Turn-EM in Polen Schäfer steigt ab und geht leer aus

Stettin · Keine EM-Medaille für saarländische Turnerin nach Sturz vom Schwebebalken.

 Pauline Schäfer belegte am Ende Platz sechs bei der EM.

Pauline Schäfer belegte am Ende Platz sechs bei der EM.

Foto: dpa/John Walton

Ihre Kieferknochen mahlten, der Blick war leer: Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer muss bei europäischen Titelkämpfen weiter auf ihre erste Medaille am Schwebebalken warten. Nach einem Sturz und drei Wacklern reichte es für die Bierbacherin in Stettin nur zum sechsten Platz. Schon beim Aufgang wirkte die 22-Jährige unsicher, und die Nervosität setzte sich während der Übung fort. Ihren Schäfer-Salto konnte die Sportsoldatin noch stehen, doch nach einem Sprung musste sie den zehn Zentimeter breiten Balken verlassen. „Scheiße. Das war mehr als ärgerlich“, fluchte die Balken-Spezialistin.

Schäfer ließ damit eine große Chance auf Edelmetall liegen, denn auch ihre Konkurrentinnen waren fehlerfrei. Am Ende setzte sich Alice Kinsella aus Großbritannien vor den Französinnen Melanie de Jesus dos Santos und Lorette Charpy durch. Mit einem fehlerfreien Vortrag wäre für sie Rang drei locker möglich gewesen.

Schäfers Teamkolleginnen hatten indes in Polen gar nichts zu bestellen. Allerdings hatten sich auch mehrere Topturnerinnen in Absprache mit dem Verband eine Auszeit genommen, darunter die Stuttgarterin Elisabeth Seitz, WM-Dritte am Stufenbarren, und Sophie Scheder aus Chemnitz, 2016 Olympiadritte am gleichen Gerät.

Besonders problematisch ist die Lage bei den Männern. Ein halbes Jahr vor der Heim-WM war die internationale Generalprobe eine Enttäuschung, und Bundestrainer Andreas Hirsch wich kritischen Fragen dazu auch nicht aus. „Unsere Kaderdecke ist erkennbar dünn. Wir haben da wenig Austauschmöglichkeiten. Und es ist leider auch ein Problem, das wir nicht sofort lösen können“, sagte der Cheftrainer, der sich von seinen Schützlingen durch einen einwöchigen Trainingslehrgang im Mai zusammen mit der russischen Riege in deren Camp mehr Stabilität erhofft.

Tatsächlich hat der Berliner personell wenig in der Hinterhand. Spekuliert werden darf bestenfalls auf eine Rückkehr von Andreas Bretschneider. Der Reckspezialist aus Chemnitz und Lebensgefährte von Pauline Schäfer hatte sich im September 2018 die Achillessehne gerissen, befindet sich aber mittlerweile wieder im Aufbautraining. Umso wichtiger, dass zumindest Andreas Toba mit zwölf Übungen ohne Sturz und Rang elf im Mehrkampf aufsteigende Form nachweisen konnte. Nach langer Leidenszeit zog der Hannoveraner folgerichtig auch ein positives Fazit. „Es macht wieder Spaß, und die EM hat mir gezeigt, dass ich in der richtigen Richtung trainiert habe“, sagte der „Hero de Janeiro“, der seit den olympischen Tagen in Brasilien 2016 immer wieder mit Knieproblemen zu kämpfen hatte.

Lukas Dauser und Felix Remuta von Bundesligist TG Saar hatten es in kein Gerätefinale geschafft. Dafür wurde ein Mannschaftskollege Europameister: Nikita Nagornyy sicherte sich den Titel im Mehrkampf vor seinem russschen Landsmann und Weltmeister Artur Dalalojan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort