Hausbäume und der Klimawandel Hausbäume in Zeiten des Klimawandels

Haan/Göttingen · Wer einen Baum pflanzt, will sich einen Partner fürs Leben in den Garten holen. Doch welche Arten gedeihen langfristig gut und trotzen den klimatischen Veränderungen?

 Die Esskastanie wächst heute aufgrund des Klimawandels deutschlandweit gut.

Die Esskastanie wächst heute aufgrund des Klimawandels deutschlandweit gut.

Foto: dpa-tmn/Sebastian Gollnow

(dpa) Ein Hausbaum ist ein Blickfang, der über Jahrzehnte und Generationen das Bild eines Grundstücks prägen soll. „Ein Solitär, der einzeln steht und wirkt“, sagt Oliver Fink, Vorsitzender des Verbands der Gartenbaumschulen in Haan (NRW). Doch welcher heute gepflanzte Hausbaum trotzt in 50 Jahren noch den klimatischen Veränderungen? „Wir müssen davon ausgehen, dass die Durchschnittstemperatur je nach Region um zwei bis vier Grad steigen wird“, sagt Volker Meng vom Forstbotanischen Garten und dem Pflanzengeographischen Arboretum der Universität Göttingen. Es drohen mehr sehr heiße Tage und längere Trockenphasen, außerdem neue Krankheiten und Schädlinge.

Kommunen und Baumschulen beschäftigen sich intensiv mit der Frage, welche Bäume sie noch pflanzen sollen. Platane, Sommer-Linde oder Bergahorn sind Beispiele für Bäume, die bei langen Trockenperioden Stress bekommen können. Sie werden als Stadtbaum je nach Standort nicht mehr gerne verwendet, sagt Bärbel Faschingbauer, Fachbuchautorin und Expertin für Landespflege aus Sulzfeld am Main.

Auch Hausbäume müssten vor dem Hintergrund des Klimawandels neu betrachtet werden, sagt Meng. Strahlungshitze aushalten und robust gegenüber Trockenheit sein: Das sind Attribute, die Bäume zukunftsträchtig machen. Es gibt einige heimische Arten, die aus seiner Sicht eine gute Perspektive haben, darunter der Feldahorn, die Hainbuche oder hochstämmige Sorten von Birne und Kirsche.

Von der früher nur in Weinanbauregionen heimischen Esskastanie gebe es viele empfehlenswerte Kultursorten, sagt Meng. Der Baum des Jahres 2018 gedeiht inzwischen deutschlandweit. Auch die Walnuss sei ein zukunftsfähiger Baum. „Mit höheren Temperaturen kommt sie sehr gut zurecht“, sagt Meng. Sehr tolerant gegenüber Hitze und Trockenheit sei auch die Mispel, ergänzt Faschingbauer.

Als in jeder Hinsicht unglaublich resistent habe sich der ursprünglich aus China stammende Ginkgo erwiesen, sagt Meng. Der aus Nordamerika stammende Lederhülsenbaum kommt ebenfalls sehr gut mit Trockenheit und Hitze klar, habe eine schöne Herbstfärbung und „wunderbar lichtes Laub“.

Ein Tipp für kleine Gärten sei die Kornelkirsche, welche sich als Kleinbaum ziehen lässt und mit schönem Fruchtschmuck überzeugt. Baumschulen listen zum Teil schon spezielle Klimabäume. Das seien mitunter regionale Empfehlungen, sagt Meng, weil auch innerhalb von Deutschland klimatische Unterschiede zu beachten sind. „Eine Sorte, die im eher kontinental geprägten Osten hervorragend ist, kann im atlantisch geprägten Westen versagen.“

Im Zusammenspiel mit dem globalen Handel bringt der Klimawandel neue Krankheiten und Schädlinge nach Deutschland, die sich auch langfristig halten. „Bei Pilzen und tierischen Schädlingen werden wir Zuwanderer bekommen“, sagt Meng. Die Rosskastanienminiermotte ist ein Beispiel. Der eigentlich vom Balkan stammende Kleinschmetterling kam über Österreich nach Deutschland und breitete sich von Süden nach Norden aus, erklärt Meng. Die Blätter befallener Bäume fallen früher ab.

„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass einige von unseren heimischen Arten Probleme bekommen werden“, sagt Meng. Man werde künftig für den städtischen Bereich nicht um neue, aus wärmeren und trockeneren Klimabereichen stammende Arten herumkommen. In privaten Gärten sieht Fink die Lage nicht so kritisch: „Bei einem Hausbaum, der in eine vernünftige Umgebung im Garten kommt, kann man es flexibler halten als bei einem Straßenbaum, der viel mehr Stress aushalten muss.“

Das wichtigste Kriterium, damit ein Hausbaum gut gedeiht und lange steht, bleibt der Standort im Garten. Ist der Boden sauer oder alkalisch, feucht oder trocken, sandig oder lehmig? Liegt der Standort sonnig oder schattig? Weil Grundstücke gerade in Ballungsgebieten immer kleiner werden, nimmt die Auswahl an kleinkronigen Bäumen zu, sagt Fink. Diese seien nicht weniger widerstandsfähig als ihre größeren Artgenossen.

(dpa)
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