Erntedank Orscholzer feiern Doppeljubiläum

Orscholz · Zum 60. Mal beging der Ort sein Erntedank- und Heimatfest. Und zum 40. Mal wurde aus diesem Anlass eine Erntekönigin gekrönt.

 Der Hahn, getauft auf den stolzen Namen König Konstantin, auf dem Erntewagen von Rosi Lessel. Sie hat mit ihrem Team nicht nur den Hahn, sondern auch die Puppen im Dorf gebaut.

Der Hahn, getauft auf den stolzen Namen König Konstantin, auf dem Erntewagen von Rosi Lessel. Sie hat mit ihrem Team nicht nur den Hahn, sondern auch die Puppen im Dorf gebaut.

Foto: Werner Krewer

(eil) Bevor es losgeht, fallen noch ein paar Regentropfen an diesem Sonntagmittag, aber dann hat Petrus Erbarmen mit den Orscholzern, pünktlich zu Beginn des Festumzuges macht er die Schleusen wieder dicht. Später schickt sogar die Sonne ein paar wärmende Strahlen herunter. Die Straßen in dem Cloef-Kurort  sind dicht gesäumt von fröhlichen, erwartungsfrohen Menschen, und dann geht es auch schon los: Der prachtvoll geschmückte Erntewagen mit einer großen Krone aus Getreide, Blumen und bunten Bändern rollt von der Kirche aus den Berg hinauf, gefolgt von einer Prunkkarosse mit Ex-Erntekönigin Michelle und ihren beiden Prinzessinnen.

Im Jubiläumsjahr haben sich die Orscholzer und ihre Gäste besonders viel einfallen lassen, um ihren 60. Umzug mit der 40. Erntekönigin und fast 40 Wagen und Fußgruppen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Zum letzten Mal winkt Michelle huldvoll und wirft den Kindern kleine Süßigkeiten zu.

Gleich drei Generationen von Ernteköniginnen sitzen im nächsten Wagen: Hilde I. von 1976 und ihre Tochter Claudia (2002). Enkelin Charlotte muss noch in ihr Krönchen und die damit verbundenen Würden hineinwachsen.

Viele fleißige Erntefrauen laufen mit Körben, Flaschen und Gläsern herum und verteilen großzügig Hochprozentiges, während der Musikverein dazu den richtigen Takt angibt.

Unter dem Motto „Orscholz gestern und heute“ rollt ein vorbildlich gepflegtes leuchtend blaues Käfer-Cabriolet heran, gefolgt von einer Kutsche, die allerdings von einem Traktor gezogen wird. Vorsintflutliche Trecker mit verschiedenen historischen Anhängseln gehören ebenso dazu wie frisch geerntete „Kartoffeln und Möhrchen“ aus dem örtlichen Kindergarten.

Das Saarländische Brauerei-Museum hat eine komplette Schnapsdestille mitgebracht. Aus Waldwisse rollen große Weinfässer heran, während Orscholz´ französische Partnergemeinde Varades einen Sägebock auf ihrem Wagen montiert hat. Ein paar dicke Baumstämme warten darauf, zu anständigem Feuerholz verarbeitet zu werden.

Auf dem Wagen von Rosi Lessel und ihrem Team, die wieder überall im Dorf ihre beliebten Strohpuppen aufgestellt haben, prangt ein riesiger Hahn mit vielen kleinen Hennen – natürlich alle aus Stroh –,  aber auch ein lebendiger Hahn und zwei Hühner fahren im Zug mit und betrachten erstaunt und ein wenig eingeschüchtert die vielen Menschen ringsum.

Die Gäste aus Tettingen-Butzdorf haben Hächselmaschine und Saftpresse dabei und die Orscholzer Schützen eine Kanone. Aber heute schießen sie nicht mit Kugeln, sondern mit Sonnenblumen. Ein römischer Streitwagen, „Tumultus in Orscholcum“, natürlich von einem Pferd aus Stroh gezogen, erinnert an die Zeit der Invasoren aus dem Süden.

Krönender und gekrönter Höhepunkt des Jubiläums-Umzuges: die neue Erntekönigin Sabine II. (Leidisch) und ihre Prinzessinnen Elisa (Majeres) und Lisa (Hurth). Hübsch anzusehen, huld- und würdevoll zugleich, absolvieren sie ihren ersten großen Auftritt nach der Inthronisation am Abend zuvor.

Die Organisatoren des Zuges, Silke Brausch und Christian Thiel, können mit dem Erfolg sehr zufrieden sein. Viele fremde Autokennzeichen sind ein Indiz dafür, dass das Orscholzer Erntedank- und Heimatfest sich weit über die regionalen Grenzen hinaus großer Beliebtheit erfreut. Sogar Bundesjustizminister Heiko Maas hat es aus Berlin in seine saarländische Heimat gezogen, denn er wollte sich dieses niveauvolle Beispiel gelebter Heimat- und Kulturgeschichte auf keinen Fall entgehen lassen. Gemeinsam mit der stellvertretenden saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger verteilt er „Süßschmier“ an die begeisterten Zuschauer.

Es grüßen huldvoll die Orscholzer Erntekönigin Sabine II. (Mitte) mit ihren  Prinzessinnen Elisa (links) und Lisa beim Festumzug am Sonntag.

Es grüßen huldvoll die Orscholzer Erntekönigin Sabine II. (Mitte) mit ihren  Prinzessinnen Elisa (links) und Lisa beim Festumzug am Sonntag.

Foto: Werner Krewer

Es dauert mehr als zwei Stunden, bis auch der letzte Wagen beim Cloef-Atrium gelandet ist, wo das ganze Spektakel in ein fröhliches  Volksfest mündet.

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