Atomendlager Bau des Atommülllagers in Bure verzögert sich

Bure · Sicherheitsinstitut äußert Bedenken zu vier Punkten des Konzepts. Gegner fordern nach wie vor das Aus für das Gesamtprojekt.

 In einem großen unterirdischen Labor in Bure werden zurzeit Tests durchgeführt. Doch der Baustart für das geplante Atommüllendlager (rund 140 Kilometer von Saarbrücken entfernt) wird sich um mindestens ein Jahr verzögern.

In einem großen unterirdischen Labor in Bure werden zurzeit Tests durchgeführt. Doch der Baustart für das geplante Atommüllendlager (rund 140 Kilometer von Saarbrücken entfernt) wird sich um mindestens ein Jahr verzögern.

Foto: Iris Maria Maurer

Es ist nicht der erste Rückschlag für die französische Atommüllbehörde Andra, die ein Endlager im lothringischen Bure (rund 140 Kilometer von Saarbrücken entfernt) plant. Doch diesmal hat der angekündigte Verzug der Baupläne nichts mit den eifrigen Gegnern zu tun, die regelmäßig gegen die Behörde klagen und immer wieder das Gelände besetzen.

Andra-Chef Pierre-Marie Abadie selbst hat jetzt angekündigt, dass der Antrag auf Genehmigung des Projektes statt Mitte 2018 erst ein Jahr später gestellt wird. Dadurch würden sich der Start der Bauarbeiten auf 2022 und die Pilot-Phase auf 2025 verzögern. Über die Ursachen, die zu diesem veränderten Zeitplan führen, äußerte sich der Andra-Generaldirektor nicht im Detail. Es sei seit dem Frühjahr klar gewesen, dass der Antrag auf Genehmigung nicht pünktlich in einem Jahr eingereicht werden könne, da weitere Untersuchungen anstünden. Einen Zusammenhang mit dem jüngsten Bericht des staatlichen Institutes für Strahlenschutz und Atomsicherheit IRSN sieht die Andra nicht.

Dabei weist dieser Bericht auf mehrere Punkte des Andra-Konzeptes hin, die verbessert werden müssen. Insgesamt bescheinigt das IRSN dem Projekt zwar eine „ausreichende technische Reife“, doch es listet vier Bereiche auf, die eine Überarbeitung des Gesamtkonzeptes mit sich bringen könnten. Einerseits müsse die Architektur optimiert werden, um eine Übertragung von Nukliden in die Umwelt zu verhindern. Ebenso müsse die Andra die Überwachung- und Eingriffmöglichkeiten im Falle eines Kontaminierungsrisikos verbessern.

Doch am heikelsten seien laut dem Sicherheitsinstitut die Auswirkungen eines möglichen Brandes auf einen bestimmten Teil des Atommülls. Betroffen wären zirka 18 Prozent aller nukleare Abfälle, die langfristig im Endlager Bure Platz finden sollen. Ein Brand in der Anlage könne zu ihrer Überhitzung führen. „Zu diesem Zeitpunkt weist das für die Lagerung dieser Abfälle von der Andra gewählte Konzept keine ausreichenden Sicherheitsgarantien auf“, konstatiert das IRSN in den Schlussfolgerungen seines Berichts. Laut dem Institut muss die Andra entweder ihre Konzepte deutlich überarbeiten, um die Möglichkeit eines Brandes in diesem Bereich komplett ausschließen zu können oder eine spezielle Behandlung dieses Abfalls vor der Lagerung in Betracht ziehen.

Zum ersten Mal hatte das IRSN mehrere Akteure aus der Zivilgesellschaft an der Untersuchung teilhaben lassen – unter anderem die Überwachungskommission (CLIS), der auch Umweltorganisationen angehören. Für die Gegner des Projekts ist der IRNS-Bericht der Beweis, dass das Konzept des Atomendlagers in Lothringen gescheitert ist. „Ein zusätzliches Jahr wird an den Gestaltungsfehlern für dieses unterirdische Endlager nichts ändern“, meint der Zusammenschluss von örtlichen Gegnern „Coordination Burestop“. Der gleichen Meinung ist auch das Netzwerk „Sortir du nucléaire“ (deutsch: „Raus aus der Atomkraft“). Dieses Projekt weiter voranzutreiben sei eine „Sackgasse“ und führe nur zu einer „Verschwendung öffentlicher Gelder“, sagt Netzwerk-Sprecherin Charlotte Mijéon. Das Netzwerk werde weiter gegen das Projekt vorgehen.

 Vor den Toren des lothringischen Ortes Bure will Frankreich sein Atommüll-Endlager einrichten. In einem großen unterirdischen Labor werden Tests durchgeführt. Es gibt Proteste vor Ort.  Foto: Iris Maurer

Vor den Toren des lothringischen Ortes Bure will Frankreich sein Atommüll-Endlager einrichten. In einem großen unterirdischen Labor werden Tests durchgeführt. Es gibt Proteste vor Ort. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

In vergangenen Jahren hatten Atom-Gegner bereits mehrfach gegen die Andra geklagt und auch zum Teil Recht bekommen. Die Gerichtsentscheidungen hatten zwar die Pläne immer wieder verzögert, dennoch nie grundsätzlich in Frage gestellt.

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