Neue Wohnwelten Neue Farben erobern Bad und Küche

Frankfurt/Main · Goldene Wasserhähne gelten als Symbol für Prunk und Protz. Und doch bieten immer mehr Hersteller solche Modelle an. Ihre Idee ist es, den Kunden etwas anderes anzubieten als die so verbreiteten silberfarbenen Armaturen.

 Auf der Weltleitmesse für Sanitäranlagen wurden zuletzt viele schwarze Waschbecken mit ebenso schwarzen Armaturen präsentiert.

Auf der Weltleitmesse für Sanitäranlagen wurden zuletzt viele schwarze Waschbecken mit ebenso schwarzen Armaturen präsentiert.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Goldene Wasserhähne im Badezimmer! Das ist vielen bislang einen Aufschrei wert. Denn sie assoziieren damit, dass reiche Menschen ihren Reichtum zur Schau stellen. Und ausgerechnet goldene Wasserhähne sind nun immer häufiger im Angebot von Badausrüstern. Natürlich ist hier nichts aus purem Gold. Die Wasserhähne sind nur entsprechend gefärbt. Die Hersteller wollen damit erreichen, dass sich die Farbpalette der Produkte erweitert neben den allseits verbreiteten silberfarbenen Wasserhähnen und Duschköpfen.

Dazu bieten sie verstärkt Gold, aber auch andere Metallfarben an, etwa Rosegold, Bronze und Metallgrau. Daneben findet sich eine Vielzahl an tiefschwarzen oder weißen Neuheiten, ungewöhnlich sind darunter die matten Alternativen. Und auch schon erste rote, grüne und blaue Armaturen gibt es – als Akzente für ein bunteres Badezimmer.

Dass Armaturen nun neue Farben bekommen, ist vielleicht die größte Veränderung in Badezimmern seit langer Zeit. Fliesentrends ändern sich ja gerne mal, und selbst hier dauert es oft Jahrzehnte, bis sie sich durchsetzen, denn so ein Badezimmer wird nicht so oft erneuert. Nicht renovierte Badezimmer sind nach Angaben der Branche im Schnitt 20 Jahre alt.

Aber bei den Armaturen veränderten sich bislang nur mal die Form sowie die versteckte Technologie in den Hähnen, Duschköpfen und Schläuchen. Farbige Hüllen beziehungsweise schwarze Varianten sind hier also etwas ganz Neues.

Sie sind aus zweierlei Gründen interessant: Zum einen lassen sich Armaturen leichter und schneller, außerdem kostengünstiger austauschen als Sanitäranlagen und Fliesen. Sogar Mieter können damit ihr Bad verändern. Sie können so bestimmen, ob das Bad verspielt oder elegant-puristisch wirkt.

Zum anderen können die neuen Armaturen der Begleiter der neuen farbigen Keramiken sein, die zuletzt bei der Weltleitmesse für Sanitäranlagen, der ISH in Frankfurt im März, in einer großen Vielzahl präsentiert wurden. Das ewige Weiß der Waschtische, Badewannen und sogar WCs wird zunehmend ersetzt.

Die allermeisten Hersteller setzen hier auf graue und schwarze Wannen, Becken und Schüsseln. Aber auch erste echte Farbtupfer zwischen den eigentlichen Nichtfarben Schwarz, Weiß und Grau gab es zu sehen. Allen voran bei Villeroy & Boch mit dem Badkonzept „His & Hers“ von Gesa Hansen: Sie verwendet starke Grün- und dunkle Rottöne. Die Armaturen dazu sind golden oder schwarz.

Die neuen Töne verlangen auch neue Farben bei den Armaturen, die stimmig akzentuieren oder aber das Ganze als Einheit erscheinen lassen. „Es ist unser Ansatz, das Bad insgesamt zu adressieren“, erklärt dazu Frank Richter, CEO von Duravit.

Heute werden Einrichtungen anders gedacht als früher: Alle Details müssen stimmen und eine optische Einheit ergeben. Daher sollten Richters Meinung nach nicht nur die Armaturen eine neue Farbe erhalten: Auch der Stöpsel im Waschbecken sowie der Stiel zum Herausziehen oder Reinstecken des Stöpsels hinten am Wasserhahn sollten entsprechend gefärbt sein. Bestenfalls seien sogar der Siphon und die Profile am Spiegel farblich auf den gesamten Raum abgestimmt. Denn alle Details zusammen erzielten erst eine Wirkung von Wohnlichkeit, sagt Richter.

„Das Badezimmer kann Nasszelle oder Lebensraum sein“, erklärt der CEO von Duravit. Vermehrt wünschten sich die Kunden den Lebensraum. Daher sei es wichtig, die Einrichtung genauso abgestimmt und komplett durchgeplant anzugehen, wie man das auch in anderen Wohnräumen mache. „Im Wohnzimmer achten wir ja auch darauf, dass alles perfekt aufeinander abgestimmt ist.“

So lassen sich auch die goldfarbenen Elemente im Bad erklären: Sie gehörten im weitesten Sinne zu einer braunen Farbwelt, die durchaus beliebt ist, erklärt der Trendforscher Frank Reinhardt, der sich für die Messe ISH die Farbtrends angeschaut hat. Will heißen: Wer auf Holzmöbel und braune Accessoires setzt, findet mit den goldenen Armaturen eine gute Ergänzung.

Alternativ bilden die goldenen Elemente zu schwarzen, grauen und weißen Keramiken kontrastreiche Akzente. Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft, zieht einen Vergleich mit der Mode: Accessoires in Gold wirken besonders wertvoll oder auffällig. „Und genauso ist es im Bad: Ich kann damit einen Hingucker schaffen.“

Ob die goldenen Elemente aber letztlich Anklang in Westeuropa und vor allem in Deutschland finden werden: Da waren sich die Sanitärexperten auf der ISH uneinig. Allerdings stoßen derzeit im Bereich der Wohndekorationen und Kleinmöbel schon Goldelemente auf großes Interesse, das könnte sich auf das Badezimmer übertragen. Einen Tipp dazu hat Wischmann: Weniger opulent wirken mattgoldene Wasserhähne. „Es muss ja nicht immer hochglänzend sein.“

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort