Altersvorsorge in jungen Jahren ist sinnvoll

Berlin · Frühzeitig fürs Alter vorzusorgen lohnt sich, denn Sparer profitieren von langen Laufzeiten. Dann bringen auch kleine Monatsraten einen guten Ertrag. Da derzeit die Zinsen jedoch niedrig sind, sollten gerade junge Menschen flexibel sparen.

 Wer frühzeitig anfängt, fürs Alter zu sparen, kann ein ordentliches Vermögen erreichen, auch wenn er jeden Monat nur kleine Beträge einzahlt. Denn der Faktor Zeit spielt Sparern in die Hände. Foto: Christin Klose/dpa

Wer frühzeitig anfängt, fürs Alter zu sparen, kann ein ordentliches Vermögen erreichen, auch wenn er jeden Monat nur kleine Beträge einzahlt. Denn der Faktor Zeit spielt Sparern in die Hände. Foto: Christin Klose/dpa

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(dpa) Mit 30 Jahren haben viele ganz andere Dinge als die Rente im Kopf. Da stehen der Start ins Berufsleben, weite Reisen oder die Gründung einer Familie im Vordergrund. Da jedoch die gesetzliche Rente allein bei den meisten nicht ausreichen wird, um im Ruhestand den Lebensstandard zu halten, sollten schon junge Menschen vorsorgen.

Drohende Altersarmut "Wer dies gänzlich außen vor lässt, dem droht später Altersarmut", warnt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Eine Berechnung der Stiftung Warentest zeigt, wie wichtig der Faktor Zeit beim Sparen ist. Wer ein Guthaben von 100 000 Euro erreichen will, muss bei einer Durchschnittsverzinsung von drei Prozent monatlich 172 Euro einzahlen. Voraussetzung ist, dass bis zur Rente noch 30 Jahre Zeit bleiben. Beginnt der Sparer erst zehn Jahre vor seinem Ruhestand damit, steigt der monatliche Sparbetrag auf 715 Euro. "Je früher man mit dem Sparen anfängt, umso kleiner können die Raten ausfallen", sagt Theo Pischke von der Stiftung Warentest. Um den Bedarf im Alter zu ermitteln, können junge Menschen sich an einer Faustregel orientieren. Um den gewohnten Lebensstandard zu halten, reichen etwa 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens aus. "Verbraucher können diesen Wert als Grundlage verwenden, um die spätere Rentenlücke zu ermitteln", erklärt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im Internet gibt es dafür zahlreiche Rentenlücken-Rechner.

Finanzieller Puffer "Man sollte aber immer fragen, ob 80 Prozent im eigenen Fall ausreichend sind. Gerade junge Menschen sollten bei ihrer Kalkulation auf jeden Fall genügend Puffer einbauen", rät er. Denn man will auch gut aufgestellt sein, wenn im Leben unerwartete Ereignisse wie ein Jobverlust oder eine Berufsunfähigkeit eintreten. Als finanziellen Puffer für unvorhersehbare Ausgaben empfiehlt Annabel Oelmann drei Nettomonatsgehälter. "Damit man in so einem Fall nicht gleich das Ersparte für die Altersvorsorge plündern muss." Die Expertin rät gerade in jungen Jahren zu flexiblen Anlageformen. Das hat den Vorteil, dass Sparraten auch mal ausgesetzt werden können. Und eine anfangs kleinere Sparrate lässt sich mit steigendem Einkommen erhöhen. "Zu starre Altersvorsorgeprodukte sind im Notfall nur mit Verlusten kündbar", erläutert die Expertin. "Niemand sollte sich jedoch in die Pleite sparen, denn es gibt schließlich auch ein Leben vor der Rente", sagt Annabel Oelmann. Daher sollten junge Menschen zunächst Schulden abbauen, existenzbedrohende Risiken wie Haftpflicht, Krankheit oder Berufsunfähigkeit absichern und sich einen Notgroschen ansparen. Wer flexibel spart, kann auf Zinsveränderungen schneller reagieren. Gerade in der anhaltenden Niedrigzinsphase ist das ein Vorteil.

