German Open in Saarbrücken Weltklasse-Judo in der Saarlandhalle

Saarbrücken · Die German Open in Saarbrücken boten Spitzensport. Nur die Zuschauerzahl und 163 Absagen von Sportlern enttäuschten.

 Die Deutsche Verena Thumm (in Blau) siegte im Kampf um Platz drei gegen die Niederländerin Julie Kemmink und holte Bronze. Die Flaggen im Hintergrund zeigen es: In der Saarlandhalle herrschte internationales Flair.

Die Deutsche Verena Thumm (in Blau) siegte im Kampf um Platz drei gegen die Niederländerin Julie Kemmink und holte Bronze. Die Flaggen im Hintergrund zeigen es: In der Saarlandhalle herrschte internationales Flair.

Foto: Thomas Wieck

Ein Hauch Internationalität wehte am Wochenende in der Saarlandhalle. Nationen marschierten ein, Flaggen wurden gehisst, Nationalhymnen gespielt – der European Cup, den der Saarländische Judobund (SJB) zum dritten Mal in Saarbrücken ausrichtete, erinnerte ein wenig an die Fußball-WM. Und genau wie beim Pendant in Russland sah es bei der Veranstaltung am Samstag eher düster aus für die deutschen Athleten. Immerhin – eine Bronzemedaille für Verena Thumm aus Speyer sprang raus. „Aber ansonsten war das hier ein ganz dürftiger Auftritt“, sagte Stefan Mautes, Vizepräsident des SJB und Veranstalter des Events.

Ein Kampf der Nationen – das sollte der European Cup aber sowieso nicht werden. Eher ein Kräftemessen der Judo-Spitzenklasse aus ganz Europa und darüber hinaus. Kanada, Burkina Faso, Tadschikistan – die Athleten kamen buchstäblich aus aller Herren Länder. „Das Turnier hat enorm an Prestige dazugewonnen. Man merkt richtig, wie es angenommen wird“, sagte daher auch Myriam Roper, die für Panama an den Start ging. Bis zu den Olympischen Spielen 2016 startete die gebürtige Aachenerin noch für Deutschland und schaffte es zwischendurch sogar auf Platz eins der Weltrangliste. Am Telefon teilte ihr Bundestrainer Claudiu Pusa nach einem frühen Olympia-Ausscheiden dann aber mit, dass der Verband nicht mehr mit seiner wohl stärksten Kämpferin plane – aus Altersgründen. Der Ausweg war das Geburtsland des Vaters, für das Roper nun seit einem Jahr startet.

„Natürlich vermisse ich das Team – ich bin jetzt oft alleine auf Turnieren, weil sich der Verband in Panama finanziell nicht sehr viel erlauben kann“, zieht Roper ein kleines Zwischenfazit: „Aber die Freunde in der deutschen Mannschaft sind geblieben. Und außerdem ist es großartig, das Land meines Vaters zu repräsentieren.“ Zu einem dritten Platz reichte es für die 36-Jährige am Samstag in der ungewohnten Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm – nicht der erwartete Sieg, aber „wir haben heute ein paar Sachen ausprobiert, deswegen bin ich mit der Medaille mehr als zufrieden.“

Einen Makel fand Roper trotzdem: „Die Halle ist toll, das Turnier gut besetzt – aber ein paar Zuschauer mehr könnten es schon sein.“ Insgesamt 400 Zuschauer kamen in die Halle. „Für so ein Event lächerlich“, fand Stefan Mautes. Bei einer Kapazität von über 1300 Sitzplätzen sah das Ganze tatsächlich etwas leer aus – und auch bei der Teilnehmerzahl gab es Grund zur Beschwerde. „Von den gemeldeten 563 Teilnehmern sind nur 400 gekommen“, sagte Mautes: „Das bringt natürlich wirtschaftliche Schwierigkeiten für uns mit sich, aber ist trotzdem immer noch eine super Zahl und macht uns zu einem der bestbesuchtesten European Cups überhaupt.“

Für den strauchelnden Verband, der noch im April kurz vor der Insolvenz stand, war die Veranstaltung sowieso ein Großprojekt – organisatorisch wie finanziell. Statt der gewünschten zwölf Monate Vorbereitungszeit hatte der SJB zehn Wochen. Dazu sei zu beachten, „dass das uns ein Schweinegeld und unfassbar viel Aufwand kostet“, sagte Mautes, der aber gleichzeitig betonte, sein Verband würde „mit einer schwarzen Null“ aus der Veranstaltung herausgehen.

Sportlich ging derweil alles seinen gewohnten Lauf. Wenig überraschend überzeugten die Russen und Aserbaidschaner – beide Nationen bilden momentan die Judo-Weltspitze. Von den deutschen Athleten stach neben Bronze-Gewinnerin Thumm vor allem Anne Schmidt hervor, die ihren Kampf um Platz drei zwar verlor, aber trotzdem große Fortschritte in ihrem Auftritt sah. „Ich habe versucht, ohne große Erwartungen in das Turnier reinzugehen und das Ganze einfach kämpferisch gut zu machen – und das ist mir, denke ich, gelungen“, sagte die Berlinerin: „Man will zwar immer aufs Podium, aber dieser Sport ist einfach unberechenbar. Und wenn der letzte Feinschliff fehlt, muss man sich auch mal mit Platz fünf zufriedengeben.“ Und als Fünfte ist sie immer noch viel besser als die deutschen WM-Fußballer.

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