Wohnungen gebaut. die Branche fordert daher Entlastungen – zum Beispiel über Erleichterungen bei der Abschreibung.

In Deutschland werden nach Auffassung des Immobilienverbands ZIA viel zu wenige neue Wohnungen gebaut. die Branche fordert daher Entlastungen – zum Beispiel über Erleichterungen bei der Abschreibung.

Foto: dpa/Lothar Ferstl

Mieter und Immobilienkäufer vor allem in Ballungszentren mussten fürs Wohnen auch im vergangenen Jahr wieder tiefer in die Tasche greifen, weil nach wie vor zu wenig gebaut wird und der Staat die Preistreiberei sogar noch begünstigt. Das geht aus der aktuellen Bilanz des Spitzenverbandes der Immobilienwirtschaft (ZIA) hervor, die gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Wie haben sich die Mieten entwickelt?

Deutschlandweit hat sich die mittlere Neuvertragsmiete in den ersten drei Quartalen 2018 auf 7,06 Euro pro Quadratmeter erhöht. Das waren 3,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit sind die Kaltmieten erneut stärker gestiegen als die allgemeinen Verbraucherpreise. Jedoch gibt es große regio­nale Unterschiede. Am geringsten sind die Neuvertragsmieten im Landkreis Höxter (Nordrhein-Westfalen) mit 4,54 Euro pro Quadratmeter. Wer dagegen in München, der Stadt mit den höchsten Mieten, ein neues Zuhause sucht, muss im Schnitt mit 16,54 Euro pro Quadratmeter rechnen. Das ist ein Anstieg um 6,8 Prozent. Den mit Abstand deutlichsten Sprung bei den Mieten verzeichnete Berlin mit plus 9,2 Prozent. Dort sind jetzt durchschnittlich 10,04 Euro pro Quadratmeter fällig.

Wie steht es um die Kaufpreise?

Eigentumswohnungen im Bestand kosteten 2018 im Schnitt rund 1875 Euro pro Quadratmeter. Das waren 8,2 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Kaufpreis variiert allerdings ebenfalls sehr stark. In weiten Teilen Ostdeutschlands, aber auch im südwestlichen Niedersachsen, im Nordosten Bayerns sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz sind die eigenen vier Wände schon für weniger als 1000 Euro pro Quadratmeter zu haben. In München dagegen werden im Schnitt 6390 Euro verlangt. Eine grundlegende Trendwende sei noch nicht in Sicht, heißt es in der ZIA-Analyse. Seit 2007 sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen deutschlandweit um 77,1 Prozent gestiegen.

Wie viele Wohnungen wurden gebaut?

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland knapp 285 000 Wohnungen fertiggestellt. Das war ein Anstieg um 2,6 Prozent. Zur Entschärfung der Lage haben Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag 1,5 Millionen neue Wohnungen versprochen. Um dieses Ziel bis 2021 zu erreichen, müssten aber jährlich 375 000 Unterkünfte errichtet werden. Besonders krass ist das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in den sieben sogenannten A-Städten Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Stuttgart und Köln. Während die Zahl der Privathaushalte dort seit 2011 um knapp 388 000 gestiegen ist, wurden im selben Zeitraum dort lediglich rund 211 000 Wohnungen fertiggestellt.

Woher rühren die Baudefizite in Deutschland?

ZIA-Präsident Andreas Mattner warf der Politik vor, falsche Signale zu setzen. Anstatt das Mietrecht zu verschärfen oder sogar mit Enteignungen von Wohnungsgesellschaften zu drohen wie derzeit in Berlin, müssten die lineare Abschreibung erhöht, die energetische Gebäudesanierung steuerlich gefördert, die Grunderwerbsteuer gesenkt sowie die Planungsverfahren beschleunigt werden, forderte Mattner. Derweil beklagte der Wirtschaftsweise Lars Feld, dass der Preisschub durch das seit dem vergangenen Jahr gültige Baukindergeld sowie die geplante Sonderabschreibung für den Mietwohnungsbau sogar noch angeheizt werde. In vielen Fällen schlage der Verkäufer die Prämie auf den Verkaufspreis auf. Die Gefahr einer Preisblase sieht Feld allerdings nicht. Der deutsche Immobilienmarkt sei immer noch „weit weg von den Verwerfungen“ internationaler Märkte, meinte Feld.

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