Zinseszinseffekt Lohnt es sich derzeit überhaupt zu sparen, wenn man kein Risiko eingehen will? "Fürs Alter vorzusorgen, ist immer sinnvoll", sagt Pischke. Zumal sich der Unterschied des Zinssatzes erst über einen längeren Zeitraum durch den Zinseszinseffekt stark auswirkt. Pischke rechnet vor: Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan einzahlt, erhält nach zehn Jahren bei einer Verzinsung von einem Prozent 12 600 Euro. Liegt die durchschnittliche Verzinsung hingegen bei vier Prozent, sind es nach zehn Jahren 14 700 Euro. Der Unterschied beträgt 2100 Euro. Nach 30 Jahren sieht das anders aus. Dann ergibt sich ein Unterschied von 26 750 Euro. Langfristig gesehen wirkt sich die Höhe der Verzinsung also stärker aus. Mehr Rendite heißt allerdings meist mehr Risiko.

Mehrere Säulen "Sparer sollten gerade bei ihrer Altersvorsorge keine Geschäfte mit Totalverlustrisiko eingehen", warnt Ralf Scherfling. Beim Balanceakt zwischen Risiko und Rendite spielt der Zeitfaktor allen Sparern erneut in die Hände. Denn wer frühzeitig beginnt, kann mehr Risiko eingehen. "Je langfristiger der Anlagezeitraum ist, umso leichter können Anleger Schwankungen an der Börse aussitzen", erklärt Scherfling. Beim Dax, dem Index der 30 größten Aktienunternehmen in Deutschland, lag die durchschnittliche Rendite in der Vergangenheit bei rund acht Prozent pro Jahr - bei einer Haltedauer von 20 Jahren. "Wer hingegen kurzfristig investierte, musste in ungünstigen Zeiten auch Verluste hinnehmen", sagt er. Natürlich sei ein historischer Rückblick kein Garant für eine künftige Wertentwicklung.

Fördergelder Umso wichtiger ist es, dass die Altersvorsorge auf mehreren Säulen stehe. Gerade bei knappem Budget lohnt es sich, nach staatlich geförderten Produkten sowie Zulagen vom Arbeitgeber zu suchen. "Junge Verbraucher sollten zunächst prüfen, ob ihr Arbeitgeber vermögenswirksame Leistungen anbietet", sagt Oelmann. Dann gibt es bis zu 40 Euro vom Arbeitgeber monatlich geschenkt dazu. Auch die betriebliche Altersvorsorge kann laut Oelmann eine gute Altersvorsorge sein, insbesondere wenn diese vollständig oder zum Teil durch den Arbeitgeber finanziert wird. Welche Altersvorsorge am besten passt, hängt von mehreren Faktoren ab: den individuellen Bedürfnissen, dem finanziellen Spielraum, der konkreten Anlagedauer, der Risikoneigung und der Lebensplanung. "Wer etwa eine Familie gründen will, kann als eine Säule der Altersvorsorge über die staatlich geförderte Riester-Rente nachdenken", sagt Pischke. Pro Kind erhalten Sparer dann zusätzlich eine Zulage von bis zu 300 Euro pro Jahr, wenn das Kind im Jahr 2008 oder später geboren wurde.

Fondsparpläne Auch Fonds- oder Banksparpläne eignen sich als weitere Säule der privaten Vorsorge. "Hier sollten Verbraucher neben den Zinsen auch auf mögliche Kosten wie Verwaltungsgebühren und Ausgabeaufschläge achten", rät Ralf Scherfling. Sind diese Kosten hoch, können sie die Rendite stark schmälern.

Buchtipp: Die Stiftung Warentest bietet den Ratgeber "Private Altersvorsorge Vorsorgen im Zinstief" an. ISBN: 978-3-86851-386-8; Preis: 19,90 Euro.

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DIE RENTENLÜCKE SELBST ERMITTELN Die gesetzliche Rente reicht meist nicht, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Deshalb sollte man privat vorsorgen. Um zu ermitteln, wie viel man fürs Alter zurücklegen muss, sollte man die Versorgungslücke errechnen. Rentenlücken-Rechner können helfen, zum Beispiel von der Stiftung Warentest: www.test.de . Als Faustregel gilt, dass rund 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens im Rentenalter ausreichen. Wer monatliche Einnahmen von rund 1500 Euro netto hat, braucht im Ruhestand demnach rund 1200 Euro pro Monat. Liegt die erwartete Rente bei rund 1000 Euro, müsste man mindestens rund 200 Euro pro Monat durch eine private Vorsorge ausgleichen. Die größten Kostenblöcke im Alter sind Krankenversicherung, Wohn- und Lebenshaltungskosten. Je nach Renteneintrittsalter und Grundfreibetrag wird die Rente versteuert, wenn die Steuerfreigrenze überschritten wird.

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